Mittelschwaebische Nachrichten
„Talsohle“bei Realschul Anmeldungen
In Burgau werden nur zwei Eingangsklassen zustande kommen. Doch woran liegt das? Die Schulleiter sehen mehrere Gründe – und für einen gibt es in der Stadt kein Verständnis
Burgau/Landkreis Die Realschule Burgau muss ein deutliches Minus bei den Anmeldezahlen hinnehmen. Wie berichtet, waren es für das laufende Schuljahr noch 54 Anmeldungen und 34 Teilnehmer am Probeunterricht gewesen. Nun haben sich für das nächste Schuljahr nur 36 Kinder fest angemeldet, den Probeunterricht beendeten 17. Die Zahl der Eingangsklassen wird von drei auf zwei sinken. Doch woran liegt das? Schulleiter Eberhard Lechner aus Krumbach und sein Stellvertreter Rudolf Sauter sehen mehrere Gründe dafür.
Zum einen gebe es in der Grundschule Burgau – „sie ist die wichtigste für uns“, sagt Lechner – einen geburtenschwachen Jahrgang, wodurch es eine Abgangsklasse weniger und generell kleinere Klassen gibt. Zum anderen mache sich die Änderung des G8 zum G9 bemerkbar, was für Eltern ein wichtiger Entscheidungsgrund sei, ihre Kinder doch aufs Gymnasium zu schicken. Wobei eine Realschule mit ihrem Vormittagsunterricht und der Möglichkeit, einen entsprechenden Abschluss für den Weg zur Fachhochschuloder Hochschulreife zu erlangen, auch attraktiv sei.
Darüber hinaus sei die Öffnung der Günzburger Dominikus-Zimmermann-Realschule für Mädchen spürbar. Denn damit verliere die Realschule Burgau den Vorteil, dass Eltern ihre Kinder bislang bewusst zu ihr schickten, weil beide Geschlechter unterrichtet werden – und für die Beförderung wurden vom Landkreis auch die Fahrtkosten übernommen, da es in Günzburg ein solches Angebot nicht gab.
Apropos: Dass der Landkreis für Limbacher Schüler die Fahrtkosten für den Weg nach Günzburg zahlt, aber nicht nach Burgau (wir berichteten), ist für die dortige Realschule eine „unfassbare Situation“, wie Lechner sagt. So werde durch die entschieden, wohin ein Kind geht. Manche Eltern hätten sich bei ihm auch schon darüber beschwert. Ein gewisses Ungleichgewicht entstehe zudem dadurch, dass die Fahrtkosten zu kirchlichen Schulen wie Maria Ward in jedem Fall übernommen werden.
Für die Limbacher hatte Hans Reichhart (CSU) im Kreisausschuss einen Kompromiss vorgeschlagen. Sollte die Stadt die Hälfte der Kosten übernehmen, könnte der Kreis die andere Hälfte zahlen. Der Dritte Bürgermeister Herbert Blaschke (FDP/Freie Bürger) stimmte aber als einziger dagegen, denn ihm gefällt nicht, dass Burgau etwas beisteuern soll. „Limbach gehört zum Stadtgebiet“, betont er gegenüber unserer Zeitung. Da sei es nicht in Ordnung, dass die Kinder und Eltern benachteiligt würden. Er will, dass erneut über die grundsätzliche Regelung gesprochen wird, um so vielleicht eine Änderung zu erwirken. Es gehe zwar nicht um viel Geld, aber ums Prinzip. Und etwa in Remshart sei die Situation dieselbe. Wie Sandra Dietrich-Kast (CSU), Bürgermeisterin von Rettenbach, auf Anfrage sagt, habe sich bei ihr aber noch niemand beklagt.
Burgaus Bürgermeister Konrad Barm (Freie Wähler) stimmt Herbert Blaschke zu, doch bevor es keine Lösung gibt, würde er „in den sauren Apfel“beißen und eine Kostenteilung akzeptieren. Auch wenn es „eine seltsame Situation ist, dass der Aufwand höher sein soll“, obwohl die Entfernung zwischen der Schule in Burgau und Limbach sowie dem Stadtteil und der Schule in Günzburg etwa die gleiche ist. Das gelte es zu überprüfen – wie auch das „Ungleichgewicht“, welches es die durch größere Zahl an Realschulen in der Kreisstadt gebe.
Der Aufwand für die SchülerbeBuskosten förderung richtet sich nach Auskunft von Monika Brehm, beim Landratsamt zuständig für Kommunales und Schulrecht, nach der Entfernung zur nächstgelegenen Schule, und hier zählen die Waben der Tarifzonen des Verkehrsverbunds. Da ist der Weg von Limbach nach Günzburg näher als nach Burgau beziehungsweise es werden weniger Waben durchquert. Konkret geht es um 34 Euro für die Monatskarte in die Kreisstadt und 53,40 Euro in die Markgrafenstadt. Es gebe auch noch eine Härtefallregelung, aber auch dabei sei die Fahrt nach Günzburg günstiger, betont Brehm.
Das Kultusministerium bestätigt die Regelung. Und auch, was Blaschke im Ausschuss noch angesprochen hatte: Für Schüler einer konfessionellen Schule sollen Fahrtkosten übernommen werden, auch wenn sie nicht die nächstgelegene ist. Die Regelung gilt grundsätzlich für Schulen, die „wegen ihrer pädagogischen oder weltanschaulichen Eigenheiten gewählt wurden, insbesondere Tagesheimschulen; für eine Schule mit einem gebundenen oder offenen Ganztagesangebot; für eine monoedukative Schule (zum Beispiel nach Geschlechtern getrennt) oder eine Bekenntnisschule“.
Wenn eine Schule nicht die nächstgelegene ist, kann bei der Übernahme der Fahrtkosten eine Ausnahme gemacht werden, wenn „die Mehrkosten der Beförderung im Vergleich zu den Kosten der Beförderung zur nächstgelegenen Schule 20 Prozent nicht überschreiten oder wenn betroffene Schulaufwandsträger und Schulen zustimmen“. Darüber hinaus stehe es den kommunalen Aufwandsträgern frei, „zusätzliche Leistungen zur Schülerbeförderung auf eigene Kosten zu übernehmen“.
Für die Realschule Burgau könnte die Situation bei den Anmeldezahlen aber bald wieder anders aussehen. Im vergangenen Schuljahr gab es an der Grundschule der Stadt 80 Schüler in den vierten Klassen, jetzt sind es 57. Die meisten Abgänger erhielten nun eine Empfehlung für die Mittelschule, gefolgt von Gymnasium und Realschule. Valide Zahlen gebe es aber erst Ende Juni, erklärt Josef Seibold vom Schulamt. Aus Burgau werde gerne die MariaWard-Schule in Günzburg angesteuert, „wir sprechen vom Phänomen Burgau“. Und seit ein paar Jahren gebe es gerade bei den neunten und zehnten Klassen einen starken Zulauf an die Mittelschule Burgau. Grundschulleiterin Angelika RoggBigelmaier kann nicht vorhersagen, wie sich die Zahlen entwickeln, es gebe immer Fluktuationen. Aber im neuen Schuljahr werde es wieder vier vierte Klassen geben – wie im vergangenen. Und das wird dann sicher auch der Realschule zugutekommen. Lechner und Sauter gehen davon aus, dass die „Talsohle“somit durchschritten ist. (mit rjk)