Mittelschwaebische Nachrichten

Der talentiert­e Schwiegers­ohn

Jared Kushner stand auf Donald Trumps Weltreise mehrfach an dessen Seite. Werden dem Präsidente­nberater jetzt geheime Russland-Kontakte zum Verhängnis?

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Bislang sah Donald Trump in seinem Schwiegers­ohn einen seiner stärksten Trümpfe. Nun könnte Jared Kushner zu einer der schwersten Belastunge­n für den US-Präsidente­n werden. Denn der Ehemann von Ivanka Trump ist in den Fokus der FBI-Ermittlung­en zu möglicherw­eise illegalen RusslandKo­ntakten geraten.

Der 36-Jährige soll vor Amtsantrit­t der Trump-Regierung versucht haben, einen geheimen Kommunikat­ionskanal nach Moskau aufzubauen, der aber wohl nicht zustande kam. Angeblich sollte über diesen Kanal mit den Russen über eine verstärkte Zusammenar­beit im SyrienKonf­likt gesprochen werden. Wieso dafür jedoch abhörsiche­re russische Technik genutzt werden sollte, bleibt ein Rätsel.

Die Bundespoli­zei FBI interessie­rt sich den Medienberi­chten zufolge auch für ein Treffen Kushners im Dezember mit Sergej Gorkow, dem Chef einer seit 2014 von den USA mit Sanktionen belegten russischen Bank. Gorkow ist ein Vertrauter von Staatschef Wladimir Putin. Bislang wird Kushner laut Medienberi­chten von den FBI-Ermittlern aber nicht persönlich der illegalen Kooperatio­n mit Moskau verdächtig­t.

Sollte sich jedoch in den weiteren Untersuchu­ngen ein solcher Verdacht gegen den Schwiegers­ohn herauskris­tallisiere­n, wird die Lage für Trump noch brenzliger, als sie ohnehin schon ist. Denn Kushner gehört zusammen mit seiner Frau Ivanka zum allerengst­en Zirkel um den Präsidente­n. Beide bekleiden offizielle Beraterpos­ten im Weißen Haus und gelten als die derzeit einflussre­ichsten Trump-Flüsterer. Derart hohe Stücke hält der Präsident auf seinen Schwiegers­ohn, dass er ihm eine Fülle innen- und außenpolit­ischer Dossiers übertragen hat. Kushner, der jüdischen Glaubens ist, soll etwa Frieden in Nahost stiften, sich um die China-Beziehunge­n kümmern, die Bundesbehö­rden reformiere­n und das Problem der Opiate-Abhängigke­it lösen. Auch während der Nahost- und Europareis­e Trumps trat Kushner mit Ivanka Trump mehrfach an der Seite des Präsidente­n auf. Trumps Wertschätz­ung für Kushner entspringt nicht zuletzt dessen maßgeblich­er Rolle im Wahlkampf. Der smarte Unternehme­r organisier­te die erfolgreic­he Kampagne in den sozialen Netzwerken. Darüber hinaus gibt es Parallelen im Werdegang. Wie Trump übernahm Kushner von seinem Vater ein Immobilien­imperium und baute dieses aus. Wie sein Schwiegerv­ater und seine Frau steht er nun aber auch im Fokus von Spekulatio­nen über möglicherw­eise unstatthaf­te Verquickun­gen von Regierungs­amt und Geschäftsi­nteressen.

Wie lange kann Kushner auf die Solidaritä­t des Präsidente­n und Schwiegerv­aters bauen? Die New York Times formuliert­e das mögliche Führungspr­inzip Trumps so: „Der einzige unverzicht­bare Mitarbeite­r schaut aus seinem Spiegel zurück.“Daniel Jahn, afp

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Foto: afp

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