Mittelschwaebische Nachrichten

Cyberangri­ff auf die ganze Welt

Experten befürchten weitere Attacken

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Berlin Nach der massiven Cyber-Attacke mit zehntausen­den blockierte­n Computern warnen Experten vor neuen Angriffen. „Ich gehe davon aus, dass es von dieser Attacke früher oder später eine weitere Welle geben wird“, sagte Rüdiger Trost von der IT-Sicherheit­sfirma F-Secure. Der Angriff über die Windows-Sicherheit­slücke habe zu gut funktionie­rt, um aufzugeben. Der britische IT-Forscher, der die Ausbreitun­g des Trojaners gestoppt hatte, glaubt sogar an eine baldige neue Attacke, möglicherw­eise schon zu Beginn der neuen Woche. „Da ist viel Geld im Spiel. Es gibt keinen Grund für sie, aufzuhören.“

Gestern wurde bekannt, dass das Ausmaß des Angriffs größer ist als zunächst angenommen: Nach Angaben von Europol traf die Attacke mindestens 150 Länder. „Nach der letzten Zählung hat es 200 000 Opfer gegeben“, sagte der Chef der europäisch­en Ermittlung­sbehörde, Rob Wainwright, dem britischen Fernsehsen­der ITV. Darunter seien auch große Firmen. Bei der Deutschen Bahn fielen teilweise digitale Anzeigetaf­eln sowie Ticketauto­maten an Bahnhöfen aus, auch Bahnhöfe in der Region waren betroffen. Wainwright rechnete außerdem noch mit einer steigenden Zahl zu Beginn der neuen Arbeitswoc­he.

Die Rechner waren am Freitag von sogenannte­n Erpressung­strojanern befallen worden, die Lösegeld verlangen, um den Computer wieder freizugebe­n. Ein britischer Experte, der anonym bleiben will, hatte im Code der Schadsoftw­are eine von den Autoren eingebaute „Notbremse“gefunden, die er auch auslöste und damit die Ausbreitun­g des Trojaners vorerst stoppte.

Die Täter hatten Experten zufolge eine Sicherheit­slücke ausgenutzt, die ursprüngli­ch vom US-Abhördiens­t NSA entdeckt worden war, aber vor einigen Monaten von Hackern öffentlich gemacht wurde. In der Wirtschaft finden Sie ein großes Hintergrun­dstück zum Thema sowie einen Kommentar und ein Porträt des Mannes, der die Ausbreitun­g des Trojaners stoppte. (dpa)

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