Mittelschwaebische Nachrichten
Krisenzentrum soll Trump abschirmen
Die Russland-Affäre setzt dem Präsidenten zu. Im Weißen Haus steht ein großes Stühlerücken bevor. Dabei gibt es viele Verlierer – aber offenbar auch einen Gewinner
Lewandowski und dessen Stellvertreter David Bossie. Sollten sich diese Informationen bestätigen, wären dies keine guten Nachrichten für den Mann, der dem Präsidenten bisher wie ein Schatten folgt. Trumps Schwiegersohn Kushner hatte nach einem internen Machtkampf im West Wing Bannon in den Hintergrund gedrängt und bei den Vorwahlen für den Rauswurf Lewandowskis gesorgt. Die New York Times berichtet, der von seinen Gegenspielern im Weißen Haus „Prinzling“genannte Schwieger- sohn wirke „ungewöhnlich bedrückt“. Freunden gegenüber habe Kushner Amtsmüdigkeit zu erkennen gegeben und daran erinnert, Ehefrau Ivanka und er hätten stets vorgehabt, alle sechs Monate neu zu evaluieren, ob sie in Washington bleiben wollten.
Kushner rückte ungewollt ins Zentrum der Russland-Affäre seit in den Medien durchsickerte, das FBI ermittele gegen den Chefberater. Die Washington Post enthüllte am Freitag, Trumps Schwiegersohn habe versucht, einen geheimen Rückkanal mit Moskau zu schaffen. Experten weisen darauf hin, der Versuch einer Privatperson, einen solchen Kanal mithilfe einer gegnerischen Macht einzurichten, um Kommunikation vor der US-Regierung zu verstecken, könnte den Tatbestand der Spionage erfüllen. Der ehemalige CIA-Direktor Michael Hayden nennt den Vorgang „beispiellos“. Allein die Idee dazu zeuge von „Ignoranz, Chaos und Hybris“.
Als Verlierer des erwarteten Stühlerückens werden auch Kommunikations-Direktor Mike Dubke und Trumps Sprecher Sean Spicer gesehen. Spicer könnte durch Stellvertreterin Sarah Sanders ersetzt werden, die dann nur noch gelegentlich vor die Presse tritt. Erwogen wird die Aufgabe des täglichen Briefings der Korrespondenten. Stattdessen könnte Trump häufiger auf Kundgebungen oder in freundlich
Wird der Stabschef nach Athen geschickt?
gesonnenen Medien auftreten. Unbestätigt blieben Spekulationen der Washington Post, dass Stabschef Priebus, der griechische Vorfahren hat, als Botschafter nach Athen entsorgt werden könnte.
Wie ernst Trump die RusslandAffäre nimmt, lässt sich auch daran ablesen, dass er ein Team hochkarätiger Anwälte anheuern will, die ihn vor einem möglichen Amtsenthebungsverfahren abschirmen sollen.