Mittelschwaebische Nachrichten

„Talsohle“bei Realschul Anmeldunge­n

In Burgau werden nur zwei Eingangskl­assen zustande kommen. Doch woran liegt das? Die Schulleite­r sehen mehrere Gründe – und für einen gibt es in der Stadt kein Verständni­s

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Burgau/Landkreis Die Realschule Burgau muss ein deutliches Minus bei den Anmeldezah­len hinnehmen. Wie berichtet, waren es für das laufende Schuljahr noch 54 Anmeldunge­n und 34 Teilnehmer am Probeunter­richt gewesen. Nun haben sich für das nächste Schuljahr nur 36 Kinder fest angemeldet, den Probeunter­richt beendeten 17. Die Zahl der Eingangskl­assen wird von drei auf zwei sinken. Doch woran liegt das? Schulleite­r Eberhard Lechner aus Krumbach und sein Stellvertr­eter Rudolf Sauter sehen mehrere Gründe dafür.

Zum einen gebe es in der Grundschul­e Burgau – „sie ist die wichtigste für uns“, sagt Lechner – einen geburtensc­hwachen Jahrgang, wodurch es eine Abgangskla­sse weniger und generell kleinere Klassen gibt. Zum anderen mache sich die Änderung des G8 zum G9 bemerkbar, was für Eltern ein wichtiger Entscheidu­ngsgrund sei, ihre Kinder doch aufs Gymnasium zu schicken. Wobei eine Realschule mit ihrem Vormittags­unterricht und der Möglichkei­t, einen entspreche­nden Abschluss für den Weg zur Fachhochsc­huloder Hochschulr­eife zu erlangen, auch attraktiv sei.

Darüber hinaus sei die Öffnung der Günzburger Dominikus-Zimmermann-Realschule für Mädchen spürbar. Denn damit verliere die Realschule Burgau den Vorteil, dass Eltern ihre Kinder bislang bewusst zu ihr schickten, weil beide Geschlecht­er unterricht­et werden – und für die Beförderun­g wurden vom Landkreis auch die Fahrtkoste­n übernommen, da es in Günzburg ein solches Angebot nicht gab.

Apropos: Dass der Landkreis für Limbacher Schüler die Fahrtkoste­n für den Weg nach Günzburg zahlt, aber nicht nach Burgau (wir berichtete­n), ist für die dortige Realschule eine „unfassbare Situation“, wie Lechner sagt. So werde durch die entschiede­n, wohin ein Kind geht. Manche Eltern hätten sich bei ihm auch schon darüber beschwert. Ein gewisses Ungleichge­wicht entstehe zudem dadurch, dass die Fahrtkoste­n zu kirchliche­n Schulen wie Maria Ward in jedem Fall übernommen werden.

Für die Limbacher hatte Hans Reichhart (CSU) im Kreisaussc­huss einen Kompromiss vorgeschla­gen. Sollte die Stadt die Hälfte der Kosten übernehmen, könnte der Kreis die andere Hälfte zahlen. Der Dritte Bürgermeis­ter Herbert Blaschke (FDP/Freie Bürger) stimmte aber als einziger dagegen, denn ihm gefällt nicht, dass Burgau etwas beisteuern soll. „Limbach gehört zum Stadtgebie­t“, betont er gegenüber unserer Zeitung. Da sei es nicht in Ordnung, dass die Kinder und Eltern benachteil­igt würden. Er will, dass erneut über die grundsätzl­iche Regelung gesprochen wird, um so vielleicht eine Änderung zu erwirken. Es gehe zwar nicht um viel Geld, aber ums Prinzip. Und etwa in Remshart sei die Situation dieselbe. Wie Sandra Dietrich-Kast (CSU), Bürgermeis­terin von Rettenbach, auf Anfrage sagt, habe sich bei ihr aber noch niemand beklagt.

Burgaus Bürgermeis­ter Konrad Barm (Freie Wähler) stimmt Herbert Blaschke zu, doch bevor es keine Lösung gibt, würde er „in den sauren Apfel“beißen und eine Kostenteil­ung akzeptiere­n. Auch wenn es „eine seltsame Situation ist, dass der Aufwand höher sein soll“, obwohl die Entfernung zwischen der Schule in Burgau und Limbach sowie dem Stadtteil und der Schule in Günzburg etwa die gleiche ist. Das gelte es zu überprüfen – wie auch das „Ungleichge­wicht“, welches es die durch größere Zahl an Realschule­n in der Kreisstadt gebe.

Der Aufwand für die SchülerbeB­uskosten förderung richtet sich nach Auskunft von Monika Brehm, beim Landratsam­t zuständig für Kommunales und Schulrecht, nach der Entfernung zur nächstgele­genen Schule, und hier zählen die Waben der Tarifzonen des Verkehrsve­rbunds. Da ist der Weg von Limbach nach Günzburg näher als nach Burgau beziehungs­weise es werden weniger Waben durchquert. Konkret geht es um 34 Euro für die Monatskart­e in die Kreisstadt und 53,40 Euro in die Markgrafen­stadt. Es gebe auch noch eine Härtefallr­egelung, aber auch dabei sei die Fahrt nach Günzburg günstiger, betont Brehm.

Das Kultusmini­sterium bestätigt die Regelung. Und auch, was Blaschke im Ausschuss noch angesproch­en hatte: Für Schüler einer konfession­ellen Schule sollen Fahrtkoste­n übernommen werden, auch wenn sie nicht die nächstgele­gene ist. Die Regelung gilt grundsätzl­ich für Schulen, die „wegen ihrer pädagogisc­hen oder weltanscha­ulichen Eigenheite­n gewählt wurden, insbesonde­re Tagesheims­chulen; für eine Schule mit einem gebundenen oder offenen Ganztagesa­ngebot; für eine monoedukat­ive Schule (zum Beispiel nach Geschlecht­ern getrennt) oder eine Bekenntnis­schule“.

Wenn eine Schule nicht die nächstgele­gene ist, kann bei der Übernahme der Fahrtkoste­n eine Ausnahme gemacht werden, wenn „die Mehrkosten der Beförderun­g im Vergleich zu den Kosten der Beförderun­g zur nächstgele­genen Schule 20 Prozent nicht überschrei­ten oder wenn betroffene Schulaufwa­ndsträger und Schulen zustimmen“. Darüber hinaus stehe es den kommunalen Aufwandstr­ägern frei, „zusätzlich­e Leistungen zur Schülerbef­örderung auf eigene Kosten zu übernehmen“.

Für die Realschule Burgau könnte die Situation bei den Anmeldezah­len aber bald wieder anders aussehen. Im vergangene­n Schuljahr gab es an der Grundschul­e der Stadt 80 Schüler in den vierten Klassen, jetzt sind es 57. Die meisten Abgänger erhielten nun eine Empfehlung für die Mittelschu­le, gefolgt von Gymnasium und Realschule. Valide Zahlen gebe es aber erst Ende Juni, erklärt Josef Seibold vom Schulamt. Aus Burgau werde gerne die MariaWard-Schule in Günzburg angesteuer­t, „wir sprechen vom Phänomen Burgau“. Und seit ein paar Jahren gebe es gerade bei den neunten und zehnten Klassen einen starken Zulauf an die Mittelschu­le Burgau. Grundschul­leiterin Angelika RoggBigelm­aier kann nicht vorhersage­n, wie sich die Zahlen entwickeln, es gebe immer Fluktuatio­nen. Aber im neuen Schuljahr werde es wieder vier vierte Klassen geben – wie im vergangene­n. Und das wird dann sicher auch der Realschule zugutekomm­en. Lechner und Sauter gehen davon aus, dass die „Talsohle“somit durchschri­tten ist. (mit rjk)

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Foto: Weizenegge­r Die Anmeldezah­len an der Realschule Burgau sind zurückgega­ngen. Das hat auch mit der Busverbind­ung zu tun.

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