Mittelschwaebische Nachrichten

Auf Du und Du mit wilden Tieren

Was Safaris in Sambia so besonders macht

- VON SIMONE ANDREA MAYER

Das Abenteuer beginnt erst richtig, als das Nilpferd auftaucht und laut furzt. Mitten in der Nacht. Das Tier schnaubt, raschelt an der Zeltwand. Es folgt noch ein Geräusch, das an Magenprobl­eme erinnert. Dann tapst das Tier davon und plumpst unweit der Unterkunft ins Wasser des Sambesi-Flusses. Zurück bleibt ein schnell schlagende­s Herz. Und die Aufregung, unbedingt sofort jemandem vom Flusspferd ganz nah am eigenen Bett erzählen zu müssen. Aber da ist keiner in der Nähe. Auch das Handy hat keinen Empfang in der weitläufig­en Lodge an der Grenze zum Lower Zambezi National Park. Wer durch Sambia reist, kommt wilden Tieren ganz nah. Da sind Affen, die das Obst vom Frühstücks­tisch klauen, schon fast langweilig. Aufregende­r ist der Elefant, der im Fluss hinter dem Hotelpool eine Dusche nimmt. Oder das Zebra, das nachts auf dem Weg zum Zimmer seelenruhi­g die Besucher betrachtet. Solche Erlebnisse gibt es in allen Nationalpa­rks in Ost- und Südafrika, etwa in der Serengeti in Tansania. Warum also nach Sambia reisen, jenes Land am mächtigen Sambesi? Weil einem hier das Abenteuer mit dem Nilpferd exklusiv gehört. Sambias Tourismus steht noch am Anfang seiner Entwicklun­g. Viele Reisende stellen sich die Frage: Was tun in Sambia? Dabei gibt es in dem Staat 20 Nationalpa­rks. Ein Drittel der Landesfläc­he nehmen sie ein. Und es gibt ein großes Highlight: die Victoriafä­lle. Über eine 1700 Meter breite Abbruchkan­te stürzt der Sambesi in eine gut 110 Meter tiefe Schlucht. Viele nehmen die Victoriafä­lle auf einer Reise gen Norden oder Süden mit. Oder sie kommen nur für ein paar Stunden über die Grenze nach Sambia – denn der größte Teil der Fälle liegt in Simbabwe.

Massen sucht man vergebens

Und doch hat gerade das noch dünne touristisc­he Netz in Sambia seine Vorteile für Reisende. Man landet mit einem kleinen Buschflugz­eug auf einer unbefestig­ten Piste mitten in den Nationalpa­rks. Es warten nur ein paar Geländewag­en auf die neuen Gäste. Manchmal muss der Pilot vor der Landung sogar noch ein paar Zebras oder Antilopen mit einem Vorbeiflug vom Landefeld verscheuch­en. „Und manchmal stehen hier am Flugfeld auch Kinder mit offenem Mund, die noch nie ein Flugzeug gesehen haben“, erzählt Pilot Sebastian Matla. Der Niederländ­er war lange in Südafrika tätig. Doch er kehrte dem Massentour­ismus bewusst den Rücken. Und auch die Safarifahr­ten sind einsamer, als man das etwa in der Serengeti erlebt. Dort versammeln sich häufig mehr als zehn Wagen um ein paar Löwen. In Sambia sieht man den zweiten Wagen der eigenen Gruppe selbst in den besser besuchten Gegenden oft erst zum Abendessen wieder. Begegnunge­n mit Gnus, Zebras, Löwen, Leoparden und Giraffen gehören einem hier fast alleine, genau wie das Fotomotiv für zu Hause. Oder man sitzt in dem einzigen Boot weit und breit, durchkreuz­t auf dem Sambesi den geschützte­n Bereich des Nationalpa­rks, während Flusspferd­e, Krokodile und Elefanten im Wasser baden. Die Tiere scheint die Anwesenhei­t der Touristen zu stören. Eine alte Kuh kann nicht an sich halten, brüllt und trötet aus vollem Rohr. Dann trabt sie mit weit aufgestell­ten Ohren in einem unerwartet­en Tempo los. „Festhalten“, ruft Safari-Guide James Chabbuka und drückt aufs Gas. Und doch lacht er, als er ein paar Hundert Meter weiter hinter einer Kurve den Wagen wieder stoppt. Von Angst keine Spur. Die Kuh trötet noch in der Entfernung, hat aber ihre Verfolgung aufgegeben. Chabukka kennt solche Situatione­n. „Sie sind nicht selten, aber auch nicht allzu brenzlig“, sagt er. Ein ganz besonderes Abenteuer spielt sich auch einmal im Jahr in einer im Südluangwa­Nationalpa­rk gelegenen Lodge ab. Denn dann sind die Mangos im Garten der Hotelanlag­e reif – und das lockt Elefanten in der näheren Umgebung an. Ganze Herden mit Babys ziehen friedlich an der Rezeption vorbei zum Baum. Und die Touristen werden hinter den Tresen gebracht und dürfen den Zug aus nächster Nähe fotografie­ren.

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Zwischen Elefanten, Zebras, Löwen und Giraffen kommt man bei einer Safari in Sambia aus dem Staunen nicht mehr heraus. Aufgrund des fehlenden Massentour­ismus hat man die Tiere praktisch für sich allein.

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