Mittelschwaebische Nachrichten
Was ist die Bildungsregion?
Nicht viel ist wichtiger als die Bildung. Gerade für Deutschland sind kluge Köpfe die bedeutendsten „Rohstoffe“überhaupt. Daher kann in diesen Bereich nicht genug investiert werden. Die Frage ist bloß, ob jedes Projekt auch wirklich sinnvoll ist oder die Ressourcen an anderer Stelle nicht besser eingesetzt wären. Die Frage kann man jetzt auch beim Projekt Bildungsregion stellen.
Alles Neue braucht eine Anlaufzeit, gewiss. Allerdings ist ein Jahr schon ein ordentlicher Zeitraum. Und wenn bislang – so war jetzt zumindest im Bildungsbeirat zu hören – kaum jemand etwas damit anzufangen weiß, sind vielleicht Zeit und Energie hier nicht immer richtig verteilt worden. Auch die Anmerkung, dass man sich im Beirat bislang hauptsächlich mit sich selbst beschäftige, spricht für sich. Und dass das neue Internet-Bildungsportal auf der LandkreisHomepage nicht einmal per Eingabe in die Suchmaske zu finden ist, ist ebenfalls nicht gerade glücklich.
Das bislang Erreichte – vom Überblick über die Beratungsstellen oder sonstigen Angebote bis zu einem gemeinsamen Essen von Jung und Alt – ist zwar schön. Auch der Austausch von Vertretern aus Schulen, Kindergärten oder Wirtschaft kann nicht schaden. Aber es drängt sich auch hier die Frage auf: Braucht es dazu ein eigenes Projekt mit Mitarbeitern im Landratsamt, Arbeitsgruppen und einem Beirat? Oder wäre das nicht auch ohne einen neuen Titel für den Landkreis, das damit verbundene Tam-Tam und die hier gebundenen personellen Kapazitäten möglich? Und auch ohne die Vorgabe, dass ein Bildungsreport erstellt werden muss, statt einfach die Ist-Situation in den verschiedenen Einrichtungen und in der Region unbürokratisch abzubilden?
Wer sich mit dem Thema Bildung, Erziehung und den Betreuungsangeboten im Landkreis beschäftigt, weiß, dass viel geboten wird – auch wenn nicht genug in manchen Bereichen. Davon können etwa Alleinerziehende ein Lied singen auf der Suche nach jemandem, der auch nur stundenweise flexibel aufs Kind aufpassen kann. Zudem überfordert manchen schon jetzt das große Angebot an Ansprechpartnern und Möglichkeiten. Da ist die Bündelung nicht verkehrt, aber bislang ist beim Projekt Bildungsregion der Eindruck entstanden, dass hier nur Neues hinzukommt, statt ein Dach über das Vorhandene zu bauen. Statt noch mehr Verwaltungsaufwand, Meetings und Fachgruppen wäre es gut, das Ganze übersichtlicher zu halten und Bestehendes zu vereinfachen. Da ist das Ansinnen, sich auf weniger Projekte zu fokussieren und sich stärker auf die Zielgruppen auszurichten, gut. Nicht, dass am Ende außer einem schönen, neuen Titel nichts wirklich Greifbares mehr übrig bleibt.