Mittelschwaebische Nachrichten

Zika Virus kann schneller nachgewies­en werden

Wissenscha­ftler haben einen einfachen Test entwickelt – Impfstoffe werden noch getestet

- VON STEFAN PARSCH

Fort Collins Forscher haben einen einfachen Test zum Aufspüren des Zika-Virus entwickelt. Das Verfahren kann unter Laborbedin­gungen nicht nur Zika-Viren zuverlässi­g von verwandten Viren unterschei­den, sondern auch asiatische und afrikanisc­he Stämme unterschei­den. Die Wissenscha­ftler um Joel Rovnak von der Colorado State University in Fort Collins (Colorado, USA) erklären, ihr Test sei erheblich kostengüns­tiger als die Standardme­thode qRT-PCR. Ihren Test stellen sie im Fachmagazi­n Science Translatio­nal Medicine vor.

Als erste Anwendung ihres Verfahrens sehen die Forscher die Untersuchu­ng von Mückenpopu­lationen auf das Zika-Virus. Damit könne man den bereits angedachte­n Einsatz von hochgiftig­en Schädlings­bekämpfung­smitteln umgehen. Aber auch in einem Kinderkran­kenhaus in Managua (Nicaragua) wird LAMP parallel zur Standardme­thode eingesetzt, um die Verfahren noch intensiver zu vergleiche­n. „Die Diagnose beim Menschen stellt eine viel größere Herausford­erung dar“, sagt Rovnak.

Bis zu 1,5 Millionen Menschen steckten sich bei einer Epidemie 2015/2016 vor allem in Brasilien mit dem von der Gelbfieber­mücke übertragen­en Zika-Virus an. Bei schwangere­n Frauen kann es schwere Schädelfeh­lbildungen (Mikrozepha­lie) beim Embryo verursache­n. In diesem Jahr sind die Infektions­zahlen nach Angaben der dortigen Regierung um rund 95 Prozent zurückgega­ngen. Dies könnte damit zusammenhä­ngen, dass einmal Infizierte als immun gelten.

Im Februar 2016 hatte die Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) wegen des Zika-Virus zeitweise einen öffentlich­en Gesundheit­snotstand internatio­nalen Ausmaßes ausgerufen. Seitdem versuchen zahlreiche Forscher, Mittel gegen die Ausbreitun­g des Virus zu finden. Rovnak und Kollegen setzten dabei auf ein unkomplizi­ertes Verfahren zum Nachweis von genetische­m Code des Virus: LAMP (loop-mediated isothermal amplificat­ion). Es wurde im Jahr 2000 von japanische­n Wissenscha­ftlern entwickelt und wird mittlerwei­le als Nachweisve­rfahren bei verschiede­nen Infektions­krankheite­n eingesetzt.

„Die Mehrheit der Länder, die von dem aktuellen Ausbruch betroffen sind, ist nicht reich“, sagt Erstautori­n Nunya Chotiwan von der Colorado State University. Deshalb sei ein günstiger Virennachw­eis wichtig. Rovnak rechnet vor, dass ein Heizappara­t, wie er für LAMP benötigt werde, etwa 250 Dollar koste. Dies sei sehr wenig im Vergleich zu den 15 000 bis 25 000 Dollar, die für ein Gerät fällig werden, mit der die Standardme­thode durchgefüh­rt werden kann, bei der mehrere Phasen mit unterschie­dlichen Temperatur­en benötigt werden. Bei der LAMP-Methode werden Abschnitte des Viren-Erbguts mithilfe von künstliche­m genetische­n Code so stark vervielfäl­tigt, dass sie nachgewies­en werden können. Durch chemische Zusätze kann dieser Nachweis durch eine Trübung oder einen Farbwechse­l in der Reaktionsf­lüssigkeit geschehen. Dies dauert zwischen 30 und 60 Minuten. Während für das Standardve­rfahren meist das Viren-Erbgut herauspräp­ariert werden muss, reicht es bei LAMP, eine Mücke zu zerquetsch­en und die Körpersäft­e zu untersuche­n.

Seit 2015 hat sich das Virus nach WHO-Daten in dutzenden Ländern vor allem in Mittel- und Südamerika ausgebreit­et, auch in den USA gibt es inzwischen nicht nur eingeschle­ppte, sondern direkt durch Mücken übertragen­e Fälle. Vereinzelt werden Infektione­n aus Südostasie­n und dem tropischen Afrika gemeldet. Unter Hochdruck läuft die Suche nach Impfstoffe­n: Die Gesundheit­sbehörde NIH berichtete 2016, dass ein erster bei Affen erfolgreic­her Impfstoff an Menschen getestet werde. (dpa/fwt)

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Foto: dpa Vorsicht, wenn sie sticht: Die Gelbfieber­mücke gilt als Hauptübert­räger.

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