Mittelschwaebische Nachrichten
Wer will mich?
Im Frühling kommen tausende Katzen zur Welt. Tierheimen in Bayern bereiten die vielen Jungtiere große Probleme. Tierschützer haben daher eine klare Forderung
Augsburg Sie sind klein und flauschig, tapsen auf samtweichen Pfoten durch die Welt und entzücken mit großen Kulleraugen. Was ihnen oft fehlt, ist ein Zuhause. Tausende Babys von verwilderten Hauskatzen werden im Mai in Bayern geboren. Oft landen die Kätzchen in Tierheimen. Und die stehen vor großen Problemen: Sie können sich vor Jungtieren kaum retten.
Katzenkinder kommen vor allem im Frühling und im Herbst auf die Welt. „In der kalten Jahreszeit ist es besonders bitter, weil viele Jungtiere dann draußen erfrieren“, sagt Nicole Brühl, Präsidentin des Bayerischen Tierschutzbundes.
Das Problem seien aber nicht nur die vielen herrenlosen Streunerkatzen, die sich extrem vermehren, sondern auch Freigänger, die sich mit verwilderten Tieren oder anderen Hauskatzen paaren. Die Besitzer sind mit den Katzenbabys oft überfordert, die Jungtiere werden vielfach ausgesetzt. „Die Unterbringung und Versorgung von ,überzähligen‘ Jungkatzen stellt unsere Tierheime Jahr für Jahr vor eine große Herausforderung“, erläutert Nicole Brühl.
Angesichts des nun im Frühling anstehenden Babybooms fordern die Tierschützer erneut eine Kastrationsund Kennzeichnungspflicht für alle Katzen, die draußen unterwegs sind. Denn nur so könne man den Tierschützern zufolge das Problem in den Griff bekommen. „Wir appellieren daher an Katzenbesitzer, ihre Tiere kastrieren, kennzeichnen und registrieren zu lassen“, sagt Brühl.
In anderen Bundesländern gibt es nach Angaben des Tierschutzbundes schärfere Richtlinien als im Freistaat. So haben viele Kommunen in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen bereits eine Kastrationsund Kennzeichnungspflicht in der Kommunalverordnung verankert. In Bayern gebe es eine solche Regelung noch nicht.
Im Augsburger Tierheim hält sich die Zahl der heimatlosen Katzenkinder derzeit noch in Grenzen. „Aber sie wird bald extrem ansteigen“, sagt Tierpflegerin Daniela Golling. Im Schnitt leben rund 50 Katzen in der Augsburger Einrichtung. Nach der Wurfzeit im Frühling und im Herbst sind es aber oft mehr als 120. Und dann wird es eng. „Wir müssen schon mit dem Platz jonglieren“, sagt Golling. Je nach Geschlecht, Impfstatus und Gesundheitszustand werden die Katzen mit anderen zusammengetan. Meist findet das Augsburger Tierheim zwar Abnehmer für die niedlichen Katzenkinder. Tierpflegerin Golling macht aber trotzdem deutlich: „Wir würden uns wünschen, dass die Leute ihre Katzen chippen und vor allem kastrieren lassen.“(mit dpa)