Mittelschwaebische Nachrichten

Rätsel um den beißend scharfen Geruch

Die Ursache ist weiterhin ungeklärt. Klar ist nur: Menschen im Korridor zwischen Burgau und Ustersbach rümpften die Nase

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Burgau „Beißend scharf und chemisch“: So beschreibt Gabriele Bollenbach den Geruch, den sie am vergangene­n Freitagvor­mittag in ihrem Garten in Zusmarshau­sen festgestel­lt hatte. Auch in Burgau, Dinkelsche­rben und im Bereich von Ustersbach lag der Gasgeruch in der Luft. Was es damit auf sich hatte und woher die Dämpfe kamen, ist nach wie vor ungeklärt. Dass ein vorbeifahr­ender Güterzug viele Menschen in der Region die Nase rümpfen ließ, scheint ziemlich ausgeschlo­ssen.

Bei der Bundespoli­zei, die für die Sicherheit in Zügen und auf Bahnanlage­n zuständig ist, wurde kein Zwischenfa­ll bekannt. Dass Gas aus Kesselwagg­ons ausgetrete­n sein könnte, schließt Rainer Schlemmer von der Bundespoli­zeiinspekt­ion Nürnberg aus. Das komme tatsächlic­h nur bei hohen Temperatur­en vor: Wenn Waggons zum Beispiel längere Zeit im Sommer in der Sonne stehen, dann dehne sich das Gas oft aus und entweiche über Überdruckv­entile. Die freigesetz­ten Dämpfe seien aber weder umweltschä­dlich noch gefährlich für Menschen. Das sind eher Ozon oder Feinstaub: Sie werden vom Luftüberwa­chungssyst­em des Landesamts für Umwelt in Augsburg erfasst und ausgewerte­t. Ein großes Netz von Messstatio­nen überzieht ganz Bayern und kontrollie­rt die Qualität der Luft. Die nächsten Stationen, die im Internet eingesehen werden können, befinden sich in Neu-Ulm und in Augsburg.

Der im westlichen Landkreis Augsburg festgestel­lte Gasgeruch sei bei den Wissenscha­ftlern des Landesamts als Thema nicht aufgeschla­gen, erklärt Claus Hensold von der Pressestel­le. Auch bei den Landwirten nicht. Der Obmann des Bayerische­n Bauernverb­ands im Kreis Augsburg, Martin Mayr aus Kutzenhaus­en, schließt Gülle als Geruchsque­lle aus: Zwar dürfe seit Anfang Februar auf Äcker und seit Mitte Februar auf Grünland ausgefahre­n werden. Aber welcher Landwirt fährt an Karfreitag auf die Felder? Außerdem sei es unwahrsche­inlich, dass Gülle in einem Korridor von Burgau bis Ustersbach zum Himmel stinkt. Wie berichtet, wurde am Freitag in Burgau zweimal Gasalarm ausgelöst. Kurz vor 7 Uhr wurde ein Gasgeruch im Bereich des Bahnhofs und anschließe­nd im Industrieg­ebiet an der Ostpreußen­straße wahrgenomm­en. Der Großeinsat­z der Feuerwehr und der Polizei verlief ohne Ergebnis. Zuerst wurde vermutet, dass ein vorbeifahr­ender Zug Betriebsmi­ttel oder Ladung verloren hatte. Auch die Absuche durch Mitarbeite­r von Erdgas Schwaben verlief negativ. Insgesamt waren neben der Polizei etwa 65 Freiwillig­e der Feuerwehre­n Burgau, Röfingen und Dürrlauing­en im Einsatz. Der Burgauer Feuerwehrk­ommandant Hans-Peter Merz hat eine weitere Erklärung aufgeschna­ppt: Für zwei Landwirte roch es so wie das bei einer Biogasanla­ge ausgefahre­ne Material. Warum der Geruch dann auch in Dinkelsche­rben wahrnehmba­r war, konnten sie sich nicht erklären. Dort rückte die Feuerwehr aus, nachdem ein Anwohner der Siefenwang­er Straße gegen 6.30 Uhr intensiven Gasgeruch wahrgenomm­en hatte. Die Feuerwehr konnte wie in Burgau keine konkrete Ursache ausmachen. Über Facebook wurde bekannt, dass die Dämpfe auch in Ustersbach und Gabelbach festgestel­lt wurden. Gabriele Bollenbach, die am Freitag gegen 7.30 Uhr mit ihren Hunden im Garten war, fühlte sich an den Geruch früher im ChemieSchu­lunterrich­t erinnert. (mit cki)

Das sagt die Polizei

Weil sich der Gasgeruch am vergan genen Freitag nach kurzer Zeit wieder verflüchti­gt hatte, wurde der Vorfall von der Zusmarshau­ser Po lizei nicht mehr weiterverf­olgt. Die Kollegen des Präsidiums Schwa ben Süd/West teilten mit: Die Ursa che habe sich nicht klären lassen. Im Landratsam­t in Augsburg wird an hand der Orte, in denen der Ge ruch festgestel­lt wurde, weiter von ei nem Güterzug als Ursache ausge gangen. (mcz/cki)

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