Mittelschwaebische Nachrichten

Der Kapitän ist wieder obenauf

Basketball Per Günther führt Ulm in den Play-offs zum Sieg gegen Ludwigsbur­g. Für ihn war das eine Befreiung nach langer Durststrec­ke, sein Trainer hatte so etwas geahnt

- VON PIT MEIER

Ulm Es gibt ja diese berühmten Geschichte­n, die angeblich nur der Fußball schreibt. Meist geht es darum, dass irgendein hoch bezahlter Profi gegen einen ehemaligen Verein ein Tor schießt, oder dass er am Daumen nuckelnd die eigene Reprodukti­on feiert. Die deutlich aufregende­re Geschichte wurde am Samstag bei den Basketball­ern von Ratiopharm Ulm von Per Günther geschriebe­n. Der Kapitän traf fünf von sechs Dreiern, er machte insgesamt 21 Punkte und bereitete seiner Mannschaft damit den Weg zum 87:76-Sieg gegen Ludwigsbur­g. Mit diesem gingen die Ulmer in der Viertelfin­alserie mit 2:1 in Führung. Den ersten Matchball haben sie nun am kommenden Dienstag (20.30 Uhr) in Ludwigsbur­g, und wenn sie den vergeben, haben sie am Donnerstag (19 Uhr) in der heimischen Ratiopharm-Arena einen weiteren.

Zu einer Geschichte wird die Glanzleist­ung von Günther unter anderem durch die Tatsache, dass er diese fast auf den Tag genau ein Jahr nach dem wohl besten Spiel seiner Karriere ablieferte, in dem er gegen Oldenburg sogar auf 35 Zähler kam. Mit 21 Punkten hat der Ulmer Kapitän zudem am Samstag seinen eigene Saisonreko­rd eingestell­t. Genau 21 Punkte waren es nämlich auch am 22. Oktober des vergangene­n Jahres im Hauptrunde­nspiel eben gegen – Ludwigsbur­g.

Anschließe­nd wurde Günther durch hartnäckig­e Beschwerde­n im Rücken und Nacken für eine Weile außer Gefecht gesetzt und nach seiner Rückkehr Ende Januar war er weit entfernt von derartigen Werten: Im Schnitt gut vier Pünktchen, je zwei in den beiden ersten Spielen der Viertelfin­alserie gegen Ludwigsbur­g. Sein Trainer Thorsten Leibenath blieb cool und im Pressegesp­räch vor Spiel drei bewies er sogar prophetisc­he Fähigkeite­n: „Das mit dem Scoring kann jederzeit passieren. Vielleicht schon am Samstag.“

Dass Günther selbst unter der Situation durchaus gelitten hat, das beweist seine Emotionali­tät in den Interviews nach Spielende am Samstag. Gelegentli­ch fehlten dem sonst so eloquenten Ulmer Kapitän sogar die Worte. Günther gestand: „Ich habe eine Träne verdrückt, weil ich so froh war, dass mein Körper sich wieder gesund anfühlt.“

Parallel zu den Ulmern sind auch in den anderen Partien die Favoriten in Führung gegangen. Der FC Bayern hat den Heimvortei­l in der Serie gegen Alba auf seiner Seite, tat sich aber nach der überrasche­nden Niederlage in Berlin auch vor eigenem Publikum schwer. Nur dank eines 10:0-Laufs zum Spielende sicherten sich die Münchner den zweiten Sieg.

„Alba hat gleich da weitergema­cht, wo sie beim letzten Spiel aufgehört haben“, lobte Bayern-Trainer Sasa Djordjevic und sagte mit Blick auf das nächste Duell am Dienstagab­end. „Spiel vier wird nun nicht weniger fordernd werden.“ Vladimir Lucic (14) und Bryce Taylor (13) trafen für die Gastgeber am besten. Elmedin Kikanovic (12) war Top-Scorer bei Alba.

Brose Bamberg gewann das dritte Play-off-Spiel gegen die Telekom Baskets Bonn und steht vor dem Einzug ins Halbfinale. Der Titelverte­idiger siegte nach hartem Kampf gegen die Bonner am Sonntag mit 76:63 (36:29) und liegt in der Serie mit 2:1 vorn.

Das vorzeitige Aus hat Bayreuth gegen Oldenburg verhindert. Der Vierte der regulären Saison verspielte allerdings fast noch einen 22-Punkte-Vorsprung und rettete am Ende ein knappes 98:94 über die Zeit. (mit dpa)

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Foto: Horst Hörger Derartige Aktionen gehören zwar nicht zu seinen Kernkompet­enzen: Aber an einem Abend wie dem am Samstag punktet der gut 20 Zentimeter kleinere Per Günther auch mal gegen den 2,06 Meter Mann Jack Cooley.

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