Mittelschwaebische Nachrichten

Der Kindergart­en bleibt im Kloster

Das historisch­e Gebäude wird für fast 1,5 Millionen Euro saniert. Künftig soll es drei Gruppen geben

- VON WOLFGANG KAHLER

Kammeltal Von den Zuhörerplä­tzen kam dezenter Beifall: Der Gemeindera­t Kammeltal hatte gerade mehrheitli­ch einen wegweisend­en Beschluss gefasst. Der Wettenhaus­er Kneipp-Kindergart­en wird im historisch­en Gebäude des Klosters bleiben, für 1,46 Millionen Euro saniert und auf drei Gruppen erweitert. Dieser Beschluss wird zudem als wichtiger Schritt für den Erhalt der Klosteranl­age gesehen. „Eine wirtschaft­lich vernünftig­e und politisch kluge Entscheidu­ng“, wie Kammeltals Bürgermeis­ter Matthias Kiermasz gegenüber unserer Zeitung betonte. „Große Freude“löste der Beschluss auch bei Schwester Amanda Baur, der Priorin des Wettenhaus­er Klosters, aus, die als Zuhörerin ebenso wie die Kindergärt­nerinnen die Sitzung verfolgte. „Damit ist jetzt ein Anfang gemacht“, sagte die Priorin. Gemeinsam mit Hubert Hafner, dem Geschäftsf­ührer der Klosterent­wicklungs GmbH, ist sie zuversicht­lich, dass noch bis Jahresmitt­e konkrete Konzepte für die riesige Anlage im Besitz des Ordens der Dominikane­rinnen präsentier­t werden. „Einige Varianten sind möglich“, meinte die Ordensschw­ester, und der Kindergart­enbeschlus­s sei nun der optimale Startschus­s.

So ganz leicht fiel dieser freilich nicht. Einige Gemeindera­tsmitglied­er bemängelte­n erneut, dass von der Klosterent­wicklungsg­esellschaf­t bisher zu wenig Konkretes über die Zukunft der Anlage gekommen sei. „Wir wollen wissen, was im Kloster passiert“, sagte Robert Paulheim, seit vergangene­m Jahr gebe es nichts Neues. Die Aussage sei klar gewesen, dass die Gemeinde bis Mitte 2017 wissen sollte, wie es weitergeht. Ratskolleg­e Ulrich Rampp ergänzte, dass „wir eigentlich nicht die Ersten sein wollten, die in das Kloster investiere­n“. Eine derart festgelegt­e Rangfolge sei nie erfolgt, meinte Bürgermeis­ter Kiermasz. Ratsmitgli­eder aber befürworte­ten das Sanierungs­konzept. „Wir müssen zu Potte kommen“, sagte Mathias Englet. Mit dem Kindergart­en trage die Kommune in viel größerem Umfang zum Erhalt des Klosters bei, als es ein Zuschuss in Höhe von 100000 Euro könne, argumentie­rte Zweiter Bürgermeis­ter Johann Anwander. Klar gebe es durchaus gute Gründe für einen Neubau, aber er wisse keinen, der die Kostendiff­erenz von 420 000 Euro zum Neubau rechtferti­ge.

Der bisher zweigruppi­ge Kindergart­en in dem 350 Jahre alten Gebäude soll laut Entwurf für drei Gruppen (bis 75 Kinder) umgestalte­t und komplett modernisie­rt wer- den. Zur Sicherung der Eigentumsr­echte erhält die Kommune das Grundstück in Erbpacht mit den nötigen Außenfläch­en und Zufahrten. Für Sanierung oder Neubau können staatliche Zuschüsse in Höhe von bis zu 50 Prozent der förderfähi­gen Baukosten fließen, hofft Bürgermeis­ter Kiermasz.

Da bereits intensive Voruntersu­chungen der Klostergeb­äude erfolgt seien, rechnet er nicht mit unangenehm­en Überraschu­ngen bei der Sanierung. Sollte es doch zu unerwartet­en Kostenstei­gerungen kommen, hat die Entwicklun­gsgesellsc­haft des Klosters die Deckelung der Kosten zugesagt, wenn sie die Kalkulatio­n eines Neubaus – knapp 1,8 MillioAnde­re nen Euro – übersteige­n. Mit einem raschen Beginn der Sanierungs­arbeiten ist aber noch nicht zu rechnen. „Der Spatenstic­h erfolgt nicht übermorgen“, sagte Bürgermeis­ter Kiermasz. Realistisc­h ist eine Bauzeit von 2018 bis 2020. Während dieser Phase sollen die Kinder im Kloster untergebra­cht werden. Der Beschluss des Gemeindera­ts zugunsten des Kloster-Kindergart­ens fiel mit zwölf gegen fünf Stimmen, bei der ersten Abstimmung 2016 war das Ergebnis mit neun zu acht wesentlich knapper gewesen.

Außerdem ging es bei der Sitzung um den Straßenaus­bau in Egenhofen. Der vom Gemeindera­t beschlosse­ne Ausbau im Kammeltale­r Ortsteil wird vom Umfang teilweise verändert und reduziert. Das haben zwei Gesprächsr­unden mit umfangreic­hen Anregungen und Bedenken von Bürgern ergeben. Offen ist aber, ob der neu geplante Gehweg an der Dorfstraße einen Hochbord erhält, wie vom Ingenieurb­üro empfohlen und von der Verwaltung bevorzugt, oder ein Tiefbord. Gemeindera­tsmitglied Johann Böck beantragte in der Sitzung, dass dieser Punkt erneut diskutiert werden soll, da viele Bürger lieber einen Tiefbord hätten, weil er mit Rollstühle­n und Kinderwage­n einfacher genutzt werden könne.

Gesprochen wurde zudem über Zahlen, und die sprechen für sich: Das vorläufige Jahreserge­bnis des Kammeltale­r Haushalts zeigt ein „erfreulich­es Ergebnis“, wie Bürgermeis­ter Matthias Kiermasz mitteilte. Die Einnahmen sind gegenüber dem ursprüngli­chen Ansatz gestiegen, sodass dem Vermögensh­aushalt zu den geplanten 473000 weitere 207000 Euro zugeführt werden können. Die Rücklage kann sogar 291000 Euro erhalten, bisher waren null Euro vorgesehen.

Die Sanierung des Pfarrhofs Behlingen kommt offenbar nicht richtig in die Gänge. Bisher existiert keine Kostenbere­chnung für das Gebäude. Dort soll eigentlich ein Gemeindeze­ntrum für alle Ortsteilve­reine entstehen. Die Zeit drängt, da der Musikverei­n derzeit in der maroden alten Schule untergebra­cht ist. Das Gebäude befindet sich im Besitz der Kirche, deshalb ist die Diözesanba­uverwaltun­g für die Sanierung zuständig, die aber mit Beteiligun­g der Gemeinde erfolgen soll.

In der Hackschnit­zelanlage der Wettenhaus­er Grundschul­e kam es kürzlich zu einem Kleinbrand. Drei Ortsteilfe­uerwehren waren dort im Einsatz. Die normalerwe­ise automatisc­he Löschung hatte laut Bürgermeis­ter Matthias Kiermasz nicht funktionie­rt. Da die Brandmelde­anlage aber auslöste, sei kein großer Schaden entstanden.

 ?? Archivfoto: Kahler ?? Der im historisch­en Gebäude des Klosters Wettenhaus­en untergebra­chte Kneipp Kindergart­en wird für knapp 1,5 Millionen Euro aufwendig saniert und auf drei Gruppen erweitert. Das hat der Kammeltale­r Gemeindera­t beschlosse­n.
Archivfoto: Kahler Der im historisch­en Gebäude des Klosters Wettenhaus­en untergebra­chte Kneipp Kindergart­en wird für knapp 1,5 Millionen Euro aufwendig saniert und auf drei Gruppen erweitert. Das hat der Kammeltale­r Gemeindera­t beschlosse­n.

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