Mittelschwaebische Nachrichten
Mit Demenz in die Klinik
Ein dickes Lob erhielt die Kreisklinik Krumbach für ihre Teilnahme am Modellprojekt
Krumbach Die Kreisklinik erhielt ein dickes Lob. „Die Klinik ist ein Musterschüler im bayerischen Projekt. Hier hat sehr vieles gut funktioniert“, sagte Dr. Winfried Teschauer, Projektleiter der Deutschen Alzheimergesellschaft, beim Vortragsabend in der Klinik. Zum Abschluss des dreijährigen Modellprojektes „Menschen mit Demenz im Akutkrankenhaus“waren die Hausärzte der Umgebung geladen. Für die Allgemeinheit wird es am 23. Juni noch einen Informationstag mit Fotoausstellung geben. Und auch für Fachpersonal wird ein weiterer Fortbildungstag am 22. Juni stattfinden.
Ärztlicher Direktor Chefarzt Dr. Alexander Heiß freute sich, dass die Klinik „so gut aufgestellt ist“und so erfolgreich am Modellprojekt teilnahm, an dem bayernweit neun Kliniken beteiligt waren. Das Auftreten eines Delirs im Krankenhaus – ein plötzlich auftretender Verwirrtheitszustand vor allem bei älteren Menschen – sei früher schicksalhaft hingenommen worden. Jetzt habe die Klinik aktiv darauf reagiert.
Dr. Winfried Teschauer von der Alzheimer Gesellschaft verwies auf die zunehmende Bedeutung des Themas Demenz. Derzeit seien 1,5 Millionen Menschen betroffen, das entspreche etwa zwei Prozent der gesamten Bevölkerung. Ab einem Alter von 85 Jahren liege der Anteil schon bei 25 Prozent. „Je älter die Menschen werden, desto mehr sind betroffen“, fasste er zusammen. Er betonte, dass alle Formen der Verwirrtheit im Alter eine Ursache hätten – sei es beispielsweise Austrocknung, eine dementielle Erkrankung oder eine Depression. Ein riesiges Problem in Krankenhäusern seien sogenannte herausfordernde Verhaltensweisen, also etwa laute Hilferufe der Patienten, zielloses Herumlaufen oder auch Apathie, mit denen das Personal konfrontiert sei. Als Ursache für das Verhalten benannte er die seelische Not, in der sich die Demenzkranken befinden, wenn permanent Dinge passierten, die sie nicht mehr einordnen könnten.
„Das Akutkrankenhaus ist nicht der ideale Ort für Menschen mit Demenz“, fasste Oberärztin und leitende Geriaterin Dr. Anneliese Hösch, die auch die ärztliche Leitung des Projektes hat, zusammen. Allein die fremde und ungewohnte Umgebung könne bei Menschen mit beginnender Demenz ein Delir auslösen, sagte sie. Ein Aufenthalt in der Klinik lasse sich jedoch manchmal nicht vermeiden. „Wie können wir ein Delir verhindern?“, sei deshalb als zentrale Frage bei den verschiedenen Schulungen, Fallbesprechungen und Supervisionen immer gestellt worden, die im Rahmen des Modellprojekts stattfanden. Dr. Hösch erläuterte verschiedene Maßnahmen der Klinik: Zunächst sei es wichtig, einen delirgefährdeten Patienten zu erkennen – ein guter Informationsfluss zwischen Angehörigen, Pflegeheim, einweisendem Arzt und Klinik sei hier hilfreich. Nach einem Eingriff helfe die Anwesenheit der Angehörigen, aber ebenso beispielsweise das Beibehalten der vertrauten Tagesstruktur, eine Mobilisation oder auch die Vermeidung von unbegleiteten Wartezeiten. Ihr Resümee nach drei Jahren Modellprojekt: „Wir sind nicht perfekt, aber wir sind auf dem Weg zunehmend besser zu werden.“Christine Rau, Assistentin im Pflegeund Prozessmanagement und ebenso federführend beim Projekt, listete weitere Maßnahmen der Klinik auf, die im Rahmen des Projekts ergriffen wurden: der Einsatz der ehrenamtlichen Helfer, die einen Besuchsdienst anbieten und verwirrten Personen zurück in die Tagesstruktur helfen, Schulungsangebote für Angehörige und auch das Demenzcafé, wo für Angehörige wichtige Themen besprochen werden.
Am 23. Juni wird das dreijährige Demenzprojekt in der Kreisklinik vorgestellt. Nach der Begrüßung um 14 Uhr wird Dr. Hösch das Projekt erläutern. Um 14 Uhr wird die Fotoausstellung „Inseln der Erinnerung“eröffnet. Nach einer Kaffeepause stellt Christine Rau das Demenz-Café, den Dienst der Ehrenamtlichen und die Informationsangebote vor. Um 16.30 Uhr wird der Film „Still Alice“gezeigt. Am 22. Juni findet außerdem eine Schulung für Fachpersonal statt. Infos und Anmeldung für beide Veranstaltungen ist bei Christine Rau unter der Nummer 08282/95343 oder per Mail christine.rau@kliniken-gzkru.de möglich.