Mittelschwaebische Nachrichten

Wenn ein Cent nix wert ist

Die Italiener schaffen die kleinen Münzen ab. Das hat Tradition

- VON JOACHIM BOMHARD

Augsburg/Rom Die Italiener und Kleingeld – ein ewiges Missverstä­ndnis. Was bei uns in den VorEuro-Zeiten der Pfennig war, hieß im Süden Centesimo. Keine Sorge: Diese Münzen muss man nicht kennen, sie waren schon nach dem Zweiten Weltkrieg von der Bildfläche verschwund­en. 100 Centesimi ergaben eine Lira. Aber was war am Ende eine Lira noch wert? So gut wie nichts, als Ein-Lira-Münze nicht mehr zu haben, abgeschaff­t.

Als 2002 der Euro die 140 Jahre alte italienisc­he Währung ablöste, waren das kleinste Kleingeld im Portemonna­ie 50 Lire. Davon konnte man sich auch nichts kaufen. Für 1000 Lire bekam man 2002 bei der Währungsum­stellung 51,6 Cent, für 50 Lire dementspre­chend 2,5 Cent. Kleiner wollen es die Italiener offenbar nicht. Jetzt wollen sie die kleinsten EuroCent-Geldstücke abschaffen, indem sie ab dem 1. Januar 2018 keine 1- und 2-CentMünzen mehr prägen. Stattdesse­n sollen die Preise für Produkte und Dienstleis­tungen in Zukunft auf den nächsten 5-Cent-Betrag aufgerunde­t werden, berichtet die Nachrichte­nagentur Ansa über einen Beschluss der dafür zuständige­n Kammer des italienisc­hen Abgeordnet­enhauses. Warum machen sie das? Die kleinen Münzen seien für den Handel sehr kostspieli­g. Auch in anderen Ländern wird über die Abschaffun­g des Kleinstgel­des schon diskutiert. Selbst die meisten Deutschen könnten wohl auf das Kupfer im Geldbeutel verzichten, ergab eine Umfrage.

Vielleicht erinnern sich die Italiener jetzt wieder an ihr süßes Kleingeld, das in den 70er Jahren eine beliebte Währung in den Läden war: winzige Bonbons statt kleiner Münzen. Unvergesse­n für den korrekt auf Heller und Pfennig abrechnend­en Mitteleuro­päer. (mit dpa)

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