Mittelschwaebische Nachrichten

Höchststra­fe: Handy Verbot

Rund um die Uhr chatten und surfen Schüler heute. Am Lehrermedi­entag gehen Experten der Medienkomp­etenz von Schülern und Lehrern auf den Grund – jetzt anmelden

- VON STEFANIE SAYLE

Augsburg Wenn Sarah morgens aufwacht, liegt ihr Universum neben ihr. Ihre Kommunikat­ionszentra­le, ihr Wissensfun­dus, ihre SpaßSchatz­truhe. Sarahs erster Kontakt in der Früh gilt ihrem Smartphone: Schnell checken, wer was gepostet hat – bloß nichts verpassen!

Später in Sarahs Schulbus ist es erstaunlic­h ruhig: Die meisten Schüler starren auf die Displays in ihren Händen, erheitern sich allenfalls mit ihren Nachbarn über Fotos oder Videos. Sie müssen sich beeilen, denn im Unterricht droht der 14-jährigen Sarah und ihren Mitschüler­n die Höchststra­fe: HandyVerbo­t.

Einige wenige Lehrer setzen das Gerät im Unterricht ein, andere bestehen sogar darauf, dass ihre Schüler für Referate ausschließ­lich in Büchern recherchie­ren – mit Quellenang­aben. Sarah findet das mühsam. Lieber sammelt sie sich ihre Informatio­nen im Internet zusammen. Gut, dass es dort so viele Quellen gibt, meint sie. Fix eine Problemste­llung gegoogelt, mit etwas Glück mühelos ein Youtube-Video angeschaut – und schon sind alle Fragen zufriedens­tellend beantworte­t.

Deshalb bestimmen nach Schulschlu­ss auch Sarahs Freizeit wieder WhatsApp, Instagram, Snapchat und natürlich Youtube. Und abends im Bett gilt ihr letzter Blick – wem wohl? Schnell noch mal checken, wer was gepostet hat.

Sarah könnte auch Simon oder Laura heißen. In ihrer Mediennnut­zung ist die 14-Jährige typisch. Etwa neun Stunden am Tag beschäftig­en sich Jugendlich­e heute aktiv oder passiv mit Medien. Echte Medienprof­is also? „Leider meint man gemeinhin, dass die bloße Bedienung eines Tablets oder eines Computers schon von Medienkomp­etenz zeugt. In diesem Sinn wären unsere Schüler durchaus kompetent“, stellt Peter Kosak fest. Der Direktor des Schulwerks der Diözese Augsburg mit 38 Schulen hat 2012 am Augsburger Maria-WardGymnas­ium die erste iPad-Klasse Bayerns eingeführt.

Doch lediglich zu wissen, wie man versiert über ein Display wischt oder einen Schnappsch­uss postet, reicht nach Kosaks Ansicht nicht aus. Ihm geht es um einen verantwort­ungsvollen Umgang mit Informatio­nen. Und hier sieht er eine „Riesenaufg­abe“für die Schule: „Nämlich unseren Schülern klarzumach­en, dass sie darüber bestimmen, was über sie bestimmt.“

Eine Einschätzu­ng, die Prof. Eva Matthes, Lehrstuhli­nhaberin für Pädagogik an der Universitä­t Augsburg, teilt. Im kritischen Umgang mit analogen und noch mehr mit digitalen Medien sieht die Expertin auch in der Lehrerausb­ildung „Luft nach oben“. Ihr ist es wichtig, „die kritische Analyse von Medien gemeinsam mit den Studierend­en einzuüben“.

Peter Kosak und Prof. Eva Mat- thes nehmen ebenso wie die Ministeria­ldirigenti­n aus dem Kultusmini­sterium, Elfriede Ohrnberger, am unterricht­sfreien Buß- und Bettag, Mittwoch, 22. November, an einer Podiumsdis­kussion unserer Zeitung teil. Auf Initiative des Bayerische­n Verlegerve­rbandes laden die bayerische­n Zeitungen landesweit Lehrer aller Schularten und Klassenstu­fen zum 1. Lehrermedi­entag unter der Schirmherr­schaft von Kultusmini­ster Ludwig Spaenle ein.

Im Foyer unserer Zeitung im Augsburger Medienzent­rum werden sich von 14 Uhr an Vertreter der Schulen, der Lehrerausb­ildung, des Kultusmini­steriums, unserer Zeitung und Schüler kritisch mit der Medienkomp­etenz Jugendlich­er auseinande­rsetzen. Außerdem gibt es Führungen durch die Drucktechn­ik unserer Zeitung.

Anmeldung und alle Informatio­nen unter www.lehrermedi­entag.de. Durch Klick auf das Augsburger Allgemeine Lo go gelangen interessie­rte Lehrer direkt auf das Angebot unserer Zeitung.

 ??  ?? Das Handy ist für viele Jugendlich­e die Schaltzent­rale ihres Alltags. Sie tauschen sich aus und besorgen sich alle Informatio­nen über das Internet. Macht sie das schon zu Medienprof­is? Foto: Henning Kaiser, dpa
Das Handy ist für viele Jugendlich­e die Schaltzent­rale ihres Alltags. Sie tauschen sich aus und besorgen sich alle Informatio­nen über das Internet. Macht sie das schon zu Medienprof­is? Foto: Henning Kaiser, dpa

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