Mittelschwaebische Nachrichten
Mit Smartphone bewaffnet durch den Hansenhohl
Mit einer Krimi-App soll an der Seite von Hauptkommissar Hiller ein kniffliger Fall gelöst werden. Aber der Schluchtwald bei Thannhausen bietet noch viel mehr
Thannhausen Etwas Geheimnisvolles hat er schon, der Hansenhohl. Der Naturlehrpfad in dem Schluchtenwald war zuletzt etwas in die Jahre gekommen. Für das neue Konzept und die Neugestaltung erhielt die Stadt Thannhausen aber Fördergelder. Damit entstand auch die Idee einer Quiztour. Was würde zu den verschlungenen Pfaden, den steilen Treppen und den von Brücken durchzogenen Schluchten besser passen als ein Krimi?
Ein Eintauchen in eine mystische Welt – an der Bushaltestelle am Ortsausgang von Thannhausen neben der Kapelle St. Leonhard, gegenüber dem ehemaligen Kreisaltenheim, beginnt der eineinhalb Kilometer lange Rundweg. Dort, neben der großen Hinweistafel über den Naturpark „Augsburg westliche Wälder“, stehen Lena und Maren mit gezückten Smartphones. Die Akkus sind voll, und das ist auch gut so. Neugierig, was es mit der „Sabotage“auf sich hat, wollen sich die beiden elfjährigen Mädchen auf Krimitour begeben. Die App dazu haben sie sich unter „www.app.quiztour.de“bereits kostenlos auf ihre Smartphones heruntergeladen. „Sabotage am Damm! Hauptkommissar Hiller folgt einer heißen Spur in die Schlucht hinein und Du begleitest ihn“, heißt es darin. „Gefräßige Waldbewohner, Nachtschwärmer, Wasser- und Kugellabyrinth oder die Eingeweide eines Damms – es gibt viel zu entdecken“, erklärt die Stimme. Eine ganz bestimmte Melodie soll an den verschiedenen Stationen hinweisen: „Jetzt befindest Du dich an Hauptkommissar Hillers Seite.“Na, dann mal los.
Was ist passiert? Jemand hat den Hochwasser-Schutzdamm sabotiert, das Gitter aufgebrochen und die Mechanik, die den Durchlass des Wassers regelt, beschädigt. Bei starkem Regen bestünde die Gefahr, dass reißende Wasser- und Schlammmassen aus der Waldidylle heraus Thannhausen überfluten könnten. Die für die Stadt sehr wichtige Hochwasserschutzanlage selbst wurde übrigens im Jahr 2009 fertiggestellt. Eines ist klar: Die Spur führt in die Schlucht. Und die „muss glühen“– so sagt zumindest Hauptkommissar Hiller. Was bedeutet der Fußabdruck – ein Sportschuh, Größe 40, und die Busfahrkarte an der dritten Station grenzt ebenfalls schon einmal den Kreis ein, in dem der Täter zu suchen ist. Oder ist es eine Täterin? Lena und Maren, folgen dem schmalen Pfad, die Augen konzentriert auf ihre Smartphones gerichtet. Ein kleiner Punkt sagt ihnen, wo sie sich befinden und führt sie zur nächsten Station – bis wieder die Melodie ertönt, die auf den nächsten Hinweis deutet. Was hat das Papier, es ist der Test für eine Mathearbeit aus der zehnten Klasse, zu bedeuten? Es geht vorbei an wilden Nebenschluchten, Wurzelstöcken und quer liegenden Baumstämmen, der Boden ist bedeckt von Farnen und Moosen. Das leuchtende Grün des Frühlings gibt der ursprünglichen Idylle ein zusätzliches Flair. Nebenbei wird nicht nur erklärt, wie Daueroder kurzzeitiger Starkregen auch das Mindeltal überfluten könnte, sondern auch die Bedeutung von Wald und Wasser für die Menschen. Wasser war es übrigens auch, was die Schlucht so geformt hat. Und dass der Hansenhohl niemals schläft, zeigt eine weitere Tafel, auf der seine Bewohner aufgezeigt werden. Die Wissensstationen bieten viel Interessantes rund um die Themen Flora und Fauna, Wasser und Wald. „Man weiß nie, was als Nächstes kommt. Gleich um die Ecke schaut es schon wieder ganz anders aus“, meint Maren. „Nur die vielen steilen Stufen, die können einen ganz schön außer Atem bringen“, fügt Lena hinzu. Gezählt haben sie diese, mal hinunter in die Schlucht, dann wieder hoch auf die nächste Anhöhe, allerdings nicht.
Inzwischen haben die beiden mithilfe von Hauptkommissar Hiller eine ganze Reihe weiterer Spuren entdeckt. So vertrackt der Fall auch ist, sie kommen von Station zu Station ihrem Ziel, bei dem eine Zange und ein Mountainbike eine wichtige Rolle spielen, näher. Ein Streifenpolizist am Straßenrand ist es, der letztendlich zur Lösung des Falles beiträgt: Nach eineinhalb Stunden haben sie mithilfe von Hauptkommissar Hiller den Personenkreis derart eingeschränkt, dass klar ist, wer den Damm beschädigt hat. Und Hiller spart auch nicht an Worten des Lobes. Allerdings stellt er jetzt die Frage: An irgendeiner Stelle des Rundwegs habe er sich einmal gewaltig erschrocken. Wo war das jetzt noch mal und was könnte das gewesen sein? Lena und Maren überlegen und versuchen sich noch einmal an das Geschehene zu erinnern. Fehlanzeige. Noch einmal eine Runde durch den Hansenhohl? An diesem Nachmittag wohl nicht mehr. Aber das letzte Mal wird es für die beiden mit Sicherheit nicht gewesen sein, da sind sie sich sicher. Und dass der Hansenhohl schon etwas hat und dass der Weg über die geheimnisvollen Pfade einen Riesenspaß gemacht hat, darüber sind sie sich ebenfalls einig. Lediglich die Akkus ihrer Smartphones – die neuesten sind es halt auch nicht mehr – mussten ganz schön herhalten. Die sollten schon vollgeladen sein, auch die App sollte schon zuvor installiert werden. Dann steht einer ungetrübten virtuellen Krimitour nichts mehr im Weg.