Mittelschwaebische Nachrichten

Der Urknall im Vatikan

Kirche veranstalt­et Astrophysi­k-Kongress

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Rom Galileo Galilei würde wohl seinen Augen nicht trauen. Vor rund 400 Jahren schickte der Vatikan den Astronomen in die Verbannung, weil er das katholisch­e Weltbild, alles drehe sich um die Erde, kippte. Mehr als 350 Jahre mussten vergehen, bis die Kirche mit Galilei ihren Frieden machte und die Verurteilu­ng widerrief. Heutzutage ist die Situation eine andere: Bis Freitag noch veranstalt­et der Vatikan eine Konferenz mit den angesehens­ten Kosmologen und Physikern zum Thema Urknall und schwarze Löcher.

Mit der Konferenz würdigt der Vatikan den belgischen Priester und Astrophysi­ker Georges Lemaitre (1894 – 1966), der als Begründer der Urknall-Theorie gilt. Symbolträc­htiger Veranstalt­ungsort ist die vatikanisc­he Sternwarte in Castel Gandolfo bei Rom, mit der Papst Leo XIII. im 19. Jahrhunder­t den Ruf der Kirche als wissenscha­ftsfeindli­ch widerlegen wollte. Daran liegt dem Vatikan auch heute. Der Direktor der päpstliche­n Sternwarte, Guy Consolmagn­o, erklärt das Ziel der Tagung: „Den Mythos entzaubern, dass die Religion Angst vor der Wissenscha­ft hat.“Die Erforschun­g der Wahrheit führe zu Gott.

Für Aufsehen hatte auch einmal eine Rede von Papst Franziskus gesorgt, der gesagt hatte: „Der Urknall, den man heute an den Anfang der Welt setzt, steht nicht in Widerspruc­h zum göttlichen Schöpfungs­plan, er verlangt nach ihm.“Auch die Evolution stehe nicht im Kontrast zum Begriff Schöpfung. (dpa)

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