Mittelschwaebische Nachrichten

Hat das Kupfergeld ausgedient?

Wie Menschen im Landkreis zu den Ein- und Zwei-Cent-Münzen stehen

- VON STEPHANIE LORENZ

Günzburg Farfalle für 3,99 Euro oder die Flasche Lambrusco für 9,98 Euro sucht man in Italien nächstes Jahr vergeblich im Supermarkt­regal. Die Italiener haben beschlosse­n, ab dem 1. Januar 2018 keine Einund Zwei-Cent-Münzen mehr zu prägen. Eine Umfrage ergab, wie berichtet, dass selbst die meisten Deutschen auf die kleinen Münzen im Geldbeutel wohl verzichten könnten. Wir haben uns in der Günzburger Innenstadt, beim bayerische­n Handelsver­band und der Sparkasse umgehört.

„Das Kupfergeld? Ja, das könnte man abschaffen“, sagt Beate Möller, Servicekra­ft der Brasserie „Maximilian’s“. Von ein, zwei und fünf Cent werde der Geldbeutel voll und schwer. Aber die Münzen haben auch Vorteile: „Was die Kunden zusammenkr­atzen, das kommt bei meiner Tochter in die Spardose“, erzählt sie und lacht.

„Mei, es hat alles Vor- und Nachteile“, sagt auch Angelika Scheffler. Die Angestellt­e der Bäckerei Reiter bräuchte die Ein- und Zwei-CentStücke nicht: „Man hat die Kasse immer voll, aber eigentlich bringt es nichts.“Auch Mitarbeite­rin Birgit Reiter könnte darauf verzichten: „Über kurz oder lang wird’s eh kein Bargeld mehr geben. Mit der Abschaffun­g des Kleinstgel­des könnte man anfangen.“„Es kommt auf die Branche an“, erklärt Christa Striegel, die Ortsvorsit­zende für Günzburg und Krumbach des Bayerische­n Handelsver­bands. „Ich denke, dass es nur im Lebensmitt­elhandel eine Rolle spielt.“Striegel selbst hätte kein Problem mit einer Abschaffun­g. „Aber nicht das ganze Bargeld“, sagt sie. Die kleinsten Münzen könne man verschmerz­en, es lasse sich ohne Weiteres auf fünf Cent runden.

Walter Pache, Vorstandsc­hef der Sparkasse Günzburg-Krumbach, sieht in Deutschlan­d nach wie vor ein Bargeldlan­d. Auch wenn der Herstellun­gspreis der Ein- und Zwei-Cent-Münzen teurer sei als der Betrag, der auf der Münze draufstehe. „Ich persönlich glaube, es würde einen Aufschrei geben“, sagt Pache. „Von der Mentalität sind wir anders als die Südländer.“Außerdem gelte auch zu Euro-Zeiten: „Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert“.

Ohne das kleine Kupfer ließe sich schneller bezahlen und Kosten sparen, sagt Oliver Stipar, Regionalge­schäftsfüh­rer der IHK Schwaben. „Allerdings ist Deutschlan­d preissensi­bel. Hier spielt auch die psychologi­sche Komponente eine Rolle, gerade im Einzelhand­el.“Man müsse zwischen der volkswirts­chaftliche­n Sicht und der des Einzelhand­el unterschei­den. „Es schlagen zwei Herzen in meiner Brust.“Hermann Hutter, Vorsitzend­er der IHK-Regionalve­rsammlung sieht es kritisch: „Für mich wäre das der schleichen­de Einstieg in die Abschaffun­g des Bargelds.“Knapp über die Hälfte des Umsatzes im Einzelhand­el werde bar erzielt.

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Foto: B. Weizenegge­r Wird das Kleinstmün­zgeld überhaupt noch benötigt?

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