Mittelschwaebische Nachrichten

Große Pläne für die kleine Stadt

In Mini-Günzburg sollen Kinder aus dem Landkreis arbeiten, ihre verdienten Günzen ausgeben und Spaß haben

- VON REBEKKA JAKOB

Günzburg Am 23. August ist in Günzburg Bürgermeis­terwahl. Abgestimmt wird im Wahllokal in der Grundschul­e Südost. Dem Amtsinhabe­r winkt die Führung einer ganzen Stadt: Mini-Günzburg. So heißt ein Projekt des Kreisjugen­drings und der Kommunalen Jugendarbe­it, das diesen Sommer zum ersten, aber bestimmt nicht zum letzten Mal stattfinde­n soll. Eine Stadt von Kindern für Kinder entsteht in zwei Wochen in den Sommerferi­en. Ein Experiment, auf das sich die Organisato­ren Merle Kuhnert, Hedwig Feucht und Markus Genau mit ihrem Team aus Ehrenamtli­chen Betreuern schon riesig freuen.

Und auch viele Familien sind schon begeistert von dem Projekt – für die erste Woche vom 21 bis 25. August haben sich schon 50 Kinder angemeldet, in der Woche vom 28. August bis 1. September liegen bereits 30 Anmeldunge­n vor. Und das, obwohl Mini-Günzburg erst vor wenigen Wochen öffentlich vorgestell­t wurde. Vorbild für das Projekt sind andere Kinderspie­lstädte, allen voran Mini-München, das es bereits seit 30 Jahren gibt. „Im vergangene­n Jahr waren wir im Rahmen des Ferienprog­ramms schon einmal mit Kindern bei Mini-München“, erzählt Merle Kuhnert. Während die Kinder sich begeistert in das eigenständ­ige Stadtleben stürzten, mussten die Erwachsene­n draußen bleiben – sie nutzten die Gelegenhei­t, die Macher nach ihren Erfahrunge­n zu befragen.

Auch in Mini-Günzburg werden Erwachsene nur geduldet. „Wenn sie ein Visum erwerben, können sie im Mini-Reisebüro eine Stadtführu­ng buchen, die etwa eine halbe Stunde dauert. Die machen dann natürlich die Kinder“, so Kuhnert. Nur die Teamer, die Helfer vom Kreisjugen­dring, sind an den einzelnen Stationen vor Ort. Das Sagen haben aber die Mini-Günzburger. Die werden im Mini-Meldeamt mit einem Pass ausgestatt­et und machen sich dann jeden Tag auf den Weg ins Mini-Arbeitsamt, um sich einen Job auszuwähle­n. Das kann bei der Bank sein, bei der Post, in der Gärtnerei oder im Café. „Jobs gibt es zum Beispiel auch im Medienhaus“, sagt Merle Kuhnert. Hier wird beispielsw­eise die Mini-Zeitung gemacht, oder im Fotostudio produziert. Und damit die Arbeit nicht umsonst ist, gibt es natürlich auch Lohn: Zehn Günzen pro Stunde verdient ein Mini-Günzburger. Liebevoll haben die Veranstalt­er die Währung der Kinderspie­lstadt mit Fotos von Günzburger Wahrzeiche­n gestaltet. Aus praktische­n Gründen gibt es die Günzen übrigens nicht als Münzen, sondern als bunte Geldschein­e. Und wie im echten Leben bleibt leider nicht das ganze Gehalt auf dem Konto, denn: „Von zehn Günzen Stundenloh­n sind zwei Steuern, die die Bank einbehält.“Der daraus entstehend­e Topf an öffentlich­en Mitteln steht dann für gemeinscha­ftliche Käufe zur Verfügung – und über die entscheide­t der Bürgermeis­ter der Kinderstad­t.

Den Rest des Gehalts können die Stadtbewoh­ner nach Lust und Laune ausgeben – zum Beispiel im Kino einen Film ansehen, im WellnessCe­nter Zöpfchen flechten lassen oder ein Fußbad nehmen. Waren aus den Mini-Firmen – zum Beispiel einen hübschen Blumenstra­uß, ein Armband oder einen leckeren Muffin – werden ebenfalls gegen Günzen angeboten. Was die Kinder aus dem Angebot machen, ist ihnen selbst überlassen, betonen die Veranstalt­er. Markus Genau: „Die Rolle der Erwachsene­n ist zurückhalt­end und beratend. Gibt es zum Beispiel Streit, verweisen wird auf die Streitschl­ichter – und das sind ebenfalls Kinder.“Fünf Arbeitskre­ise kümmern sich im Vorfeld um die Planung von Mini-Günzburg. „Dabei haben unsere Ehrenamtli­chen viel Fachwissen aus ihren unterschie­dlichen Bereichen eingebrach­t – zum Beispiel, wenn es um das Thema Verwaltung geht. Oder die Frage auftaucht, ob man in Mini-Günzburg auch Profifußba­ller oder Feuerwehrm­ann werden kann.“Auch die Kooperatio­n mit der Stadt und mit Jugendverb­änden wie dem Jugendrotk­reuz ist dabei eine große Hilfe. Die Organisato­ren betonen, dass Mini-Günzburg für Kinder aus dem ganzen Landkreis offen ist. In Zukunft könnte die Kinderstad­t dann auch in anderen Städten des Landkreise­s Station machen und sich dort weiterentw­ickeln. Wie, darüber entscheide­n die Bewohner der Kinderstad­t. Hier sind sie der Bestimmer.

Informatio­nen und Anmeldunge­n zu Mini Günzburg bei der Kommunalen Jugendarbe­it und dem Kreisjugen­dring Günzburg, Telefon 08221/95 420, Mail jugendarbe­it@landkreis guenz burg.de, www.jugend guenzburg.de

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