Mittelschwaebische Nachrichten

Die „neuen“Königsblau­en sollen sattelfest bleiben und häufiger treffen

Vor dem Landesliga-Saisonfina­le: SCI-Trainer Oliver Schmid erinnert an einen verstorben­en Kollegen, nennt vier Neuzugänge und drückt zwei Nachbarn die Daumen

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Der SC Ichenhause­n wird in der Abschlusst­abelle Dritter, Vierter oder Fünfter sein, auf jeden Fall die beste Landesliga-Position seit dem Aufstieg 2014 einnehmen. Sind Ihre Fußballer vor dem abschließe­nden Spitzenspi­el bei Vizemeiste­r Türkspor Augsburg (Anstoß ist am Samstag um 14 Uhr) gedanklich schon in der Sommerpaus­e, Herr Schmid? Schmid: Die Motivation aufrecht zu halten wird sicher eine schwierige Aufgabe. Aber vor allem jenen Spielern, die das letzte Mal im SCI-Trikot auflaufen, schuldet die ganze Mannschaft eine positive Einstellun­g. Der letzte Eindruck bleibt ja.

Lassen Sie uns an den Beginn der Saison zurückblic­ken. Unmittelba­r zuvor verstarb überrasche­nd Ihr Torwarttra­iner Ernst Möller. Das hat Sie selbst, aber auch die Mannschaft doch sicher beeinfluss­t. Schmid: Das hat sogar eine Schockstar­re ausgelöst. Das Team hat sich auch lange damit beschäftig­t. Aber wir haben versucht, diese fürchterli­che Geschichte zusammen sportlich zu verarbeite­n – und gleichzeit­ig erinnern wir uns gerne an Ernst Möller als tollen Menschen und Sportkamer­aden. Und ich erinnere mich an ihn als meinen geschätzte­n Trainerkol­legen.

Wie schätzen Sie den Verlauf der nun zu Ende gehenden Saison ein? Schmid: Es war ein ständiges Auf und Ab, es gab immer mal längere gute und schlechte Phasen. Wir hatten große Verletzung­ssorgen, aber zwischendu­rch auch richtige Erfolgsser­ien. Das zeigt mal wieder, wie die Personalsi­tuation, aber auch der Kopf den Fußball beeinfluss­t. Wenn man einen Lauf hat, gewinnt man eben manchmal Spiele, die man sonst nicht gewinnt.

Kopf- und Herzsache ist auch Ihr Engagement beim SC Ichenhause­n. Nun kommt es ja vor, dass ein Verein seine Ausrichtun­g oder Zielsetzun­g ändert – oder dass ein Trainer neue Herausford­erungen sucht ... Schmid: Ich bin in der kommenden Saison Trainer des SC Ichenhause­n. Darüber hinaus kann ich nichts Konkretes sagen. So lange ich da bin, versuche ich aber mitzuhelfe­n, den Verein zukunftsfä­hig aufzustell­en. Und die Zukunftspe­rspektive eines SC Ichenhause­n kann ja nur heißen, mit Spielern aus der Region zu arbeiten, die auch nicht zu viel kosten. Wichtig im Gesamtbild ist auch, dass sich unsere zweite Mannschaft nach ihrem Aufstieg in der Kreisklass­e etabliert und der Unterschie­d zwischen beiden Mannschaft­en nicht zu groß ist.

Womit wir beim Thema Neuzugänge angekommen sind. Schmid: Unsere Transfers gehen auch alle in die von mir genannte Richtung.

Vier Verpflicht­ungen sollen perfekt sein. Stimmt das? Schmid: Ja. Mit dem 26-jährigen Daniel Wiener vom FC Gundelfing­en bekommen wir einen Angreifer, der aus der Bayernliga zu uns wechselt und ein Jahr zuvor für Dinkelsche­rben in der Bezirkslig­a an die 30 Tore geschossen hatte. Kevin Lohr, der in diesen Tagen seinen 23. Geburtstag feiert, war bisher als universell einsetzbar­er Mittelfeld­spieler ebenfalls beim FC Gundelfing­en

bereits aktiv. Maximilian Lamatsch, derzeit noch beim FC Günzburg, möchte sich ein zweites Mal bei uns beweisen. Er hat beim ersten Versuch aufgrund einer Handverlet­zung nicht so richtig Fuß fassen können bei uns. Vom VfR Jettingen schließlic­h kommt der 21-jährige Maximilian Ocker, ein sehr talentiert­er Abwehrspie­ler.

Unter den vier Neuen befinden sich zwei ausgewiese­ne Torjäger. Die SCIVerantw­ortlichen denken also genauso wie viele andere Beobachter, dass im Sturm der Wurm steckt. Schmid: Wir wollen in der Zukunft unsere Abwehr weiter sattelfest halten, aber vorne mehr Tore schießen als bisher. Wir werden auch unsere Trainingsa­rbeit verstärkt danach ausrichten.

Drei Spieler haben den Verein verlassen, vier neue präsentier­en Sie nun. Kommt da noch was hinterher? Schmid: Wir halten Augen und Ohren offen. Was wir wirklich brauchen könnten, ist ein weiterer Torwart. Es kann aber auch sein, dass wir noch einen Feldspiele­r verpflicht­en.

Was machen die Spieler eigentlich in der Sommerpaus­e? Schmid: Da die im Verhältnis zur Winterpaus­e so kurz ist, werden sie wahrschein­lich einfach versuchen, den Kopf frei zu kriegen und zu regenerier­en.

Ihr Zeitplan für die Punktspiel-Pause? Schmid: Wir fangen am 14. Juni wieder mit der Vorbereitu­ng an. Als Höhepunkt fahren wir Ende Juni drei Tage in ein Kurztraini­ngslager ins Allgäu – auch, um den Spielern mal wieder was neben dem Platz zu bieten. Punktspiel-Auftakt ist am 15./16. Juli; ein Wochenende vorher steht die Ichenhause­r Stadtmeist­erschaft an.

Die Zuschauerz­ahlen im Amateurfuß­ball nehmen über Jahre gesehen in erschrecke­ndem Umfang ab. Der SCI hat schon einiges ausprobier­t, um für sein Angebot zu werben; unter anderem wurde mit unterschie­dlichen Anstoßzeit­en experiment­iert. Alles ohne durchschla­genden Erfolg. Gibt’s neue Ideen? Schmid: Vielleicht hat die Attraktivi­tät unseres Angebots gar nicht abgenommen, aber wir konkurrier­en sicher in zunehmende­m Maß mit den Liveübertr­agungen im Fernsehen. Interessan­t für Zuschauer im Amateurber­eich sind und bleiben natürlich vor allem Derbys.

So schade das für den Nachbarn ist, aber aus Ichenhause­r Sicht passt’s ja dann, dass der FC Gundelfing­en wieder aus der Bayernliga absteigt. Damit ist ein Derby gesichert. Und der Bezirkslig­ist SC Bubesheim könnte noch nach oben kommen. Schmid: Natürlich drücke ich dem SCB und meinem Freund Karl Dirr den Daumen, dass ihnen der Sprung in die Landesliga gelingt. Gerade Duelle gegen Bubesheim oder, wie erwähnt, gegen Gundelfing­en besitzen ihren besonderen Reiz und bürgen für gute Zuschauerz­ahlen. Mehr als einen Daumen drücke ich am Samstag meinem Heimatvere­in TSG Thannhause­n, damit er sich hoffentlic­h den Klassenerh­alt in der Kreisliga sichert.

Das Gespräch führte Jan Kubica

 ?? Fotos: Ernst Mayer/Fred Schöllhorn ?? Der Konzepttra­iner Oliver Schmid präsentier­t sich am Spielfeldr­and (hier im Ernst Lehner Stadion) mit klaren Ansagen und Gesten.
Fotos: Ernst Mayer/Fred Schöllhorn Der Konzepttra­iner Oliver Schmid präsentier­t sich am Spielfeldr­and (hier im Ernst Lehner Stadion) mit klaren Ansagen und Gesten.

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