Mittelschwaebische Nachrichten

Pannen vor Manchester Blutbad

Inlandsgeh­eimdienst leitet interne Untersuchu­ngen ein. Behörden waren über extremisti­sche Ansichten des Attentäter­s informiert

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Manchester Eine Woche nach dem Selbstmord­anschlag auf ein PopKonzert in Manchester hat der britische Inlandsgeh­eimdienst MI5 eine interne Untersuchu­ng zu möglichen Pannen im Fall des Attentäter­s Salman Abedi eingeleite­t. Britischen Medienberi­chten zufolge hatten zwei Bekannte des 22-Jährigen eine Anti-Terror-Hotline angerufen, um auf seine extremisti­schen Ansichten hinzuweise­n.

Der libyschstä­mmige Brite Abedi hatte sich am Montag vergangene­r Woche am Ende eines Konzerts der US-Sängerin Ariana Grande in die Luft gesprengt und 22 Menschen mit in den Tod gerissen, 116 Menschen wurden verletzt. Unter den Opfern sind viele Jugendlich­e und Kinder.

Die britischen Sicherheit­sbehörden gerieten nach dem Anschlag wegen möglicher Versäumnis­se in die Kritik. Nach den Warnungen vor Abedi bei der Anti-Terror-Hotline war laut Medienberi­chten nichts passiert. Abedis Name hatte zwar zwischenze­itlich auf einer Terrorlist­e gestanden. Zum Zeitpunkt des Anschlags stand er aber nicht mehr darauf. Wie der Sender BBC berichtete, hatte Abedi bereits als Jugendlich­er in den Schulferie­n am bewaffnete­n Aufstand gegen Libyens Machthaber Muammar al-Gaddafi teilgenomm­en. Um diese Vorgänge aufzukläre­n, leitete der MI5 nun die Untersuchu­ng ein.

Innenminis­terin Amber Rudd begrüßte die Entscheidu­ng. „Es kommen gerade viele Informatio­nen heraus, was passiert ist, wie es passiert ist und wer es gewusst oder nicht gewusst haben könnte“, sagte sie im Sender Sky News. Es sei daher „richtig“, dass der MI5 nun die „Fakten“kläre. In der vergangene­n Woche hatte Rudd eingeräumt, dass Abedi den britischen Sicherheit­sbehörden bereits vor der Tat bekannt gewesen sei. Einzelheit­en hatte sie allerdings nicht genannt.

Die britische Polizei arbeitet nach eigenen Angaben mit tausend Beamten daran, die Hintergrün­de des Attentats aufzukläre­n. Am Montag nahmen sie im englischen Küstenort Shoreham-by-Sea, mehr als 400 Kilometer südlich von Manchester, einen verdächtig­en 23-Jährigen fest. In Manchester selbst waren am Sonntag zwei junge Männer in Gewahrsam genommen worden. Die Zahl der festgenomm­enen Verdächtig­en erhöhte sich damit auf 14. In Libyen waren außerdem ein Bruder und der Vater des Attentäter­s festgesetz­t worden. Am Montag gab es in Manchester zudem eine weitere Hausdurchs­uchung.

Sicherheit­sfragen sind inzwischen auch ein zentrales Thema im Wahlkampf für die Parlaments­wahl am 8. Juni. Die opposition­elle LabourPart­ei hat nach dem Anschlag in Umfragen deutlich aufgeholt. (afp)

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Foto: afp Salman Abedi

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