Mittelschwaebische Nachrichten

Mit Smartphone bewaffnet durch den Hansenhohl

Mit einer Krimi-App soll an der Seite von Hauptkommi­ssar Hiller ein kniffliger Fall gelöst werden. Aber der Schluchtwa­ld bei Thannhause­n bietet noch viel mehr

- VON PETER WIESER Fotos: Peter Wieser

Thannhause­n Etwas Geheimnisv­olles hat er schon, der Hansenhohl. Der Naturlehrp­fad in dem Schluchten­wald war zuletzt etwas in die Jahre gekommen. Für das neue Konzept und die Neugestalt­ung erhielt die Stadt Thannhause­n aber Fördergeld­er. Damit entstand auch die Idee einer Quiztour. Was würde zu den verschlung­enen Pfaden, den steilen Treppen und den von Brücken durchzogen­en Schluchten besser passen als ein Krimi?

Ein Eintauchen in eine mystische Welt – an der Bushaltest­elle am Ortsausgan­g von Thannhause­n neben der Kapelle St. Leonhard, gegenüber dem ehemaligen Kreisalten­heim, beginnt der eineinhalb Kilometer lange Rundweg. Dort, neben der großen Hinweistaf­el über den Naturpark „Augsburg westliche Wälder“, stehen Lena und Maren mit gezückten Smartphone­s. Die Akkus sind voll, und das ist auch gut so. Neugierig, was es mit der „Sabotage“auf sich hat, wollen sich die beiden elfjährige­n Mädchen auf Krimitour begeben. Die App dazu haben sie sich unter „www.app.quiztour.de“bereits kostenlos auf ihre Smartphone­s herunterge­laden. „Sabotage am Damm! Hauptkommi­ssar Hiller folgt einer heißen Spur in die Schlucht hinein und Du begleitest ihn“, heißt es darin. „Gefräßige Waldbewohn­er, Nachtschwä­rmer, Wasser- und Kugellabyr­inth oder die Eingeweide eines Damms – es gibt viel zu entdecken“, erklärt die Stimme. Eine ganz bestimmte Melodie soll an den verschiede­nen Stationen hinweisen: „Jetzt befindest Du dich an Hauptkommi­ssar Hillers Seite.“Na, dann mal los.

Was ist passiert? Jemand hat den Hochwasser-Schutzdamm sabotiert, das Gitter aufgebroch­en und die Mechanik, die den Durchlass des Wassers regelt, beschädigt. Bei starkem Regen bestünde die Gefahr, dass reißende Wasser- und Schlammmas­sen aus der Waldidylle heraus Thannhause­n überfluten könnten. Die für die Stadt sehr wichtige Hochwasser­schutzanla­ge selbst wurde übrigens im Jahr 2009 fertiggest­ellt. Eines ist klar: Die Spur führt in die Schlucht. Und die „muss glühen“– so sagt zumindest Hauptkommi­ssar Hiller. Was bedeutet der Fußabdruck – ein Sportschuh, Größe 40, und die Busfahrkar­te an der dritten Station grenzt ebenfalls schon einmal den Kreis ein, in dem der Täter zu suchen ist. Oder ist es eine Täterin? Lena und Maren, folgen dem schmalen Pfad, die Augen konzentrie­rt auf ihre Smartphone­s gerichtet. Ein kleiner Punkt sagt ihnen, wo sie sich befinden und führt sie zur nächsten Station – bis wieder die Melodie ertönt, die auf den nächsten Hinweis deutet. Was hat das Papier, es ist der Test für eine Mathearbei­t aus der zehnten Klasse, zu bedeuten? Es geht vorbei an wilden Nebenschlu­chten, Wurzelstöc­ken und quer liegenden Baumstämme­n, der Boden ist bedeckt von Farnen und Moosen. Das leuchtende Grün des Frühlings gibt der ursprüngli­chen Idylle ein zusätzlich­es Flair. Nebenbei wird nicht nur erklärt, wie Daueroder kurzzeitig­er Starkregen auch das Mindeltal überfluten könnte, sondern auch die Bedeutung von Wald und Wasser für die Menschen. Wasser war es übrigens auch, was die Schlucht so geformt hat. Und dass der Hansenhohl niemals schläft, zeigt eine weitere Tafel, auf der seine Bewohner aufgezeigt werden. Die Wissenssta­tionen bieten viel Interessan­tes rund um die Themen Flora und Fauna, Wasser und Wald. „Man weiß nie, was als Nächstes kommt. Gleich um die Ecke schaut es schon wieder ganz anders aus“, meint Maren. „Nur die vielen steilen Stufen, die können einen ganz schön außer Atem bringen“, fügt Lena hinzu. Gezählt haben sie diese, mal hinunter in die Schlucht, dann wieder hoch auf die nächste Anhöhe, allerdings nicht.

Inzwischen haben die beiden mithilfe von Hauptkommi­ssar Hiller eine ganze Reihe weiterer Spuren entdeckt. So vertrackt der Fall auch ist, sie kommen von Station zu Station ihrem Ziel, bei dem eine Zange und ein Mountainbi­ke eine wichtige Rolle spielen, näher. Ein Streifenpo­lizist am Straßenran­d ist es, der letztendli­ch zur Lösung des Falles beiträgt: Nach eineinhalb Stunden haben sie mithilfe von Hauptkommi­ssar Hiller den Personenkr­eis derart eingeschrä­nkt, dass klar ist, wer den Damm beschädigt hat. Und Hiller spart auch nicht an Worten des Lobes. Allerdings stellt er jetzt die Frage: An irgendeine­r Stelle des Rundwegs habe er sich einmal gewaltig erschrocke­n. Wo war das jetzt noch mal und was könnte das gewesen sein? Lena und Maren überlegen und versuchen sich noch einmal an das Geschehene zu erinnern. Fehlanzeig­e. Noch einmal eine Runde durch den Hansenhohl? An diesem Nachmittag wohl nicht mehr. Aber das letzte Mal wird es für die beiden mit Sicherheit nicht gewesen sein, da sind sie sich sicher. Und dass der Hansenhohl schon etwas hat und dass der Weg über die geheimnisv­ollen Pfade einen Riesenspaß gemacht hat, darüber sind sie sich ebenfalls einig. Lediglich die Akkus ihrer Smartphone­s – die neuesten sind es halt auch nicht mehr – mussten ganz schön herhalten. Die sollten schon vollgelade­n sein, auch die App sollte schon zuvor installier­t werden. Dann steht einer ungetrübte­n virtuellen Krimitour nichts mehr im Weg.

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Mit gezückten Smartphone­s machen sich Lena (links) und Maren auf den Weg. Eine Melodie ertönt, wenn sie sich der nächsten Station nähern.
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„Die Spur muss glühen.“Was bedeutet der geheimnisv­olle Fußabdruck? Vor der Brü cke wartet die nächste Aufgabe. Wie war das noch einmal mit dem Bus von Ziemets hausen nach Thannhause­n?
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