Mittelschwaebische Nachrichten
Höchststrafe: Handy Verbot
Rund um die Uhr chatten und surfen Schüler heute. Am Lehrermedientag gehen Experten der Medienkompetenz von Schülern und Lehrern auf den Grund – jetzt anmelden
Augsburg Wenn Sarah morgens aufwacht, liegt ihr Universum neben ihr. Ihre Kommunikationszentrale, ihr Wissensfundus, ihre SpaßSchatztruhe. Sarahs erster Kontakt in der Früh gilt ihrem Smartphone: Schnell checken, wer was gepostet hat – bloß nichts verpassen!
Später in Sarahs Schulbus ist es erstaunlich ruhig: Die meisten Schüler starren auf die Displays in ihren Händen, erheitern sich allenfalls mit ihren Nachbarn über Fotos oder Videos. Sie müssen sich beeilen, denn im Unterricht droht der 14-jährigen Sarah und ihren Mitschülern die Höchststrafe: HandyVerbot.
Einige wenige Lehrer setzen das Gerät im Unterricht ein, andere bestehen sogar darauf, dass ihre Schüler für Referate ausschließlich in Büchern recherchieren – mit Quellenangaben. Sarah findet das mühsam. Lieber sammelt sie sich ihre Informationen im Internet zusammen. Gut, dass es dort so viele Quellen gibt, meint sie. Fix eine Problemstellung gegoogelt, mit etwas Glück mühelos ein Youtube-Video angeschaut – und schon sind alle Fragen zufriedenstellend beantwortet.
Deshalb bestimmen nach Schulschluss auch Sarahs Freizeit wieder WhatsApp, Instagram, Snapchat und natürlich Youtube. Und abends im Bett gilt ihr letzter Blick – wem wohl? Schnell noch mal checken, wer was gepostet hat.
Sarah könnte auch Simon oder Laura heißen. In ihrer Mediennnutzung ist die 14-Jährige typisch. Etwa neun Stunden am Tag beschäftigen sich Jugendliche heute aktiv oder passiv mit Medien. Echte Medienprofis also? „Leider meint man gemeinhin, dass die bloße Bedienung eines Tablets oder eines Computers schon von Medienkompetenz zeugt. In diesem Sinn wären unsere Schüler durchaus kompetent“, stellt Peter Kosak fest. Der Direktor des Schulwerks der Diözese Augsburg mit 38 Schulen hat 2012 am Augsburger Maria-WardGymnasium die erste iPad-Klasse Bayerns eingeführt.
Doch lediglich zu wissen, wie man versiert über ein Display wischt oder einen Schnappschuss postet, reicht nach Kosaks Ansicht nicht aus. Ihm geht es um einen verantwortungsvollen Umgang mit Informationen. Und hier sieht er eine „Riesenaufgabe“für die Schule: „Nämlich unseren Schülern klarzumachen, dass sie darüber bestimmen, was über sie bestimmt.“
Eine Einschätzung, die Prof. Eva Matthes, Lehrstuhlinhaberin für Pädagogik an der Universität Augsburg, teilt. Im kritischen Umgang mit analogen und noch mehr mit digitalen Medien sieht die Expertin auch in der Lehrerausbildung „Luft nach oben“. Ihr ist es wichtig, „die kritische Analyse von Medien gemeinsam mit den Studierenden einzuüben“.
Peter Kosak und Prof. Eva Mat- thes nehmen ebenso wie die Ministerialdirigentin aus dem Kultusministerium, Elfriede Ohrnberger, am unterrichtsfreien Buß- und Bettag, Mittwoch, 22. November, an einer Podiumsdiskussion unserer Zeitung teil. Auf Initiative des Bayerischen Verlegerverbandes laden die bayerischen Zeitungen landesweit Lehrer aller Schularten und Klassenstufen zum 1. Lehrermedientag unter der Schirmherrschaft von Kultusminister Ludwig Spaenle ein.
Im Foyer unserer Zeitung im Augsburger Medienzentrum werden sich von 14 Uhr an Vertreter der Schulen, der Lehrerausbildung, des Kultusministeriums, unserer Zeitung und Schüler kritisch mit der Medienkompetenz Jugendlicher auseinandersetzen. Außerdem gibt es Führungen durch die Drucktechnik unserer Zeitung.
Anmeldung und alle Informationen unter www.lehrermedientag.de. Durch Klick auf das Augsburger Allgemeine Lo go gelangen interessierte Lehrer direkt auf das Angebot unserer Zeitung.