Mittelschwaebische Nachrichten
Hat das Kupfergeld ausgedient?
Wie Menschen im Landkreis zu den Ein- und Zwei-Cent-Münzen stehen
Günzburg Farfalle für 3,99 Euro oder die Flasche Lambrusco für 9,98 Euro sucht man in Italien nächstes Jahr vergeblich im Supermarktregal. Die Italiener haben beschlossen, ab dem 1. Januar 2018 keine Einund Zwei-Cent-Münzen mehr zu prägen. Eine Umfrage ergab, wie berichtet, dass selbst die meisten Deutschen auf die kleinen Münzen im Geldbeutel wohl verzichten könnten. Wir haben uns in der Günzburger Innenstadt, beim bayerischen Handelsverband und der Sparkasse umgehört.
„Das Kupfergeld? Ja, das könnte man abschaffen“, sagt Beate Möller, Servicekraft der Brasserie „Maximilian’s“. Von ein, zwei und fünf Cent werde der Geldbeutel voll und schwer. Aber die Münzen haben auch Vorteile: „Was die Kunden zusammenkratzen, das kommt bei meiner Tochter in die Spardose“, erzählt sie und lacht.
„Mei, es hat alles Vor- und Nachteile“, sagt auch Angelika Scheffler. Die Angestellte der Bäckerei Reiter bräuchte die Ein- und Zwei-CentStücke nicht: „Man hat die Kasse immer voll, aber eigentlich bringt es nichts.“Auch Mitarbeiterin Birgit Reiter könnte darauf verzichten: „Über kurz oder lang wird’s eh kein Bargeld mehr geben. Mit der Abschaffung des Kleinstgeldes könnte man anfangen.“„Es kommt auf die Branche an“, erklärt Christa Striegel, die Ortsvorsitzende für Günzburg und Krumbach des Bayerischen Handelsverbands. „Ich denke, dass es nur im Lebensmittelhandel eine Rolle spielt.“Striegel selbst hätte kein Problem mit einer Abschaffung. „Aber nicht das ganze Bargeld“, sagt sie. Die kleinsten Münzen könne man verschmerzen, es lasse sich ohne Weiteres auf fünf Cent runden.
Walter Pache, Vorstandschef der Sparkasse Günzburg-Krumbach, sieht in Deutschland nach wie vor ein Bargeldland. Auch wenn der Herstellungspreis der Ein- und Zwei-Cent-Münzen teurer sei als der Betrag, der auf der Münze draufstehe. „Ich persönlich glaube, es würde einen Aufschrei geben“, sagt Pache. „Von der Mentalität sind wir anders als die Südländer.“Außerdem gelte auch zu Euro-Zeiten: „Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert“.
Ohne das kleine Kupfer ließe sich schneller bezahlen und Kosten sparen, sagt Oliver Stipar, Regionalgeschäftsführer der IHK Schwaben. „Allerdings ist Deutschland preissensibel. Hier spielt auch die psychologische Komponente eine Rolle, gerade im Einzelhandel.“Man müsse zwischen der volkswirtschaftlichen Sicht und der des Einzelhandel unterscheiden. „Es schlagen zwei Herzen in meiner Brust.“Hermann Hutter, Vorsitzender der IHK-Regionalversammlung sieht es kritisch: „Für mich wäre das der schleichende Einstieg in die Abschaffung des Bargelds.“Knapp über die Hälfte des Umsatzes im Einzelhandel werde bar erzielt.