Mittelschwaebische Nachrichten
Respekt für Retter!
WVON CHRISTIAN KIRSTGES as du nicht willst, das man dir tut, das füge auch keinem anderen zu. Eigentlich eine simple Sache. Kann man also davon ausgehen, dass viele Hauptdarsteller im eigenen Horrorfilm werden wollen, wenn sie auf der Straße liegen, während sich gerade Feuerwehr und Rettungsdienst um sie kümmern – und andere mit dem Handy Filme und Fotos davon erstellen, die später im Internet landen? Weil ihr eigenes Leben offenbar so sinnfrei, langweilig und unspektakulär ist? Wo sich die Nutzer dann daran aufgeilen und dumme Kommentare hinterlassen können? Nimmt man das widerliche Verhalten vieler Schaulustiger an Unfallstellen zum Maßstab, erscheint es leider so.
Vielleicht ist aber noch nicht alles verloren, der Anstand nicht völlig abgeschafft, sind die Sitten nicht gänzlich verroht. Denn wie Günzburgs Feuerwehrkommandant sagt, werde vielen das eigene Verhalten bewusst, wenn man sie darauf anspricht – und ihnen klar macht, dass ebenso gut sie da liegen könnten, während jemand ihr Leid fürs Internet festhält, so wie sie das bei jemandem getan haben. Und dann sind sie mitunter gar einsichtig.
Schlimm genug, dass viele das erst so begreifen. Sich an Regeln zu halten, Anweisungen von Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst oder anderen Einsatzkräften Folge zu leisten, kommt aber offenbar für viele trotzdem nicht infrage. Oder gar freundlich gegenüber denen zu sein, die anderen helfen – und das womöglich gar ehrenamtlich. Es scheint symptomatisch für die Gesellschaft zu sein, nur den eigenen Nutzen in den Vordergrund zu stellen. Wer andere beim Helfen behindert, Vorgaben ignoriert und Persönlichkeitsrechte verletzt, muss zur Rechenschaft gezogen werden – bloß haben die Retter eben anderes zu tun, als sich beim Einsatz etwa Kennzeichen zu notieren. Zum Glück gibt es aber noch viele, die für die Allgemeinheit da sind, sei es eben als Helfer bei Unfällen oder anderen Einsätzen. Rund um die Uhr. Bei Wind und Wetter. Hoffentlich stellen wieder mehr ihr Ego hinten an und sagen aus Überzeugung: Respekt für Retter!