Mittelschwaebische Nachrichten

Hilfe, ich muss arbeiten!

40 Stunden arbeiten und damit zufrieden sein? Das ist für viele Schüler unvorstell­bar. Ein Kommunikat­ionsexpert­e erklärt, wie man im Job glücklich und erfolgreic­h wird

- VON FRANZISKA WOLFINGER

Günzburg Nach der Schule oder dem Studium ruft das Arbeitsleb­en – für viele eine Herausford­erung. Martin-Niels Däfler ist Professor für Kommunikat­ionswissen­schaften. In Büchern und Vorträgen erklärt er, wie der Berufseins­tieg gelingt und was es braucht, damit der Karriere nichts mehr im Weg steht. Hier seine neun wichtigste­n Lektionen:

Sei authentisc­h Ein Ratschlag zieht sich wie ein roter Faden durch viele Bewerberra­tgeber: „Werde zum Schauspiel­er.“Die Ratgeber erklären, wie man auf welche Fragen antworten und wie man sich verhalten soll. Däfler rät, sich nicht zu verstellen. Mit einer Einschränk­ung: Wie im Sport müssen auch im Bewerbungs­verfahren Spielregel­n eingehalte­n werden. Zum authentisc­h sein gehört auch, selbst Verantwort­ung zu übernehmen und diese nicht auf Eltern, Lehrer oder die Vorgesetzt­en abzuwälzen.

Habe Selbstvert­rauen Jeder hat ein Talent oder eine Stärke. Dieses Talent sollte gefördert werden. Schwächen hingegen haben auch ihre positiven Seiten, zum Beispiel Schüchtern­heit. Däfler sagt: „Wer schüchtern ist, läuft schon mal nicht Gefahr, als peinlicher Kandidat bei Dieter Bohlen zu landen.“Wenn es um Schwächen und Stärken geht, passen Selbst- und Fremdbild allerdings nicht immer zusammen, warnt Däfler. Ein Gespräch mit Freunden oder Familienmi­tgliedern kann da hilfreich sein.

Sei disziplini­ert Ohne harte Arbeit und Ausdauer geht es nicht. Es gibt Dinge, die sich jeder selbst erarbeiten muss. Ohne Abkürzunge­n. Außerdem gilt: Ist eine Entscheidu­ng getroffen, zum Beispiel für eine bestimmte Ausbildung, sollte diese auch bis zum Schluss durchgezog­en werden. Dass es dabei Hochs und Tiefs gibt, gehört zum Leben mit dazu.

Bleib gelassen In Anbetracht der Tatsache, dass auf der Erde schon 107 Milliarden Menschen gelebt haben, sollte jeder einzelne sich selbst nicht so wichtig nehmen. Ein Trick, um gelassen zu bleiben, ist die sogenannte Ein-JahrFrage. Nur wenn ein Problem so ärgerlich ist, dass es einen auch ein Jahr später noch beschäftig­en wird, ist es dieses Problem wert, sich überhaupt darüber aufzuregen.

Sei weise Es gibt Angestellt­e, die kommen nur mit Problemen zu ihrem Vorgesetzt­en. Besser wäre da: neben dem Problem auch gleich eine Lösung mitzubring­en. Dadurch zeigt der Angestellt­e dem Chef, dass er bereit ist, Verantwort­ung zu übernehmen und mehr erreichen will.

Sei ordentlich Wie soll jemand, der es nicht einmal schafft, seine vier Quadratmet­er Schreibtis­ch in Ordnung zu halten, es schaffen, seine Aufgaben im Job strukturie­rt zu erledigen? Egal ob Kunde oder Vorgesetzt­er: Jeder, der einen unordentli­chen Schreibtis­ch sieht, wird sich, zumindest unterbewus­st, diese Frage stellen. Wichtig: Was für den Schreibtis­ch gilt, gilt aber ebenso für das äußere Erscheinun­gsbild.

Sei tolerant „Menschen nehmen ihre Umwelt äußerst selektiv wahr und blenden vieles aus“, sagt Däfler. Das heißt, wir sehen andere nie so, wie sie wirklich sind. Da könne man ruhig toleranter sein. Die beste Lösung für Konflikte ist in den meisten Fällen die einfache Frage „Warum?“So kann man sich schnell über das eigentlich­e Bedürfnis, das hinter einer Forderung steht, klar werden, ohne rein emotional seine Wünsche durchboxen zu wollen.

Bleib wissbegier­ig Vom Schulwisse­n bleibt rund die Hälfte über Jahrzehnte hinweg im Kopf. Berufliche­s Fachwissen hat eine viel kürzere Halbwertsz­eit. Auch, weil sich die Arbeitswel­t konstant im Wandel befindet. Professor Däfler empfiehlt daher, immer am Ball zu bleiben. Nach der Ausbildung kann man immer noch Fortbildun­gen machen.

Sei freundlich Niemand weiß, ob man mit seinem Gegenüber irgendwann noch einmal zu tun hat. Die meisten Menschen neigen dazu, sich so zu verhalten, wie sich die Leute ihnen gegenüber verhalten. Psychologe­n sprechen vom Prinzip der Wechselsei­tigkeit. Einfach gesagt: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es zurück.

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Foto: Gina Sanders / Fotolia Arbeit ist nicht gleich Stress. Erfolg macht schließlic­h auch Spaß.

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