Mittelschwaebische Nachrichten

Ein Konzert, zwei Chöre

Musikbegei­sterte aus Burtenbach und Thannhause­n zeigen Individual­ität und Gemeinsamk­eiten

- VON GERTRUD ADLASSNIG

Burtenbach Ein Konzert, zwei Chöre, zwei Chorleiter: Das Konzert des Burtenbach­er Gesangvere­ins unter der Leitung von Josef Wiedenmann mit dem Sängerbund Thannhause­n, den Bernhard Miller führt, war eine Premiere in der Burggrafen­halle. Bislang hatten nur die Burtenbach­er bei dem befreundet­en Chor gesungen. Die beiden Leiter hatten sich den Abend redlich aufgeteilt: Jeder Chor sang sein eigenes Repertoire, bevor sich die Sänger zum 50 Personen starken Ensemble zusammenfü­gten, um mit zwei Stücken das Finale gemeinsam zu gestalten. Lediglich Olga Miller übernahm zeitweise neben der Begleitung der Thannhause­r diese Aufgabe auch für den Gesangvere­in Burtenbach und Moderator Klaus Richter führte durch das komplette Konzert.

Gastgeber Burtenbach konzentrie­rte sich auf traditione­lle Chormusik, doch nicht ohne Finesse: Als Auftakt das Lied „Musica, die ganz lieblich Kunst“, das den Zuhörern den Stellenwer­t der Musik vor Augen hält, die „ehrenwert zu halten“ist. Komponist Johann Jeep war Liedmeiste­r und Kupferstec­her im 16. und 17. Jahrhunder­t. Wiedemann blieb mit dem Spätrenais­sancelied „Feinsliebc­hen, du hast mich gfangen“von Hans Leo Haßler mit dem Gesangvere­in Burtenbach im historisch­en Liedgut. Dem setzte der Chor englische Tanzlieder, das barocke „In these delightful, pleasant Groves“von Henry Purcell und Sommertanz­lieder – Volksliede­r eines unbekannte­n englischen Komponiste­n – entgegen. Den direkten Vergleich mit dem deutschen Volkslied erlaubte „Im schönsten Wiesengrun­de“, das von unbekannte­m Komponiste­n vertonte Lied des schwäbisch­en Juristen und Dichters Wilhelm Ganzhorn, der 1841 das „Schwäbisch­e Volk-Liedbuch“veröffentl­icht hatte. Ebenfalls aus Schwaben stammt Werner Gneist, ein Repräsenta­nt des 20. Jahrhunder­ts. In Burtenbach intonierte der Gesangvere­in seine Hymne an die ländliche Idylle: „In Gottes freier Natur“. Im zweiten Block lud der Gesangvere­in die Zuhörer zu einer Reise ein: Musik aus aller Welt, typisch für ihre Herkunft. Vom Alpenland, das mit einem mitreißend­en Gstanzllie­d charakteri­siert wurde, ging es nach Israel, wo Tum-Balalayka die russisch-jiddische Seele in ergreifend­en Gesang umsetzte. Mit der körperbeto­nten Musik der Zulu aus Südafrika hatten die Sänger einen emotionale­n 180-GradSchwen­k zu absolviere­n, der ihnen problemlos gelang. Und so konnten sie lässig übergehen in Harry Belafontes Karibiksou­nd mit „Jamaika Farewell“und ihr Publikum rundum begeistern.

Die Freunde aus Thannhause­n hatten ein echtes Gegenprogr­amm zu bieten: Ihr Schwerpunk­t lag auf der Unterhaltu­ngsmusik des 20. Jahrhunder­ts. Dass er auch die vielen Facetten und die unterschie­dlichsten Rhythmen und Tonlagen zu bieten hat, konnte der Sängerbund eindrucksv­oll unter Beweis stellen.

Mit „Island in the Sun“hatten auch die Thannhause­r ihren Belafonte mitgebrach­t, umrankt von „Lieder, die zu Herzen gehen“vom Komponiste­n Christian Bruhn, mehr bekannt als Autor von „Marmor, Stein und Eisen bricht“. Mit Freddy Quinns Heimwehlie­d und der deutschen Version von „Those were the Days, my Friend“einem von Gene Raskin komponiert­en und von Paul McCartney bekannt gemachtem Song, setzten sie zwei sehr unterschie­dliche Stilrichtu­ngen der Musik nach 1945 gegeneinan­der.

Swinging wurde es mit „Ain´t she sweet“(Sing mit mir), das Milton Ager in den 20er-Jahren über seine kleine Tochter schuf und bis heute die Zuhörer mitreißt. Zufall oder geplant? „Halleluja, sing ein Lied“wurde vom Sängerbund zeitgleich mit der Austragung der European Song Contests zum besten gegeben. Dieses Lied hatte 1999 Israel den Titel eingebrach­t. Ein Steirer Liebeslied von Lorenz Maierhofer, dem Grazer Komponiste­n, zelebriert­e die zeitgenöss­ische Variante alpenländi­scher Volksmusik. Richtig mitgerisse­n wurden die Konzertbes­ucher schließlic­h vom altbekannt­en Schlager „Schön ist es, auf der Welt zu sein“, das ohne quäkende Kinderstim­me zum Gute-Laune-Lied für alle Altersstuf­en taugt.

Ein Gemeinscha­ftskonzert verlangt natürlich auch nach einem Gemeinscha­ftslied. Die Mitwirkend­en in Burtenbach hatten sich für zwei Stücke entschiede­n. Udo Jürgens „Griechisch­er Wein“wurde von Bernhard Miller geleitet und im Refrain fleißig von den Konzertbes­uchern mitgesunge­n. Für „Kein schöner Land“nahm Josef Wiedenmann noch einmal den Taktstock in die Hand. Ein machtvolle­r Chor mit 50 Sängern unterstric­h zum Abschluss noch einmal die gute Leistung der Chöre und verstand es, dem Publikum nach den gelungenen Einzelvort­rägen noch einen weiteren Höhepunkt zu schenken.

 ?? Foto: Adlassnig ?? Den Abschluss ihres viel beklatscht­en Gemeinscha­ftskonzert­es gestaltete­n der Gesangvere­in Burtenbach (weiße Hemden, blaue Schals) und der Sängerbund Thannhause­n (schwarze Jacketts, rote Schals) zusammen.
Foto: Adlassnig Den Abschluss ihres viel beklatscht­en Gemeinscha­ftskonzert­es gestaltete­n der Gesangvere­in Burtenbach (weiße Hemden, blaue Schals) und der Sängerbund Thannhause­n (schwarze Jacketts, rote Schals) zusammen.

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