Mittelschwaebische Nachrichten
Viele Fahrer lassen sich von Feuerwehr nichts sagen
Die Einsatzkräfte müssen sich zudem oft beschimpfen lassen. Auf der Autobahn ist es besonders schlimm
Günzburg Während der Sperrung und des Staus beim Unfall am Sonntag vor einer Woche auf der A 8 haben einige Autofahrer nicht nur auf der Autobahnzufahrt gewendet (wir berichteten), sondern mitunter auch die Feuerwehr ignoriert. Wie jetzt ein Mitglied der Günzburger Wehr im Gespräch mit unserer Zeitung erzählt, habe ein Kamerad einen Wagen angehalten. Dessen Fahrer habe nur gemeint, er wolle ja bloß nach Hause und die Feuerwehr solle sich nicht so anstellen. Die Belehrung, dass das Wenden auf Autobahnen und deren Zufahrten verboten ist, habe den Mann nicht interessiert. Bei jedem Einsatz auf der A8 „wird man inzwischen angemacht“, sagt der Feuerwehrmann. „Das ist ein Phänomen der Autobahn.“Gerade dort hätten Verkehrsteilnehmer im Gegensatz zur Landstraße – auch dort gebe es Uneinsichtige, aber nicht ganz so viele wie etwa auf der A8 –, keine Möglichkeit, einem Stau auszuweichen. So steigere sich der Frust. „Es ist ein Bauchgefühl, aber die Sitten verrohen“, sagt der Feuerwehrmann, der seit 25 Jahren dabei ist. Auch was das Verhalten der Gaffer angeht. Für die Einsatzkräfte sei vieles Routine, für andere ihre Arbeit wohl sehr spannend.
Auch Günzburgs Feuerwehrkommandant Christian Eisele hat kein Verständnis für das Verhalten so mancher Fahrer. „Wir müssen uns beschimpfen lassen, nehmen es aber hin, denn die anderen sind in einer Stresssituation.“Einmal habe er jedoch einen Autofahrer angezeigt, weil der ihn noch wüster als mittlerweile gewohnt beschimpft habe. Der Mann sei dann auch verurteilt worden. Aber es sei die Ausnahme, dass die Feuerwehr jemanden anzeigt. Eisele greift allerdings in jedem Fall durch, wenn Einsatzkräfte oder sogar Verletzte gefilmt und fotografiert werden – was „drastisch zugenommen hat“. Dann beschlagnahmt er das Handy und gibt es der Polizei, es gebe schließlich auch im Internetzeitalter das Recht am eigenen Bild. Und wenn er die Leute fragt, ob sie in einer Notsituation selbst abgelichtet werden und die Aufnahmen im Netz ansehen wollen, seien die meisten einsichtig ob ihres Fehlverhaltens. Inzwischen baut die Günzburger Feuerwehr auch Sichtschutzwände bei ihren Einsätzen auf, um Gaffern keinen Anlass zum Filmen und Fotografieren zu geben. Bei dem Unfall vor einer Woche habe zumindest die Rettungsgasse sehr gut funktioniert, „wohl zum ersten Mal“, seit die A8 hier ausgebaut ist, sagt Eisele. Immerhin. Aber dass Fahrer im Stau auf der Autobahn oder der Zufahrt wenden, komme immer wieder vor, obwohl es schlicht lebensgefährlich sei, „die Sicht ist dort auch einfach schlecht“. Deshalb versuche die Wehr, so schnell wie möglich auch die Zufahrten zu sperren, damit keiner auf die Autobahn kommt.
Dass viele nicht akzeptieren, dass die Einsatzkräfte den Verkehr regeln und Fahrzeuge anhalten dürfen, könne auch mit Unwissen zu tun haben. Denn dieses Recht gebe es nicht in allen Bundesländern, viele wüssten vielleicht nicht einmal, dass die Feuerwehr in Bayern dazu wirklich befugt ist. »Kommentar