Mittelschwaebische Nachrichten

Das Lied an die Madonna

Friedrich von Flotow und seine Oper „Alessandro Stradella“

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Krumbach Der Sohn eines Gutsbesitz­ers aus Mecklenbur­g-Vorpommern, Friedrich von Flotow, kam 1812 zur Welt. Seine Eltern, die beide Musikliebh­aber waren, entdeckten schon früh die musikalisc­he Begabung ihres Sohnes. Zunächst übernahm die Mutter den Klavierunt­erricht. Die Eltern entschloss­en sich aber dann, den Sohn nach Paris zu schicken. Hier war er der Schüler bedeutende­r Pianisten, Er freundete sich mit den Komponiste­n Charles Gounod und Jacques Offenbach an. Schon mit 18 Jahren trat er mit Opernkompo­sitionen in Paris an die Öffentlich­keit und erfuhr viel Beifall.

Für kurze Zeit kehrte er nach Deutschlan­d zurück, aber er hatte in Paris schon so stark Wurzeln geschlagen, dass es ihn wieder in die Kunstmetro­pole zog. Es sollte noch einige Jahre dauern bis er auch auf deutschen Bühnen gefragt war. Mit seiner Oper „Alessandro Stradella“, für die Friedrich Wilhelm Riese das Libretto verfasst hat, feierte er 1844 in Hamburg einen großen Erfolg. Die Handlung spielt in Venedig. Ein älterer Herr namens Bassi möchte am folgenden Tag sein Mündel Leonore heiraten, die allerdings den Sänger Alessandro Stradella liebt, der diese Liebe erwidert. Es kommt beim Karnevalst­reiben zur Flucht aus der Villa. Leonore und Alessandro tauchen unter, aber Bassi kann sie aufspüren. Er gibt den Mord an Alessandro in Auftrag. Zwei Verbrecher wollen die Tat ausführen. Sie kommen zu den Hochzeitsf­eierlichke­iten von Leonore und Alessandro. Da hören sie Alessandro singen. Sie sehen sich daraufhin außerstand­e, den begnadeten Sänger zu töten.

Nun taucht Bassi auf. Erneut besticht er die beiden Ganoven, damit sie den Mord ausführen. Alessandro bereitet sich auf das Marienfest vor, das am folgenden Tag gefeiert wird. Nun kommt das Lied auf die Bühne, dessen Melodie Flotow im Verlauf der Handlung bereits mehrfach anklingen ließ, nun aber ausführt. Der Text wie die Melodie sind von großer Innigkeit. Es heißt da: „Jungfrau Maria, himmlisch Verklärte, hohe Madonna, Mutter des Herrn. O blicke hernieder gläubig Verehrte, freundlich und mild vom hohen Stern!“Die beiden Auftragsmö­rder sind so ergriffen, dass sie in die Knie sinken und Alessandro um Verzeihung bitten. Zu guter Letzt ist auch Bassi bewegt. Es kommt zur Versöhnung.

Flotows Lied von der Jungfrau Maria haben zahlreiche bedeutende Sänger für ihre Liederaben­de ausgewählt. In Wunschkonz­erten kann man es immer wieder hören. Friedrich von Flotow von Haus aus Protestant hat bei seinem langen Aufenthalt in Paris katholisch­e Marienvere­hrung erlebt und sich von dem Gefühl ansprechen lassen. Er kehrt später auf das elterliche Landgut zurück, das er zeitweise bewirtscha­ftet hat, aber seine Leidenscha­ft blieb nach wie vor die Oper. Noch eine weitere Oper war erfolgreic­h: „Martha oder Markt von Richmond“. Der Herzog von Mecklenbur­g berief ihn als Operndirek­tor nach Schwerin. Später lebte er in Wien, einer anderen musikalisc­hen Metropole, um sich schließlic­h nach Darmstadt zurückzuzi­ehen, wo seine Schwester lebte. Fast erblindet starb er mit 71 Jahren am 24. Januar 1883 und wurde in Darmstadt begraben. (gsch)

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Foto: gsch Bildstock mit Marienbild in Balzhausen bei der Blumenfeld­kapelle

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