Mittelschwaebische Nachrichten
Gemeinsam in Christuskirche und Moschee Frischer Fisch auf den Tisch
Eine besondere Begegnung von evangelischen Christen und Muslimen in Thannhausen
Thannhausen Anlässlich eines Fortbildungsseminares für ehrenamtliche Moscheeführer in der Region hielt Landeskirchenrat Dr. Rainer Oechslen, Beauftragter der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Bayern für interreligiösen Dialog und Islamfragen, in der Moschee der Ditib-Gemeinde in Thannhausen ein Referat über das evangelische Christentum. Zur Vorbereitung darauf hat sich eine Gruppe von Muslimen zum Gottesdienst in der Christuskirche eingefunden, um den Gottesdienstablauf mit Liturgie und Predigt kennenzulernen.
Begleitet war die Gruppe von Aykan Inan, dem Ditib-Landesbeauftragten für Südbayern sowie Ali Mehmet Aksakal, dem Vorsitzenden der Thannhauser Ditib-Gemeinde. Pfarrerin Ivena Ach und Oechslen haben den Sonntagsgottesdienst gemeinsam gehalten, Oechslen hielt die Predigt zum guten Hirten aus dem Buch des Propheten Ezechiel im Alten Testament. Er verortete dabei den guten Hirten sowohl im christlichen Glauben als auch im Islam zuhause.
Der aus Franken stammende 62-jährige Kirchenrat ist seit 2007 Beauftragter für interreligiösen Dialog und Islamfragen und hat sich auf diesem Gebiet den Ruf als Fachmann nicht nur in Bayern, sondern auch weit über Deutschland hinaus erworben. Nach seiner Vikariatszeit war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Neues Testament der Universität Erlangen und schrieb seine Promotion mit einer Arbeit über ökumenische Fragen der Paulus-Exegese. In der interreligiösen Begegnung im Gemeindesaal nach dem Gottesdienst stellte Oechslen seine jahrelange gute Zusammenarbeit mit Aykan Inan und seine positiven Erfahrungen mit den Vertretern der islamischen DitibGemeinden heraus.
Neben Seminaren für ehrenamtliche Moscheeführer sowie interreligiöse Vorträge vielerorts pflegt der in der islamischen Religion mit breitem fundamentalem Wissen ausgestattete evangelische Geistliche auch enge Kontakte zur bayerischen Staatsregierung und trifft dort, wie er süffisant von sich gibt, nicht immer auf einhellige Zustimmung der Politik zu seinen Standpunkten und Meinungen. Insbesondere übt der Landeskirchenrat scharfe Kritik am Verständnis der Politiker für das Kirchenasyl und insbesondere der Handhabung dessen.
In der freien Aussprache hob Oechslen auf eine entsprechende Frage hervor, dass Opfer der radikalen Islamisten des IS in erster Linie Muslime seien. Die als angehende Moscheeführer anwesenden jungen türkischen Frauen, die allesamt in Deutschland geboren wurden, stellten zu ihrer Überraschung fest, dass es im Gottesdienst und in der christlichen Religion viele Parallelen zum Islam gebe. Im Anschluss an die Begegnung mit den Muslimen durften Pfarrerin Ivena Ach und Mitglieder der Kirchengemeinde viele Fragen der Gäste zum Kirchenbau selber, aber auch zum Gottesdienstablauf beantworten.
Neben der neuen Thannhauser Pfarrerin, für die Ökumene und interreligiöser Dialog wichtig sind, haben auch einige evangelische Kirchenmitglieder die Muslime der Ditib-Gemeinde zu deren Mittagsgebet begleitet. Vor dem Referat von Dr. Rainer Oechslen im Rahmen des Seminars trug Seyda Nevan, eine junge türkische Muslima, ihr durch Selbststudium erlangtes Wissen über das Christentum und die vier großen Offenbarungsschriften der Psalmen (Altes Testament), der Thora (Judentum), der Bibel (Christentum) und des Korans (Islam) vor. Oechslen konstatierte in seinem Referat, dass interreligiöse Kontakte ein fundiertes Wissen über die jeweiligen Religionen voraussetzten.
Auch nannte er grundsätzliche Unterschiede in den Glaubensauffassungen der Schiiten und Sunniten im Islam. Insgesamt hat der Tag für die Teilnehmer viel zum gegenseitigen Verständnis der Religion der jeweils anderen Glaubensrichtung beigetragen. Auch mit ein Verdienst des evangelischen Landeskirchenrats, der als Verfasser zahlreicher religiöser Schriften, darunter viele Zeitschriftenaufsätze zu Fragen der praktischen Theologie und des interreligiösen Dialogs, wesentlich dazu beigetragen hat.
Miteinander auf eine angenehme Weise ins Gespräch kommen, einen guten „Ratsch“pflegen: Auch das verbinden viele Menschen mit einem Gang auf den Markt. Dies möchten wir im Rahmen unserer neuen Serie „Marktplatz-Ratsch“aufgreifen. Jede Woche stellen wir an dieser Stelle Kaufleute und Kunden des Krumbacher und des Thannhauser Wochenmarktes vor. Eine der Fierantinnen ist Arsine Agupyan. Mit ihrem Fischwagen ist sie vier Jahre auf dem Krumbacher Wochenmarkt. Sie ist 46 Jahre alt, hat eine Tochter, zwei Enkel und zwei Hunde. Die Familie Agupyan wohnt in Biberach. Mit ihrem Fischmarkt „La Mare“liefert sie seit vier Jahren frischen Fisch an die Krumbacher Kunden.
Was verkaufen Sie?
Ich habe frischen Fisch unter anderem aus Alaska und aus Island im Angebot. Der Lachs kommt aus wilden Gewässern, also nicht aus der Zucht. Auch Steinbutt, Dorade, Steinbeißer, Forellen und viele mehr biete ich an. Dazu gibt es Muscheln, Shrimps und einfach alles was mit Fisch zu tun hat.
Was ist das Besondere an Ihren Produkten?
Das Besondere sind meine verschiedenen Salate, Hauptzutat ist natürlich der Fisch. Die Salate mache ich und meine Mitarbeiterin alle selber. Darauf bin ich sehr stolz. In drei Wochen bekomme ich einen neuen Verkaufswagen. Dann biete ich meinen Kunden kleine warme Mahlzeiten an. Zum Beispiel kann der Kunde sich einen Fisch aussuchen. Vor Ort wird der zubereitet und mit Kartoffelsalat gereicht.
Seit wann sind Sie auf dem Krumbacher Wochenmarkt?
Seit vier Jahren bin ich mit meinem Stand „La Mare“dabei.
Was unterscheidet den Krumbacher Wochenmarkt von anderen Märkten in der Region?
Der Unterschied zu anderen Märkten ist, dass es in Krumbach sehr familiär zugeht. Das schätze ich. Die Leute sind freundlich und es gibt oft auch private Gespräche. Am Mittwoch und Samstag bin ich auch in Ulm. Insgesamt mache ich die Arbeit seit 20 Jahren.