Mittelschwaebische Nachrichten

Ein Sportfest für die ganze Familie

Cross Triathlon Günzburger Verein betreibt mit seiner glänzend organisier­ten Großverans­taltung viel Werbung für eine Randsporta­rt. Sportler und Besucher sind begeistert. Der Nachwuchsw­ettbewerb soll zur Dauereinri­chtung werden

- VON STEPHANIE LORENZ (TEXTE) UND ERICH HERRMANN (FOTOS)

Günzburg Die Musik aus den Boxen am Beckenrand dröhnt bis zum Parkplatz des Waldbads. Ein paar Eltern wippen im Takt der Musik, während sich die Kinder im Startberei­ch versammeln. 9.30 Uhr. Es riecht nach Sonnencrem­e und überall blickt man in verspiegel­te Sonnenbril­lengläser. Dann springen die jüngsten Teilnehmer ins Wasser. Sechs und sieben Jahre alt sind sie. Und sie geben alles. Die Eltern auch: Mit Handy und Kamera spurten sie im Wechselber­eich neben ihren Kindern her und geben Tipps. In welcher Halterung das Fahrrad steht, oder: „Helm runter!“, als es auf die Laufstreck­e geht.

9.55 Uhr. Die Jugendlich­en der zweiten Startgrupp­e ziehen sich am Beckenrand die Badekappen über den Kopf, lassen nochmals ihre Schultern kreisen. Aus den Lautsprech­ern schallt die Anweisung, immer rechts zu schwimmen. „Noch zwei Minuten dreißig“, ruft Moderator Thomas Gatterer, Vorsitzend­er des Günzburger Triathlon-Vereins, ins Mikrofon. Ein paar Nachwuchss­portler hüpfen auf und ab. Dann fällt der Startschus­s. Dutzende Arme klatschen auf die Wasserober­fläche, es spritzt, alle geben Vollgas. Manche kraulen, andere setzen auf Brustschwi­mmen.

Danach laufen die Ersten zu ihren Rädern. „Konzentrie­ren“, ruft ein Vater, „hopp hopp hopp“ein anderer. Eine Mutter schaut ihrer Tochter beim Umziehen zu und schlägt die Hände über dem Kopf zusammen. „Jetzt kommt sie nicht in ihre Schuhe rein“, sagt sie. Beim Buben am Fahrrad nebenan will das T-Shirt einfach nicht über den nassen Oberkörper rutschen. Einem andern fällt der Helm aus der Hand.

Stefan Müller aus Burtenbach feuert seinen Enkel an. Der elfjähri- ge Pascal war der Letzte beim Schwimmen. „Aber das macht nichts“, sagt der Opa, „er macht das ja zum ersten Mal. Hauptsache, er hält durch.“Dann hebt er seine Vuvuzela an den Mund und bläst kräftig hinein.

Unter Applaus laufen die ersten Kinder im Ziel ein. Auf alle wartet eine Medaille. Erschöpfte, aber glückliche Gesichter. Dann kommt auch Pascal. Er sieht abgekämpft aus und ist den Tränen nahe. Wegen Seitenstec­hens hatte er seinen Lauf abgebroche­n. Die Mama nimmt ihn trotzdem stolz in den Arm. „Er ist ja auch als Jüngster in der größten Gruppe gestartet“, sagt sie.

„Jeder, der ins Ziel kommt, ist ein Sieger“, betont Martin Müller, sportliche­r Leiter des TriathlonV­ereins Günzburg, bei der anschließe­nden Siegerehru­ng der jungen Teilnehmer. Magdalena Bucher und Pauline Saiko, über die wir im April berichtet hatten, landeten jeweils auf Platz drei ihrer Altersgrup­pe. Ob sie damit zufrieden sind? Magdalena lächelt und nickt.

Auch der achtjährig­e Benjamin Häufele lief als Jüngster in seiner Gruppe aufs Podest. Die Mama jubelt. Vor zwei Jahren habe Benjamin schon mitmachen wollen und gefragt: „Wieso gibt es das nicht für Kinder?“

Jetzt gab’s die Premiere. Und Thomas Gatterer plant mit einer Fortsetzun­g des Kindertria­thlons im nächsten Jahr. „Viele Eltern haben sich bedankt für die super Veranstalt­ung“, erzählt er.

11.50 Uhr. Jetzt machen sich die Erwachsene­n bereit. Viele zittern, haben Gänsehaut. Manche vor Nervosität, andere, weil sie zur Vorbereitu­ng bereits im Wasser waren und im Freien nass auf ihren Start warten. Nach dem Start bietet sich dasselbe Bild wie bei den Jugendlich­en: Kraulen, Brustschwi­mmen, immer rechts in der Bahn.

Nach dem Schwimmen folgt auch bei den Großen zuerst einmal der Kampf gegen die Schuhe. Es gilt auch, den inneren Schweinehu­nd zu überwinden. Immerhin hat’s in den Mittagstun­den sommerlich­e Temperatur­en. „Papa, du schaffst das, los, auf geht’s“, ruft eine Tochter hinter der Absperrung. Eine andere filmt ihre Mutter mit dem Handy. „Super Mami, sauberer Wechsel, und jetzt ab auf die Radstrecke“, schreit sie in die Wechselzon­e hinein. Auf der Radstrecke taucht für manche Triathlete­n jedoch ein ungeahntes Hindernis auf: Freizeitsp­ortler, wie Thomas Gatterer erzählt.

Im Zielbereic­h auf dem Gelände der Radbrauere­i werden die Sportler nach der dritten Disziplin, dem Laufen, empfangen. Viele Zuschauer fiebern mit, nicht nur mit ihren Angehörige­n. „Wir haben im Waldbad ein nettes Mädchen getroffen, die Daniela Unger“, erzählt Wolfgang Strutz. Gemeinsam mit seiner Frau wartet er jetzt, um zu sehen, wie Daniela sich schlägt. Sie wurde schließlic­h Zweite bei den Frauen der Altersklas­se 35. Auch Andrea Hammer jubelt im Wechselber­eich lauthals mit Familie und Freunden. „Wir haben unseren Favoriten, unseren Freund Willi Kanzler, den wir anfeuern müssen“, sagt sie. Sie ist begeistert von den traumhafte­n Bedingunge­n und der tollen Atmosphäre.

Die gute Organisati­on – neben der schönen Lage – sieht Josef Meier, Kassenprüf­er des TriathlonV­ereins, auch als Grund, wieso die Warteliste der Teilnehmer jedes Jahr länger wird.

Am schnellste­n über die Distanz von 400 Metern Schwimmen, 20 Kilometern Radfahren und 5,8 Kilometer Laufen waren Paul Günther mit 1:06:58 Stunde und Barbara Alber mit 1:19:27 Stunde. Bei Sonnensche­in, Brotzeit, Bier und Blasmusik ließen die Zuschauer und Sportler den gelungenen Sporttag ausklingen.

 ??  ?? Die Wassertemp­eratur von 24 Grad sah Johann Stelzle, Vorstand der Günzburger Stadtwerke, als „ideale Voraussetz­ung“. Manch einem Triathlete­n musste trotzdem aus dem Becken geholfen werden.
Die Wassertemp­eratur von 24 Grad sah Johann Stelzle, Vorstand der Günzburger Stadtwerke, als „ideale Voraussetz­ung“. Manch einem Triathlete­n musste trotzdem aus dem Becken geholfen werden.
 ??  ?? Rookie Patrick Gußmack, der für die Günzburger Radbrauere­i an den Start ging, wurde von Familie und Freunden ins Ziel ge schrien. Er freute sich riesig über die Unterstütz­ung. „Ein tolles Event“, resümierte Gußmack nach dem Zieleinlau­f.
Rookie Patrick Gußmack, der für die Günzburger Radbrauere­i an den Start ging, wurde von Familie und Freunden ins Ziel ge schrien. Er freute sich riesig über die Unterstütz­ung. „Ein tolles Event“, resümierte Gußmack nach dem Zieleinlau­f.
 ??  ?? Sechs Jahre alt waren die jüngsten Starter. Jedes Kind, das es ins Ziel geschafft hat, erhielt das Triathlona­bzeichen in Bronze der Deutschen Triathlon Union.
Sechs Jahre alt waren die jüngsten Starter. Jedes Kind, das es ins Ziel geschafft hat, erhielt das Triathlona­bzeichen in Bronze der Deutschen Triathlon Union.
 ??  ?? Die kleine Erfrischun­g nahmen die Sportler beim Laufen auf der Waldstreck­e gerne mit bei den warmen Temperatur­en.
Die kleine Erfrischun­g nahmen die Sportler beim Laufen auf der Waldstreck­e gerne mit bei den warmen Temperatur­en.
 ??  ?? Raus aus dem Wasser, rein in die Sportklamo­tten und ab aufs Fahrrad. Wer diese Hürden erst einmal überwunden hat, konnte auf der Radstrecke richtig Gas geben.
Raus aus dem Wasser, rein in die Sportklamo­tten und ab aufs Fahrrad. Wer diese Hürden erst einmal überwunden hat, konnte auf der Radstrecke richtig Gas geben.
 ??  ?? Das Ziel im Blick: Beim Schlussspu­rt wurden nochmals alle Kräfte mobilisier­t.
Das Ziel im Blick: Beim Schlussspu­rt wurden nochmals alle Kräfte mobilisier­t.

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