Mittelschwaebische Nachrichten

So viele Eissorten hat sonst niemand

In diesem Laden mitten in Venezuela gibt es 870 Geschmacks­richtungen. Das „Coromoto“steht damit im Guinnessbu­ch der Rekorde. Nun erlebt es aber schwere Zeiten

- VON ANDREAS BAUMER

Wenn ihr wissen wollt, wie Eissorten schmecken, die „Kalte Ente“, „Hot Dog“, „Saugflasch­e“oder „Rosa Panther“heißen, dann müsst ihr einen Flieger nehmen und gaaanz weit wegfliegen. Die Eisdiele, die solche ausgefalle­nen Geschmäcke­r anbietet, liegt nämlich im südamerika­nischen Land Venezuela. Genauer: in der Stadt Mérida. Sie ist die mit der größten Eisauswahl der Welt.

Eisverkäuf­er Manuel da Silva Oliveira, genannt Manolo, hat 870 Eissorten im Angebot – so viele wie niemand sonst auf der Welt. Wie viel das ist, zeigt diese Rechnung. Würdest du jeden Tag zu Manolos Geschäft „Heladería Coromoto“gehen und zwei Kugeln Eis kaufen, dann bräuchtest du etwa zwei Jahre und viereinhal­b Monate, um jeden Geschmack einmal getestet zu haben. Mehr als die Hälfte deiner Grundschul­zeit wäre dann vorbei.

Angefangen hat der gelernte Koch Manolo ganz klein. Als er seinen Laden 1981 aufmachte, hatte er nur vier Sorten zur Auswahl: Vanille, Erdbeere, Schokolade und Kokosnuss. Doch Manolo, der aus Portugal kommt und erst als Erwachsene­r nach Venezuela ausgewande­rt ist, experiment­iert gern. Für ein deutsches Fernsehtea­m hat er mal ein Eis mit hessischem Wein Zutat Auch Wünsche anderer als gemacht. Kunden setzt der mittlerwei­le 86 Jahre alte Mann gerne um. So sind immer mehr Eissorten dazugekomm­en. Bereits 1996, also vor 21 Jahren, hat es Manolo in das Guinnessbu­ch der Rekorde geschafft. Mit damals 593 Eissorten.

Wenn das Wetter in Mérida schön ist, kommen täglich bis zu 1000 Besucher vorbei. Umgerechne­t 70 Cent kosten zwei große Kugeln. Alle 870 Sorten gibt es aber nicht jeden Tag. Es sind immer nur 50 in der Auslage. Aber die wechseln täglich.

Manolo ist erfolgreic­h. Ihm sollte es eigentlich gut gehen. Doch zurzeit hat sein Land große Probleme. Viele Menschen sind mit der jetzigen Regierung unzufriede­n und gehen auf die Straße. Viele Menschen haben kein Geld und es gibt nur wenig Waren zu kaufen. Vor zwei Jahren bekam das auch Manolo zu spüren. Für mehrere Tage bekam er keine Milch mehr geliefert. Ohne Milch aber kann er kein Eis machen. Deshalb musste er seinen Laden für kurze Zeit schließen. Der Unmut bei den Bürgern war groß.

Daraus hat die Regierung offenbar gelernt. Venezuela geht es zurzeit zwar wieder sehr schlecht. Benzin und Papier sind Mangelware. Dennoch bekommt Manolo genügend Milch für sein Eis. Anscheinen­d will die Regierung ihren besten Eismann nicht verlieren.

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Das ist Manuel da Silva Oliveira, der bekanntest­e Eisverkäuf­er Venezuelas. Ihn nennen alle Manolo. Er ist so bekannt, weil er die Eisdiele mit der größten Sortenausw­ahl der Welt hat. Damit hat er es sogar ins Guinnessbu­ch der Rekorde geschafft.
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Das Guinness buch, in dem seine Eisdiele steht, hat sich Manolo na türlich aufgeho ben.
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Fotos: Georg Ismar, dpa Dieses Schild hängt außen vor Manolos Eisdiele.
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Hier siehst du eine der Eisverkäuf­erinnen im Einsatz.
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Das ist die Eistafel der Eisdiele: Sie er streckt sich über eine ganze Wand.

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