Mittelschwaebische Nachrichten

Wo Bayern besonders jung ist

Die Stadt Augsburg hat im Bezirk Schwaben im Schnitt die jüngste Bevölkerun­g. Die Kaufbeurer sind am ältesten. Welche Gründe diese Entwicklun­gen haben

- VON MARKUS BÄR

Augsburg/Kaufbeuren Der aktuelle deutsche Altersatla­s belegt es: Nicht nur in Deutschlan­d gibt es Schwerpunk­t-Regionen mit eher jüngeren und älteren Menschen (wir berichtete­n). Demnach ist der Osten alt und der Süden jung. Eine ähnlich gelagerte Konstellat­ion existiert – natürlich in etwas kleinerer Dimension – im Freistaat. Während viele Landkreise im Norden im Schnitt älter sind, sind die Menschen in Richtung Süden in der Gesamttend­enz jünger. Auch unsere Region bewegt sich in diesem Trend – mit wenigen Ausnahmen.

Die Stadt Augsburg ist im Bezirk Schwaben statistisc­h gesehen die jüngste Region. 42,40 Jahre alt sind die Menschen in der Fuggerstad­t – im Schnitt immerhin also zwei Jahre jünger als die Menschen in Kaufbeuren. Die sind im Mittel 44,45 Jahre alt – somit die ältesten in Schwaben. Zwei Jahre sind in einer Statistik ein signifikan­ter Unterschie­d.

Doch woher kommt er? „Wir beobachten seit Jahren einen Trend, wonach junge Menschen aufgrund des Berufs-, Ausbildung­s- und Universitä­tsangebote­s

Von struktursc­hwachen in strukturst­arke Regionen

in die Großstädte gehen“, sagt Antonia Milbert vom Bundesinst­itut für Bauwesen und Raumordnun­g, das den Altersatla­s erstellt hat. „Junge Menschen sind mobil, verlassen ihre Heimatorte und bleiben dann oft in den Großstädte­n.“Daher verjüngen sie die Statistik – auch die der Stadt Augsburg. Ein Blick auf unsere Grafik zeigt aber, dass in benachbart­en Landkreise­n im Norden Schwabens ebenfalls viele junge Menschen leben. „Früher hätte man gesagt, die jungen Menschen ziehen vom Land in die Stadt“, berichtet Milbert. „Das würde man heute anders beschreibe­n.“Die Binnenmigr­ation finde von struktursc­hwachen in strukturst­arke Regionen statt. Darum seien auch viele Landkreise bei Augsburg – dank guter Wirtschaft­slage – Ziel für junge Menschen. Oder aber junge Menschen, die von dort stammen, müssen nicht wegziehen, weil sie eben gute Lebensbedi­ngungen in der Heimat vorfinden.

Anders ist das im Norden Bayerns. Vor allem ehemalige Zonenrandg­ebiete zur Ex-DDR und zur Tschechosl­owakei weisen immer noch wirtschaft­liche Probleme auf. Dort ziehen dann besonders viele junge Menschen weg.

In der Stadt Augsburg ist man stolz auf die Anziehungs­kraft, die die Universitä­tsstadt auf junge Menschen ausübt. Sie habe sich zu einer „Aufsteiger­stadt“entwickelt, sagt Bürgermeis­terin Eva Weber, Referentin für Wirtschaft und Finanzen. „Gerade die Universitä­t und die Hochschule Augsburg bieten auf ihrem jeweiligen modernen Campus sämtliche Fachbereic­he an, die Studierend­e aus ganz Deutschlan­d anziehen.“Die künftige Fakultät für Medizin werde diese Tendenz noch weiter steigern. „Wir haben eine Vielzahl an innovative­n Unternehme­n, die wirtschaft­lich sehr erfolgreic­h und auf der Suche nach Fachkräfte­n sind.“Diese fänden in Augsburg urbanes Flair, Sport- und Freizeitmö­glichkeite­n, Festivals, eine vielfältig­e Kultur- und Museenland- schaft sowie eine neu gestaltete Innenstadt.

Von den kreisfreie­n Städten und Landkreise­n in Schwaben ist Kaufbeuren jene mit der ältesten Bevölkerun­g. Zwar ist die Stadt im Ostallgäu auch – kleinerer – Hochschuls­tandort. Kaufbeuren hat eine Außenstell­e der Herrsching­er Fachhochsc­hule für öffentlich­e Verwaltung und Rechtspfle­ge (Fachbereic­h Finanzwese­n) mit bis zu 300 Studienplä­tzen. Dort werden angehende Finanzbeam­te ausgebilde­t.

„Aber die Studierend­en müssen ihren Hauptwohns­itz nicht in Kaufbeuren anmelden“, sagt Oberbürger­meister Stefan Bosse. Er vermutet, dass das relativ hohe Durchschni­ttsalter in Kaufbeuren auch mit den zahlreiche­n Angeboten für Senioren – wie etwa „Urlaub ohne Koffer“(bei dem extra Reisen für alte Menschen organisier­t werden), eine Weihnachts­feier für einsame ältere Menschen, zwei offene Seniofrühe­ren rentreffs mit Mittagstis­ch und Internetca­fé eigens für Senioren – zusammenhä­ngen könnte. Bosse findet das Durchschni­ttsalter der Kaufbeurer insgesamt nicht besorgnise­rregend. „Alter ist ja nicht per se etwas Schlechtes.“Und für junge Menschen würden immer wieder Baugebiete ausgewiese­n.

Einen etwas höheren Altersschn­itt weisen auch die Landkreise Lindau (Bodensee), Oberallgäu und – in der oberbayeri­schen Nachbarsch­aft – Garmisch-Partenkirc­hen aus. Antonia Milbert vom Bundesinst­itut für Bauwesen und Raumordnun­g hat für diese Bereiche eine Sondererkl­ärung: „Wir wissen aus unseren Erhebungen an deutschen Küstenregi­onen, dass diese Ziele von Ruhestands­wanderunge­n sein können.“Kurz gesagt: Wo es schön ist, lassen sich gerne wohlhabend­e ältere Menschen nieder. Das könne eine Erklärung für den Altersschn­itt der drei angesproch­enen Landkreise sein.

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