Mittelschwaebische Nachrichten
FCA Fans droht der Kartensalat
Die Betreiberfirma ist insolvent. Wie kommt der Stadiongänger an eine Bratwurst und sein Restgeld? Was am Spieltag und darüber hinaus wichtig ist
Augsburg Vor den Bundesligaspielen am Wochenende steht Stadiongängern Ärger bevor. Weil der Bezahlkartenanbieter Payment Solutions insolvent ist, können die Fans in den betroffenen Fußball-Arenen nicht mit ihrem Plastikgeld bezahlen. Mehr noch: Ihr Guthaben und Pfand werden nicht ausbezahlt. Das Bezahlsystem von Payment Solutions wird unter anderem in der Arena des FC Augsburg angewandt.
Wie funktioniert das Bezahlsystem?
Der FC Augsburg arbeitet beim Catering mit den Stadtwerken Augsburg (SWA) zusammen. Für das bargeldlose Bezahlsystem haben diese wiederum Payment Solutions beauftragt. Auf Chip-Karten (FCACard, Karocard, LEW-Card) wird Guthaben gebucht, um die Abwicklung an Kiosken und Ständen zu beschleunigen. Das Pfand pro Karte beträgt zwei Euro. Wie viele Karten im Umlauf sind und wie hoch das Guthaben darauf ist, dazu wollen sich Beteiligte nicht äußern. Es dürfte sich allerdings um mehrere zehntausend handeln. Angenom- men das Restguthaben auf jeder einzelnen Karte würde wenigstens fünf Euro betragen, so stünde ein höherer sechsstelliger Betrag zur Rückzahlung aus.
Wie bezahlen Fans am Wochenende im Stadion Essen und Getränke?
Payment Solutions bot sein System in mehreren deutschen Stadien von der 1. bis zur 3. Liga an. Zunächst hatte das Hamburger Unternehmen zugesichert, die Karten könnten bis zum Saisonende eingesetzt werden. Davon rückte der Anbieter am Mittwoch ab. Bundesligist Hertha BSC hat bereits angekündigt, auf Barzahlung umzusteigen.
Wie reagiert der FC Augsburg?
Am Mittwochnachmittag beratschlagten sich Stadtwerke, Bundesligist FC Augsburg und Payment Solutions bei einem Treffen. Zum Ergebnis wollten sich Beteiligte zunächst nicht äußern. Nach Informationen unserer Zeitung könnten Stadiongänger Wurst und Bier im Heimspiel gegen Borussia Dortmund mit Bargeld bezahlen. Federführend könnten sich die SWA um den Ablauf kümmern.
Wo erfährt der Kartenbesitzer, wie viel Guthaben er hat?
Die Abfrage im Internet ist unkompliziert. Unter www.karopay.de die Kartennummer eingeben und das Guthaben anzeigen lassen.
Was passiert am Saisonende mit Guthaben, Karte und dem Pfand dafür?
Die Rückgabe und die Auszahlung des Guthabens sind im Stadion nicht möglich, teilt Insolvenzverwalter Sven-Holger Undritz mit. Auch bei Karten, die per Post an Payment Solutions eingesendet würden, werde das Guthaben nicht ausbezahlt, erklärt er. Undritz kündigt erst für Juli eine endgültige Entscheidung an.
Geht das Guthaben auf den Bezahlkarten verloren?
Diese Gefahr besteht. Die Kartenbesitzer sind prinzipiell Gläubiger des insolventen Unternehmens. Nach einer Insolvenzanmeldung darf der Insolvenzverwalter keine Forderungen gegen das Unternehmen mehr befriedigen. Finanzielle Forderungen werden gesammelt. Nach Abschluss des Verfahrens wird das Geld – sollte tatsächlich noch welches vorhanden sein – gleichmäßig an alle Gläubiger verteilt. Die Erfolgsaussichten der Fans erscheinen gering.
Entschädigen die Klubs ihre Fans?
Bisher hat lediglich Hertha BSC zugesichert, für mögliche finanzielle Schäden aufzukommen. Michael Klatt, Vorstand des 1. FC Kaiserslautern kündigte an, den Fans „etwas Gutes zu tun“, sollten sie ihr Guthaben nicht zurückbekommen. FCA-Sprecher Dominik Schmitz wiederholte am Mittwoch seine Aussage vom Dienstag: „Wir arbeiten an einer Lösung im Sinne der Fans.“
Was passiert mit den Saisondauerkarten des FCA?
Das Chip-System am Einlass ist unabhängig vom Bezahlsystem. Aber: Wer seine Jahreskarte nicht verlängern will, muss im Fall des Klassenerhalts bis Montag, 15. Mai, schriftlich kündigen. Steht die Spielklasse des FCA nicht fest, verlängert sich die Frist. Sie endet dann mit Ablauf des fünften Werktags nach dem letzten Bundesliga- oder Relegationsspiel.
Wenn die Moral zur Disposition steht, die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen, schlägt die Stunde der Ethikkommission. Sie soll Wegweiser und Rettungsring sein. An ihn klammern sich Verbände und Unternehmen, die im selbst geschaffenen Sumpf aus Betrug und Korruption zu versinken drohen. Wer zur Ethikkommission greift, handelt nicht aus freien Stücken, nicht aus Leidenschaft für die Wahrheit. Er ist ein Getriebener, dem das Wasser bis zum Hals steht.
So war es der Weltfußball-Verband Fifa, dem das System Blatter mit seinen Abhängigkeiten und dunklen Geldflüssen die Luft nahm, ehe die selbst gewählte Ethik-Kommission begann, in der Weltregierung des Fußballs aufzuräumen. Das ging nicht ohne harte Schnitte und schmerzhafte Wahrheiten. Sepp Blatter und der nicht weniger korrupte Präsident des europäischen Fußball-Verbandes Uefa, Michel Platini, mussten gehen.
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Der neue Fifa-Präsident Gianni Infantino hat scheinbar schon wieder genug von Ethik und Moral. Mitten im Prozess der Erneuerung lässt er die Pferde wechseln. Das bewährte deutsch-schweizerische Gespann muss weichen. Die Folge: Hunderte offene Fälle im Skandal um den Weltverband bleiben erst einmal liegen. Der Reformprozess stockt. Darüber hinaus ist nicht zu erwarten, dass die neue Kommission mit derselben Schärfe ermittelt wie die alte. Mit ein bisschen weniger Ethik lebt’s sich nicht nur in der Fifa leichter.