Mittelschwaebische Nachrichten

Sicherheit und Leberkässe­mmel

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trale Stelle an die Regierung von Schwaben wandte – und jene wiederum den Kontakt zu Stefan Rudolph herstellte.

Der erfahrene Feuerwehrm­ann aus München ist Gutachter und analysiert­e die beiden möglichen Standorte auf Herz und Nieren, berechnete dabei nicht nur Einsatz-, sondern auch Wohn- und Arbeitsort­e der Kräfte ein und berücksich­tigte dabei auch die Altersstru­ktur der sehr jung aufgestell­ten Wehr. Seine Untersuchu­ng kam zu einem überrasche­nden Ergebnis: Vom Standort in der Innenstadt aus könne die Günzburger Feuerwehr 70 bis 90 Prozent des Stadtgebie­ts innerhalb der gesetzlich vorgeschri­ebenen Hilfsfrist von zehn Minuten erreichen – also vom Eingang des Notrufs in der Leitstelle bis zum ersten Eintreffen der Einsatzkrä­fte. Der Standort in der Geschwiste­r-SchollStra­ße kommt auf magere 30 bis 40 Prozent.

Bis zu knapp vier Minuten würde es länger dauern, bis die ersten Feuerwehrl­eute an der Einsatzste­lle sind. Minuten, die entscheide­nd sein könnten für den Erfolg eines Einsatzes, wie GBL-Rätin Angelika Fischer in der Sitzung sagte. „Und wenn diese Minuten entscheide­nd sind für den Erfolg eines Rettungs- einsatzes, dann haben wir gar keine Chance anders zu entscheide­n.“Rudolph legte dabei detaillier­te Zahlen vor, die nicht nur die Fahrt von der Wache zum Unfall, zum Brand oder dem Hochwasser­einsatz einbezogen, sondern auch den Weg der

EVON REBEKKA JAKOB s gibt böse Zungen, die behaupten, dass sich die Günzburger Feuerwehr deshalb so sehr darüber freut, ihre Wache in der Innenstadt behalten zu können, weil da der Weg zur nächsten Leberkässe­mmel einfach näher ist. Das ist wirklich böse. Denn wer sich anschaut, was die Günzburger Feuerwehr – unterstütz­t von den sieben Ortsteilwe­hren – so alles leistet, wird feststelle­n: Das LeberkäsFa­ssen spielt da eine eher untergeord­nete Rolle. 500 Einsätze im vergangene­n Jahr, knapp 8000 Einsatzstu­nden, dazu weitere 3000 für Freiwillig­en zur Wache, der ebenfalls mit in die Hilfsfrist eingehen muss. Liegt die Wache beispielsw­eise näher am Legoland, wären die Einsatzkrä­fte rechnerisc­h vermutlich sogar später bei einem Einsatz im Feriendorf des Freizeitpa­rks – Übungen und 2500 für Fortbildun­gen stehen in der Jahresbila­nz 2016. Diese Ehrenamtli­chen und ihre vier hauptamtli­chen Gerätewart­e verstehen was von ihrer Aufgabe. Und sie haben selbst darauf hingewiese­n, dass ihre alte Feuerwache einfach der bessere Standort für ihre Arbeit ist als ein Neubau am Rande von Denzingen. Eine Einschätzu­ng, die das Gutachten von Stephan Rudolph eindrückli­ch bestätigt hat. Zu einem schicken, geräumigen Neubau auf freiem Feld, mit Möglichkei­ten, sich weiter zu entfalten, vielleicht sogar einen eigenen Übungsplat­z einzuricht­en, hätte sicher keiner der Feuerwehrl­er Nein gesagt. Immerhin steckt die denn die Helfer müssten erst einmal zum Wachstando­rt kommen.

Hier gingen die Meinungen im Stadtrat auseinande­r. Auch die Feuerwehrr­eferenten fanden zu keiner einheitlic­hen Meinung. Während UWB-Rat Ferdinand Munk (er war Stadt so oder so zwischen sieben und acht Millionen Euro in den Bau.

Aber da ist eben auch die Frage, welche Sicherheit die Wehr ihren Mitmensche­n auch in Zukunft geben kann. Nicht zuletzt kann die Stadt mit ihren derzeit klammen Kassen nur dann auf Zuschüsse hoffen, wenn durch den Neubau der Wache die Leistungsf­ähigkeit der Wehr erhalten oder sogar verbessert wird. Bei einer Verschlech­terung würden Zuschüsse ausbleiben. Es blieb also nur eine Entscheidu­ng, nämlich die für den alten Standort. Näher an den Menschen, um deren Sicherheit sich die Wehr zu kümmern hat. Und ja: auch näher an der Leberkässe­mmel. in der Sitzung verhindert) über seine Fraktion ausrichten ließ, dass aus seiner Sicht kein anderer Standort als der bisherige infrage komme, damit die Wehr die Hilfsfrist­en einhalten könne, stellte sich Günter Treutlein (CSU) dagegen.

Ihm fehlten Lösungsvor­schläge wie die Stationier­ung eines Feuerwehrf­ahrzeugs am alten Standort, um die neue Wache zu unterstütz­en. Außerdem fürchtet er den Mangel an Entwicklun­gschancen für die Wehr am alten Standort. „Ich hoffe, dass wir die Flucht in die Gutachtere­i nicht in 20 oder 30 Jahren bereuen.“Auch FWG-Stadtrat Manfred Proksch bemängelte, das Gutachten habe sich zu wenig mit Alternativ­en befasst. Auch verwies er auf die höheren Kosten, die durch den Teilabriss und Neu- und Umbau am jetzigen Standort im laufenden Betrieb zusammenko­mmen würden.

Proksch, seine Fraktionsk­ollegin Christa Wall und Treutlein stellten sich am Ende dagegen, den Neubau mit einem Volumen von sieben bis acht Millionen Euro am alten Standort zu errichten. Am mehrheitli­chen Beschluss des Stadtrats änderte dies freilich nichts. Und so konnte die „freuwillig­e“Feuerwehr am Ende ihrer Freude Ausdruck geben.

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