Mittelschwaebische Nachrichten
Wenn der Braukessel zur Theke wird
Gastronomie Georg Ringler hat das einstige Traubenbräu-Sudhaus am Krumbacher Marktplatz in eine Bierwirtschaft mit besonderem Charme umgebaut. Am Mittwochabend wird sie eröffnet
Krumbach Mehr als 30 Jahre lang lag das Sudhaus des Gasthofs Traubenbräu im Dornröschenschlaf. Am 15. März 1983 war hier zum letzten Mal ein Sud angesetzt worden, ehe die Familie Ringler das Bierbrauen notgedrungen aufgab. „Danach war es erst einmal sehr schmerzlich, den Raum zu betreten“, erinnert sich Georg Ringler. Als Konsequenz wurde das Sudhaus lediglich noch als Abstellkammer genutzt und fristete ein Schattendasein inmitten des Gasthofs und Hotels am Krumbacher Marktplatz.
Doch nun hat Georg Ringler das Sudhaus aus seinem Dornröschenschlaf erweckt: Am Mittwochabend, wenn die Werbegemeinschaft in der Innenstadt ihre zweite lange Frühlingsnacht veranstaltet, eröffnet im ehemaligen Sudhaus die neue Bierwirtschaft der Familie Ringler. Ihr Name: „Sudhaus“. Ein Name, der nicht nur nahe lag, sondern auch Programm ist. Denn im Inneren des neuen „Sudhaus“steckt noch viel vom alten Sudhaus.
Die Raumaufteilung ist nämlich großteils die gleiche geblieben, auch einer der beiden Kessel ist in voller Größe erhalten. In Brauzeiten war dieser über eine Treppe zugänglich, jetzt führt diese aber auch zu Tischen und Stühlen in der oberen Etage des Sudhauses. Der zweite Kessel hat indes eine originelle Umnutzung erfahren: Oben durchschnitten, seines Innenlebens beraubt und mit Holz gestreckt, dient er jetzt als Theke. Hier wird Inhaber Georg Ringler oftmals selbst am Zapfhahn stehen, wenn das Sudhaus geöffnet hat, was künftig an vier Abenden in der Woche der Fall sein soll, jeweils von Mittwoch bis Samstag.
Während Ringler darauf achtete, möglichst viel der originalen Einrichtung zu erhalten, bereitete ein Punkt ihm zunächst Bauchweh: Die türkisen Fliesen, mit denen der obere Kessel und die Empore verkleidet sind. Doch Ringler ließ sich nicht zuletzt von seiner Lebensgefährtin überzeugen, dass die Farbe heute wieder frisch wirkt. Und in der Tat stellt das Türkis einen interessanten Kontrast zum weißen Gewölbe und dem vielen Holz am Boden, den Wänden und der Einrichtung dar. Insgesamt 38 Gäste finden hier künftig Platz. Diesen Platz erst einmal zu schaffen, war aber nicht einfach, wie der Hausherr erzählt: „Es war schon eine Herausforderung, 38 Sitzgelegenheiten in einen relativ kleinen Raum reinzukriegen, ohne dessen Charme zu zerstören.“
Seine Beweggründe für die neue Nutzung sind zum einen pragmatisch: „Einen leeren Raum in der Stadtmitte vor sich hin schlafen zu lassen, ist wirtschaftlich nicht gut“, so Ringler. Zum anderen aber schwirrte ihm die Idee einer kleinen, aber feinen Bierwirtschaft im ehemaligen Sudhaus schon lange durch den Kopf. Und nicht nur ihm: „Das war ein Traum von mir – und von meinem Vater“, erzählt Georg Ringler, dessen Vater Georg senior 2007 im Alter von 63 Jahren verstarb.
Nun ist der Traum Realität geworden. In seiner neuen Lokalität, die auch über einen eigenen Eingang zum Biergarten hin verfügt, soll es vor allem ungezwungen zugehen, wünscht sich Ringler. Wer etwas essen wolle, könne das gerne tun, aber niemand müsse sich dazu verpflichtet fühlen: Das Sudhaus soll auch als Treffpunkt dienen für alle, „die vorrangig etwas trinken wollen“, so der Gastwirt. Zur Wahl stehen dann auch Craftbiere, derzeit eines der großen Themen der Bierindustrie. Ein Trend, der aus den USA nach Europa schwappte, und „ein etwas anderes Trinkerlebnis“, wie Ringler es bezeichnet.