Mittelschwaebische Nachrichten

Gemeinsam in Christuski­rche und Moschee Frischer Fisch auf den Tisch

Eine besondere Begegnung von evangelisc­hen Christen und Muslimen in Thannhause­n

- VON PETER VOH VON ELISABETH SCHMID redaktion@mittelschw­aebische nachrichte­n.de

Thannhause­n Anlässlich eines Fortbildun­gsseminare­s für ehrenamtli­che Moscheefüh­rer in der Region hielt Landeskirc­henrat Dr. Rainer Oechslen, Beauftragt­er der Evangelisc­h-Lutherisch­en Landeskirc­he in Bayern für interrelig­iösen Dialog und Islamfrage­n, in der Moschee der Ditib-Gemeinde in Thannhause­n ein Referat über das evangelisc­he Christentu­m. Zur Vorbereitu­ng darauf hat sich eine Gruppe von Muslimen zum Gottesdien­st in der Christuski­rche eingefunde­n, um den Gottesdien­stablauf mit Liturgie und Predigt kennenzule­rnen.

Begleitet war die Gruppe von Aykan Inan, dem Ditib-Landesbeau­ftragten für Südbayern sowie Ali Mehmet Aksakal, dem Vorsitzend­en der Thannhause­r Ditib-Gemeinde. Pfarrerin Ivena Ach und Oechslen haben den Sonntagsgo­ttesdienst gemeinsam gehalten, Oechslen hielt die Predigt zum guten Hirten aus dem Buch des Propheten Ezechiel im Alten Testament. Er verortete dabei den guten Hirten sowohl im christlich­en Glauben als auch im Islam zuhause.

Der aus Franken stammende 62-jährige Kirchenrat ist seit 2007 Beauftragt­er für interrelig­iösen Dialog und Islamfrage­n und hat sich auf diesem Gebiet den Ruf als Fachmann nicht nur in Bayern, sondern auch weit über Deutschlan­d hinaus erworben. Nach seiner Vikariatsz­eit war er Wissenscha­ftlicher Mitarbeite­r am Institut für Neues Testament der Universitä­t Erlangen und schrieb seine Promotion mit einer Arbeit über ökumenisch­e Fragen der Paulus-Exegese. In der interrelig­iösen Begegnung im Gemeindesa­al nach dem Gottesdien­st stellte Oechslen seine jahrelange gute Zusammenar­beit mit Aykan Inan und seine positiven Erfahrunge­n mit den Vertretern der islamische­n DitibGemei­nden heraus.

Neben Seminaren für ehrenamtli­che Moscheefüh­rer sowie interrelig­iöse Vorträge vielerorts pflegt der in der islamische­n Religion mit breitem fundamenta­lem Wissen ausgestatt­ete evangelisc­he Geistliche auch enge Kontakte zur bayerische­n Staatsregi­erung und trifft dort, wie er süffisant von sich gibt, nicht immer auf einhellige Zustimmung der Politik zu seinen Standpunkt­en und Meinungen. Insbesonde­re übt der Landeskirc­henrat scharfe Kritik am Verständni­s der Politiker für das Kirchenasy­l und insbesonde­re der Handhabung dessen.

In der freien Aussprache hob Oechslen auf eine entspreche­nde Frage hervor, dass Opfer der radikalen Islamisten des IS in erster Linie Muslime seien. Die als angehende Moscheefüh­rer anwesenden jungen türkischen Frauen, die allesamt in Deutschlan­d geboren wurden, stellten zu ihrer Überraschu­ng fest, dass es im Gottesdien­st und in der christlich­en Religion viele Parallelen zum Islam gebe. Im Anschluss an die Begegnung mit den Muslimen durften Pfarrerin Ivena Ach und Mitglieder der Kirchengem­einde viele Fragen der Gäste zum Kirchenbau selber, aber auch zum Gottesdien­stablauf beantworte­n.

Neben der neuen Thannhause­r Pfarrerin, für die Ökumene und interrelig­iöser Dialog wichtig sind, haben auch einige evangelisc­he Kirchenmit­glieder die Muslime der Ditib-Gemeinde zu deren Mittagsgeb­et begleitet. Vor dem Referat von Dr. Rainer Oechslen im Rahmen des Seminars trug Seyda Nevan, eine junge türkische Muslima, ihr durch Selbststud­ium erlangtes Wissen über das Christentu­m und die vier großen Offenbarun­gsschrifte­n der Psalmen (Altes Testament), der Thora (Judentum), der Bibel (Christentu­m) und des Korans (Islam) vor. Oechslen konstatier­te in seinem Referat, dass interrelig­iöse Kontakte ein fundiertes Wissen über die jeweiligen Religionen voraussetz­ten.

Auch nannte er grundsätzl­iche Unterschie­de in den Glaubensau­ffassungen der Schiiten und Sunniten im Islam. Insgesamt hat der Tag für die Teilnehmer viel zum gegenseiti­gen Verständni­s der Religion der jeweils anderen Glaubensri­chtung beigetrage­n. Auch mit ein Verdienst des evangelisc­hen Landeskirc­henrats, der als Verfasser zahlreiche­r religiöser Schriften, darunter viele Zeitschrif­tenaufsätz­e zu Fragen der praktische­n Theologie und des interrelig­iösen Dialogs, wesentlich dazu beigetrage­n hat.

Miteinande­r auf eine angenehme Weise ins Gespräch kommen, einen guten „Ratsch“pflegen: Auch das verbinden viele Menschen mit einem Gang auf den Markt. Dies möchten wir im Rahmen unserer neuen Serie „Marktplatz-Ratsch“aufgreifen. Jede Woche stellen wir an dieser Stelle Kaufleute und Kunden des Krumbacher und des Thannhause­r Wochenmark­tes vor. Eine der Fierantinn­en ist Arsine Agupyan. Mit ihrem Fischwagen ist sie vier Jahre auf dem Krumbacher Wochenmark­t. Sie ist 46 Jahre alt, hat eine Tochter, zwei Enkel und zwei Hunde. Die Familie Agupyan wohnt in Biberach. Mit ihrem Fischmarkt „La Mare“liefert sie seit vier Jahren frischen Fisch an die Krumbacher Kunden.

Was verkaufen Sie?

Ich habe frischen Fisch unter anderem aus Alaska und aus Island im Angebot. Der Lachs kommt aus wilden Gewässern, also nicht aus der Zucht. Auch Steinbutt, Dorade, Steinbeiße­r, Forellen und viele mehr biete ich an. Dazu gibt es Muscheln, Shrimps und einfach alles was mit Fisch zu tun hat.

Was ist das Besondere an Ihren Produkten?

Das Besondere sind meine verschiede­nen Salate, Hauptzutat ist natürlich der Fisch. Die Salate mache ich und meine Mitarbeite­rin alle selber. Darauf bin ich sehr stolz. In drei Wochen bekomme ich einen neuen Verkaufswa­gen. Dann biete ich meinen Kunden kleine warme Mahlzeiten an. Zum Beispiel kann der Kunde sich einen Fisch aussuchen. Vor Ort wird der zubereitet und mit Kartoffels­alat gereicht.

Seit wann sind Sie auf dem Krumbacher Wochenmark­t?

Seit vier Jahren bin ich mit meinem Stand „La Mare“dabei.

Was unterschei­det den Krumbacher Wochenmark­t von anderen Märkten in der Region?

Der Unterschie­d zu anderen Märkten ist, dass es in Krumbach sehr familiär zugeht. Das schätze ich. Die Leute sind freundlich und es gibt oft auch private Gespräche. Am Mittwoch und Samstag bin ich auch in Ulm. Insgesamt mache ich die Arbeit seit 20 Jahren.

 ?? Foto: Peter Voh ?? Muslime und Christen gemeinsam in der Christuski­rche in Thannhause­n: Aykan Inan (Zweiter von links), Landesbeau­ftragter Di tib Südbayern, Dr. Rainer Oechslen (Dritter von links), Pfarrerin Ivena Ach (Zweite von rechts) und Ali Mehmet Aksakal (rechts),...
Foto: Peter Voh Muslime und Christen gemeinsam in der Christuski­rche in Thannhause­n: Aykan Inan (Zweiter von links), Landesbeau­ftragter Di tib Südbayern, Dr. Rainer Oechslen (Dritter von links), Pfarrerin Ivena Ach (Zweite von rechts) und Ali Mehmet Aksakal (rechts),...
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Foto: E. Schmid Arsine Agupyan

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