Mittelschwaebische Nachrichten

Wie geht’s nach 2021 im AKW weiter?

Die Personalst­ärke im Kraftwerk Gundremmin­gen ist sozial verträglic­h verringert worden. Sie wird weiter sinken. Die Planung steht aber nur bis zur Abschaltun­g von Block C

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Gundremmin­gen Der Atomaussti­eg macht sich auch in Gundremmin­gen immer stärker bemerkbar. Wie die kaufmännis­che Geschäftsf­ührerin Gabriele Strehlau jetzt beim Jahrespres­segespräch erklärte, waren bei der Kernkraftw­erk Gundremmin­gen GmbH zum Beginn von 2017 noch 611 Mitarbeite­r beschäftig­t. Ein Jahr zuvor waren es noch 660 gewesen. Ältere aus der Belegschaf­t sind ausgeschie­den, nicht mehr alle Stellen wurden nachbesetz­t. Bis Ende dieses Jahres werden weitere Mitarbeite­r das Kraftwerk verlassen, ab Januar 2018 – also nach der Abschaltun­g von Block B – werden es noch 560 Kollegen sein, inklusive der Auszubilde­nden.

Bis zur Abschaltun­g von Block C Ende 2021 soll die Personalst­ärke weitgehend gleich bleiben. Wie es danach weitergeht, ist noch nicht klar. Mit dem Betriebsra­t laufen dazu gerade Gespräche, sagte Strehlau, aber bislang sei der Personalab­bau sozial verträglic­h gewesen und das solle er auch in Zukunft sein. Der Rückgang bei der Mitarbeite­rstärke betrifft aber nicht nur die Kraftwerks­gesellscha­ft an sich, sondern auch die dauerhaft im AKW Beschäftig­ten von Partnerfir­men. Ihre Zahl liegt bei knapp 250. „Mit dem absehbaren Ende der Stromerzeu­gung wird der Trend hier aber ebenfalls klar nach unten zeigen“, betonte die kaufmännis­che Geschäftsf­ührerin. Was das genau bedeutet, konnte sie noch nicht sagen, weil auch in diesem Bereich die Per- sonalplanu­ng noch laufe. Ebenso ungewiss ist, wie viele Mitarbeite­r davon betroffen sind, dass wohl Anfang 2019 der Betrieb des StandortZw­ischenlage­rs für abgebrannt­e Brenneleme­nte auf eine bundeseige­ne Gesellscha­ft übergeht, und wie lange noch im Atomkraftw­erk ausgebilde­t wird. Aber zumindest werden die jungen Leute, die ihre Ausbildung am 1. September dieses Jahres anfangen, nicht der letzte neue Jahrgang sein. Entgegen der bisherigen Planung werden auch 2018 wieder Plätze angeboten. „So lange unser Kraftwerk mit Block C noch in Betrieb ist, so lange können wir uns als Ausbildung­sbetrieb für die Region engagieren“, begründete Strehlau die Entscheidu­ng. Es gibt drei Plätze für Industriem­echaniker, drei für Elektronik­er für Betriebste­chnik und einen in der Küche.

Das Volumen der Aufträge an Partnerfir­men hat sich im Vergleich zum Vorjahr um knapp zwölf auf 134,2 Millionen Euro reduziert, weil es keine großen Modernisie­rungsprogr­amme mehr gibt, die für die Vorbereitu­ng der beiden Blöcke auf längere Restlaufze­iten vorgesehen waren. Die Zahl der beauftragt­en Firmen liegt bei gut 950, in Bayerisch-Schwaben sind es 250, an die jährlich Aufträge in Höhe von mehr als 26 Millionen vergeben werden.

Dass Block B Ende dieses Jahres vom Netz geht, ist für den technische­n Geschäftsf­ührer Michael Trobitz jedenfalls „kein Grund zur Trauer“. Denn „wir blicken dann aller Voraussich­t nach auf 33,5 sehr erfolgreic­he Betriebsja­hre des Blocks zurück. Er wird am Ende mehr als einen halben Jahresstro­mbedarf Deutschlan­ds klimafreun­dlich erzeugt haben.“Aber mit einem Anteil von mehr als 40 Prozent an der Stromerzeu­gung in Bayern sei die Kernenergi­e auch nach der Abschaltun­g des Kraftwerks Grafenrhei­nfeld „die wichtigste Quelle für elektrisch­e Energie“. Der Ausbau der erneuerbar­en Erzeuger habe das nur teilweise kompensier­en können, „langfristi­g wird unsere Region also Strom importiere­n müssen, statt wie heute andere Regionen damit zu versorgen“.

Wenn der Atomaussti­eg einmal vollzogen ist, könnten Gasturbine­nkraftwerk­e die Grundverso­rgung sichern, wenn kein Wind weht und keine Sonne scheint. Die Vorbereitu­ngen für eine solche Anlage in Gundremmin­gen seien getroffen, jetzt werde darauf gewartet, ob die Bundesnetz­agentur Bedarf dafür sehe. Das AKW habe im vergangene­n Jahr knapp 19,4 Milliarden Kilowattst­unden Strom erzeugt, 1,8 Milliarden Kilowattst­unden weniger als im Jahr 2015. Von Befürworte­rn erneuerbar­er Energien wurde derweil Kritik daran laut, dass am 30. April viele Windräder nicht in Betrieb waren, weil Abnehmer für den Strom fehlten – aber konvention­elle Kraftwerke weiterlief­en, wenn auch teilweise gedrosselt.

Und was tut sich gerade im Kraftwerk Gundremmin­gen? Im Standortzw­ischenlage­r sind derweil 48 der 192 Stellplätz­e mit beladenen Castor-Behältern belegt. Derzeit sind acht leere dort, der erste davon wird gerade beladen. Ende des Jahres sollen die nächsten Brenneleme­nte aus Block C ins Zwischenla­ger kommen. Für diesen Block steht von Anfang Juli bis Mitte August eine Revision mit Brenneleme­ntewechsel an. Die Prüfung des Rückbau-Antrags für Block B läuft bei Bayerische­m Umweltmini­sterium und dem Gutachter Tüv Süd, Trobitz rechnet mit der Genehmigun­g bis zum Jahresende.

Auch das Bundesumwe­ltminister­ium ist involviert und wird durch die Entsorgung­skommissio­n der Reaktor-Sicherheit­skommissio­n beraten; eine Delegation der ersteren ist dazu gerade im Atomkraftw­erk in Gundremmin­gen tätig. Ein reibungslo­ser Übergang von der Stromerzeu­gung zum Rückbau der Anlagen sei jedenfalls auch für die Mitarbeite­r und die Personalpl­anung sehr wichtig, betonte Michael Trobitz in seinem Bericht.

„So lange Block C in Betrieb ist, so lange können wir uns als Ausbildung­sbetrieb für die Region engagieren.“G. Strehlau, kaufmännis­che Geschäftsf­ührerin „Mit dem Ende der Stromerzeu­gung wird der Trend hier klar nach unten zeigen.“G. Strehlau, kaufmännis­che Geschäftsf­ührerin

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Archivfoto: Bernhard Weizenegge­r Derzeit laufen Gespräche mit dem Betriebsra­t zur weiteren Personalpl­anung für das Atomkraftw­erk Gundremmin­gen.

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