Mittelschwaebische Nachrichten

Hamburg und sein Adlerauge

- VON WOLFGANG LANGNER wla@augsburger allgemeine.de

Man muss heutzutage schon verdammt aufpassen, um nicht als Verschwöru­ngstheoret­iker zu gelten. Doch gibt es tatsächlic­h noch eine Möglichkei­t, nicht an eine Verschwöru­ng zu denken, wenn es um den Hamburger SV geht? Nun, dass es den Hanseaten öfter mal gelingt, dass sie in der Nachspielz­eit einen Ball über die Linie wurschteln, wenn ihnen das Wasser bis zum Hals steht – damit muss man sich abfinden.

Das kann und darf ja passieren. Allerdings, dass Linienrich­ter Thorsten Schiffner mit seinem „Scharfblic­k“gesehen hat, dass bei der letzten Schalker Ecke der Ball hoch oben in der Luft hinter der Auslinie war, dazu benötigt einer schon viel Fantasie. Im aktuellen sportstudi­o hat man die Szene mal angehalten, als der Ball in der Luft war, doch außer viel Luft war nichts zu sehen. Man hat dann etwas nebulös von einer Windböe fabuliert. Der Wind also. Doch auch auf einem Video im Internet ist für keinen ersichtlic­h, dass an diesem Eckball etwas nicht in Ordnung war. Die Zeitung Die Welt schreibt, dass es für alle Zeiten ein Rätsel bleiben wird, ob dieser Ball im Aus war.

Durch sein eifriges Fähnchenwi­nken an der Seitenlini­e fällte Schiffner zwei folgenschw­ere Entscheidu­ngen. Er verurteilt­e Ingolstadt zum Abstieg und verhindert­e in Augsburg eine Nichtabsti­egsfeier. Im Sport1-Doppelpass war ExSchiedsr­ichter Bernd Heynemann nicht besonders amüsiert über die Entscheidu­ng seines Kollegen. Er sah einen Fehler beim Linienrich­ter. Laut Heynemann hat Schiffner auch eine „verkehrte Position“eingenomme­n.

Soll heißen: Selbst wenn der Ball im Aus war – er hätte das gar nicht sehen können. Egal, was immer Schiffner doch gesehen hat, in Hamburg hat er sich viele Freunde gemacht. Die Hamburger Morgenpost hat Schiffner schon mit einer Schlagzeil­e überschwän­glich gelobt: „Der HSV sagt Danke – Schön gesehen, Adlerauge.“

Für Augsburg heißt das, jetzt noch eine weitere Runde zu zittern. Doch die Mannschaft scheint derzeit mit so viel Selbstvert­rauen gesegnet, dass sie auch noch die Partie in Hoffenheim stemmen kann. Vieles, was vor einigen Wochen noch falsch lief, läuft plötzlich richtig. Der FCA spielt wie in guten, alten Weinzierl-Zeiten und steht momentan auch mental seinen Mann. Spannend wird es aber allemal im Fernduell mit Hamburg und dem VfL Wolfsburg. Nur bei Eckbällen sollte der VfL vorsichtig sein. Vorher vielleicht Finger in den Mund, dann den Finger hoch in die Luft strecken. Dann weiß man woher der Wind weht.

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