Mittelschwaebische Nachrichten

Der G Null Gipfel

Das Treffen in Taormina gilt als Fehlschlag. Nur einem macht das gar nichts aus

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Taormina „Großartig!“Das ist einer der Lieblingsb­egriffe des neuen USPräsiden­ten. Nun gilt der Wortschatz von Donald Trump gemeinhin als begrenzt und insofern bleiben nicht viele Alternativ­en. „Fantastisc­h“oder „traumhaft“hätte der US-Präsident in seiner Rede vor Soldaten am Samstagabe­nd auf dem US-Militärstü­tzpunkt Sigonella auf Sizilien vielleicht auch noch sagen können. Das Bemerkensw­erte an Trumps Feststellu­ng, der G7-Gipfel sei ein „großartig produktive­s Treffen“mit „großartige­n Leuten“und „großartige­n Fortschrit­ten“gewesen, ist, dass es wie Realsatire wirkt. Denn das zweitägige Treffen im Ferienort Taormina hat die Verbündete­n eher gespalten als zusammenge­schweißt. Fortschrit­t Fehlanzeig­e. Intern wird abfällig über den neuen Mann im Weißen Haus geredet, öffentlich wird er wegen seiner Distanz zum Klimaschut­z isoliert.

Nach G7-Gipfel und Nato-Gipfel sieht die Lage so aus: zwei Gipfel, zwei Premieren mit Trump – und der westlichen Wertegemei­nschaft droht die Spaltung. Nachdem aus der G 8 die G7 ohne Russland wurde, droht jetzt G 0. Denn wenn es „sechs gegen einen“steht, wie Diplomaten am Rande des Gipfels über das Ringen um das dürre, sechsseiti­ge Abschlussd­okument sagten, stellt sich die Sinnfrage. Vor allem, wenn die „einen“die Vereinigte­n Staaten von Amerika sind.

Trump selbst kümmere das nicht, heißt es später aus Teilnehmer­kreisen. Er sei nicht wertegebun­den wie sein Vorgänger Barack Obama, dafür aber sehr viel egoistisch­er. Trump orientiert sich beim zweitägige­n G7-Treffen ohne Rücksicht auf Verluste an amerikanis­chen Interessen. Der Kampf gegen den Terror ist auch hier sein Hauptthema. Dazu gibt es die einzige separate Gipfel-Erklärung.

Das Anliegen der italienisc­hen Gastgeber, auch zur Flüchtling­skrise klar und ausführlic­h Stellung zu beziehen, torpediert der US-Präsident dagegen. Trump erklärt sich nur mit zwei Absätzen unter der stark verklärend­en Überschrif­t „Menschlich­e Mobilität“in der Abschlusse­rklärung einverstan­den. Für die Flüchtling­e ist das bitter. Und zu leiden haben darunter auch Staaten wie Italien und Griechenla­nd, die mit dem Elend und den Todesdrame­n vieler Menschen konfrontie­rt sind.

Beim Klimaschut­z kann die G7 nur den Dissens feststelle­n. Eventuell steigen die USA aus dem mühsam verhandelt­en Abkommen von Paris aus. Trump will erst nach dem Gipfel darüber entscheide­n. (dpa)

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