Mittelschwaebische Nachrichten
Verse über das Küssen
Der 4. literarische Salon befasste sich mit Adelsliteratur
Edelstetten Diese Gedichte klingen famos. Professor Sieglinde Hartmann, Präsidentin der Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft, hatte beim 4. Literatrischen Salon auf Schloss Edelstetten ihre helle Freude an der Rezitation.
Was der kaiserliche Rat Oswald von Wolkenstein im 15. Jahrhundert über seine Geliebte, Margarete von Schwangau, dichtete, das klingt auch Ohren im 21. Jahrhundert wunderbar und es klingt so, als wären diese Verse erst sehr viel später entstanden. Oswald könnte ein Moderner sein, denn bei ihm gibt es beispielsweise Verse über das Küssen und der Sprecher muss zum Artikulieren beständig einen Kussmund formen.
Oswald feierte in seiner Lyrik den Frauenkörper und das perfekt entsprechende Schönheitsideal von damals demonstrierte Sieglinde Hartmann an Gemälden des Jakob van Eyck und des Meisters des Bonner Diptychons. Die Professorin verwies auf eine Forschungslücke: Der Minnesang im 13. Jahrhundert entwickelte das Ideal des lebenslangen, entsagungsreichen Liebesdienstes an einer Dame. Allein Walther von der Vogelweide hatte so seine Zweifel an einer einseitigen Liebe und genau daran knüpfte 200 Jahre später Oswald an. Leider kennt man die Verbindungslinie nicht.
Alle namhaften deutschen Dichter des 13. Jahrhunderts versammelte Dr. Ulrike Schwarz in ihrem historischen Roman „Die Jungfrau Heinrich“und las eine packende Szene, die Aufschluss geben soll über die bis heute rätselhafte Figur des Wolfram von Eschenbach, des Dichters von „Parzival“.
Dr. Uta Goelitz von der LudwigMaximilians-Universität München hatte einen „Longseller“zum Thema, der erstmals 1475 in Augsburg gedruckt wurde. Sie erklärte, warum die Geschichte des Kreuzfahrers „Herzog Ernst“über lange Zeit hinweg so beliebt war. Ein Holzschnitt aus der illustrierten Augsburger ziert im Übrigen das Titelblatt der heute noch erhältlichen Reclam-Ausgabe.
Ausgesprochen geistreich plauderte Dr. Gerd Holzheimer über König Ludwig I. von Bayern. Der kunstsinnige Monarch tat viel für ein München als „Isar-Athen“, hat als „Lyriker der Steine“das Aussehen der bayerischen Landeshauptstadt bis heute geprägt. Als Lyriker der Worte hingegen war er wenig originell, wirkt oft, so Holzheimer, als wäre er sein eigener Parodist.
Streng durchchoreografiert waren die Tänze der Augsburger Patrizier in der Renaissance. Die reichen Kaufleute fühlten sich dem Adel ebenbürtig und demonstrierten dies durch exquisite Kleidung und die Entwicklung einer Kultur, die sich an den höfischen Formen orientierte.
Eine reiche Kostprobe davon, Wohltat für Augen und Ohren, bot die Tanzgruppe „Geschlechtertanz Augsburg“.