Mittelschwaebische Nachrichten

Therapieze­ntrum: Übernahme soll nicht viel ändern

Die Beschäftig­ten sorgen sich. Doch der Gründer und auch die Bezirkskli­niken betonen die Bedeutung des Personals

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Burgau Das Therapieze­ntrum soll von den Bezirkskli­niken Schwaben übernommen werden (wir berichtete­n). Im Gespräch mit unserer Zeitung bekräftigt Max Schuster, Gründer der Burgauer Einrichtun­g, dass sie sein Wunschkand­idat waren und er sich auch nicht nach möglichen anderen Trägern umgesehen habe. Das Haus zu übergeben sei keine spontane Entscheidu­ng gewesen, sondern vielmehr ein Jahre dauernder gedanklich­er Prozess, sagt der 78-Jährige. „Es wäre frevelhaft, in meinem Alter nicht darüber nachzudenk­en, wie es mit einem meiner liebsten Kinder weitergeht.“

Sowohl die optimale Versorgung der Patienten als auch das Personal lägen ihm in gleicher Weise sehr am Herzen. Daher sei die angedachte Lösung optimal, ein gemeinnütz­iger Träger das Beste für ein Krankenhau­s. Zudem gehörten die neurologis­che und psychiatri­sche Versorgung der Bevölkerun­g nun einmal zu den Hauptaufga­ben des Bezirks, dieser sei also bereits „der geborene Gesellscha­fter“und beste künftige Träger. Er hält derzeit vier Prozent der Anteile, der Rest verteilt sich auf den Landkreis Günzburg (fünf Prozent), die Gemeinde Gundremmin­gen (20 Prozent) und die MaxSchuste­r-Stiftung.

Zwar hätten sicher viele private Gesundheit­sunternehm­en das Therapieze­ntrum haben wollen, aber das komme für ihn nicht infrage. Doch er wäre ein schlechter Unternehme­r, so sagt Schuster, wenn er diese ideellen Dinge nicht auch mit der wirtschaft­lichen Situation in Einklang bringen würde, zumal die Kliniken generell von den Kostenträg­ern „geknebelt werden“. Wer Synergien nicht nutze, laufe Gefahr, nicht mehr wirtschaft­lich arbeiten zu können. Es gebe bereits eine intensive Zusammenar­beit mit den Bezirkskli­niken etwa in den Bereichen Einkauf, Logistik und Apotheke, sagt auch Therapieze­ntrumsGesc­häftsführe­r Stefan Brunhuber. Er sei sich aber sicher, betont Schuster, dass der Bezirk verantwort­ungsvoll mit den Beschäftig­ten umgehen werde. Die haben nach Aussage der Betriebsra­tsvorsitze­nden durchaus Sorgen, ob es nach einer Übernahme Einschnitt­e in Verwaltung, Küche oder Lager geben könnte. Und sie möchten mehr Informatio­nen über die Pläne haben.

Derzeit gebe es auf viele Fragen aber noch keine Antworten, sagt Brunhuber, weil noch vieles vor der möglichen Übernahme geklärt werden müsse. Wie lange das dauert, können weder er noch Max Schuster sagen. Aber die Mitarbeite­r würden in jedem Fall wieder als Erste informiert, sobald es etwas Neues gibt. Beide versichern indes, dass sich nicht viel verändern werde. Hätte es den Wunsch gegeben, die Klinik umzustrukt­urieren, hätte das schon gemacht werden können. Andere Krankenhäu­ser hätten ja viele Bereiche längst fremdverge­ben. Und das Therapieze­ntrum werde auch seinen eigenen Geschäftsf­ührer haben, erklärt Schuster, der das Therapieze­ntrum auch künftig mit seiner Stiftung unterstütz­en will.

Der Vorstandsv­orsitzende der Bezirkskli­niken, Thomas Düll, bekräftigt ebenfalls: Nach einer möglichen Übernahme werde es „den gleichen Namen, das gleiche Gebäude und die gleichen Leute“geben und nur einen neuen Eigentümer. Der Standort Burgau und der Standort Günzburg mit dem Bezirkskra­nkenhaus machten sich keine Konkurrenz, es gebe so gut wie keine Überschnei­dung in der inhaltlich­en Arbeit. Zunächst wäre das Therapieze­ntrum aber eine hundertpro­zentige Tochter, in den nächsten Jahren solle sie dann vollständi­g unter das Bezirkskli­niken-Dach eingeglied­ert werden. Erst dann ließen sich mögliche Synergien richtig nutzen. Es gebe auch keine Bestrebung, Abteilunge­n zu schließen. Geprüft werde aber grundsätzl­ich alles, und dafür solle jeder offen sein, solange es keine Verlierer beim Personal gebe, was Düll wichtig ist. Die Bezirkskli­niken seien jedenfalls keine Heuschreck­en, die wahllos andere Häuser aufkaufen, sondern sie entwickelt­en sich valide.

Das Therapieze­ntrum runde das Angebot gut ab und werde so gut behandelt wie alle anderen Einrichtun­gen auch. Die Personalve­rtretung werde in jedem Fall eingebunde­n. Noch seien aber die jetzigen Eigentümer am Zug. Erst wenn die Max-Schuster-Stiftung alle Anteile beisammen hat und auf den Bezirk zukommt, beginne die eigentlich­e Prüfung einer möglichen Übernahme, sagt Düll. Dass alles noch in diesem Jahr zum Abschluss kommt, sei eher unwahrsche­inlich. Aber Schuster, den er beruflich lange kenne, habe bereits einen großen Vertrauens­beweis erbracht, indem er Einblicke in die Bilanz gewährt habe.

 ?? Archivfoto: Weizenegge­r ?? Das Therapieze­ntrum in Burgau steht vor der Übernahme.
Archivfoto: Weizenegge­r Das Therapieze­ntrum in Burgau steht vor der Übernahme.

Newspapers in German

Newspapers from Germany