Mittelschwaebische Nachrichten
Eine blutige Nacht
Vor 50 Jahren erschoss ein Polizist Benno Ohnesorg. Eine Doku klärt Fragen
ARD, 23.45 Uhr Am Morgen danach ist auf dem Hinterhof der Krummen Straße 66–67 in Berlin der Kreideumriss eines Körpers gezeichnet. Wenige Stunden zuvor, am Abend des 2. Juni 1967, liegt hier auf dem Pflaster Benno Ohnesorg. Er verblutet, getroffen von einer Pistolenkugel. Etwa eine Stunde nach dem Schuss ist der Germanistik-Student tot, Opfer eines schießwütigen Polizisten und einer damals noch quicklebendigen Kasernenhofmentalität in der Berliner Polizei.
„Wie starb Benno Ohnesorg?“ist eine Koproduktion des Rundfunks Berlin Brandenburg und des Hessischen Rundfunks. Die Dokumentation rekonstruiert, wie die Demonstrationen gegen den Besuch des persischen Schahs und seiner Frau zur Blutnacht an der Deutschen Oper eskalierten. Sie läuft heute zu später Stunde um 23.45 Uhr im Ersten.
Noch am Abend des 2. Juni, als die Nachricht von Ohnesorgs Tod durchsickert, versammeln sich die Studenten zum Protest. Es ist der Anfang einer Bewegung, die bald die ganze Republik erfassen wird. Zwar sind die Umstände um Ohnesorgs Schicksal in groben Zügen aufgeklärt, doch viele Ungereimtheiten blieben: Warum schoss Polizist Karl-Heinz Kurras, obwohl er entgegen seiner Darstellung nachweislich nicht bedroht war? Weshalb war im Obduktionsbericht von „Schädelverletzung“bei „stumpfer Gewaltanwendung“die Rede? Von einem tödlichen Schuss ist dort nichts zu lesen. Und warum verschwand die Todeskugel? Für ihren Film haben die Autoren Zeitzeugen befragt, Filmmaterial und Fotos unter die Lupe genommen. Das Ergebnis ist die Rekonstruktion eines dramatischen Tages. (dpa)