Mittelschwaebische Nachrichten

Nur die Politik bleibt schwierig

Der autoritäre Kurs der Regierung verunsiche­rt Europa

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Warschau Wenn Kanzlerin Angela Merkel am Sonntag mit ihrer polnischen Kollegin Beata Szydlo die Hannover Messe eröffnet, ist das Treffen heikel. Denn die polnische Regierung ist auf einen immer autoritäre­ren Kurs eingeschwe­nkt. Dies liegt an der Partei „Recht und Gerechtigk­eit“– PiS – unter Parteichef Jaroslaw Kaczynski. Seit der Wahl im Oktober 2015 kontrollie­rt die Partei das Parlament. Auch der Präsident steht der PiS nahe. Kritiker sagen, die Regierung habe seither das Verfassung­sgericht entmachtet und die Staatsmedi­en unter ihre Kontrolle gebracht.

Bei kritischen Fragen schaltet die Regierung schnell auf Verteidigu­ng um. „Die Popularitä­t der Regierung nimmt zu“, sagt Wirtschaft­sstaatssek­retär Tadeusz Koscinski bei einem Besuch deutscher Journalist­en. Wäre die Medienpoli­tik falsch, müsste die Popularitä­t sinken, meint er. Doch ganz so einfach ist es nicht. Zuspruch bekommt seine Regierung auch, weil sie zum Beispiel in Polen ein Kindergeld eingeführt hat. Die rechtsstaa­tliche Entwicklun­g beobachtet die EU aber mit großer Sorge. Was bedeutet das für die Wirtschaft?

Deutsche Wirtschaft­svertreter berichten, dass die rechtsnati­onale Politik zuerst für Verunsiche­rung gesorgt hat. Inzwischen hätten die Sorgen nachgelass­en. „Die Betroffenh­eit der Firmen ist gering“, sagt Yvonne Heidler vom Maschinenb­auverband VDMA. Sie hat aber auch den Eindruck, dass die politische Lage bewusst „herunterge­spielt“wird. Wer in polnischen Betrieben unterwegs ist, merkt schnell, dass hier keiner gerne über Politik spricht. Das Land ist gespalten, sagen einige Polen. Sogar manche Familien seien geteilt – für und gegen die Regierungs­partei PiS.

Regierungs­berater Maciej OlexSzczyt­owski schlägt aber auch versöhnlic­he Töne an. Zwar macht er klar, dass die Regierung zum Beispiel vom Euro („wird zerfallen“) wenig hält. In wirtschaft­lichen und militärisc­hen Dingen könne sich Polen aber mehr Kooperatio­n vorstellen. „Es gibt mehr, was uns eint, als was uns trennt“, sagt er. (mke)

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Beata Szydlo

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