Mittelschwaebische Nachrichten
Gefühltes Heimspiel für Willy Astor
Dass der Musiker und Komiker Burgau eng verbunden ist, macht den Abend in der Kapuziner-Halle zu etwas Besonderem
Burgau Ja sapperlot, der Burgauer. Ganz schön beeindruckt hat er den Willy Astor am Freitagabend. Das sei jetzt keine Schleimerei, betont der Musiker und Komiker in der Konzertpause im Schatten der Kapuziner-Halle: Er sei richtig froh, dass er für diesen Abschlussabend des Burgauer Kultursommers 2017 engagiert worden sei, und dass dieser in einer so tollen Veranstaltungshalle vor so tollem Publikum stattfinde. Noch schöner, das zeigte der Blick draußen auf den lauen Frühsommerabend, wäre es zweifelsohne oben im Schlosshof gewesen, wo der Kultursommer in den beiden vergangenen Jahren stattgefunden hatte und noch mehr Menschen mit Willy Astor hätten lachen können.
So wird eben indoor jede Menge gelacht – und obwohl es für Astor eine Premiere in der KapuzinerHalle ist, stellt der Abend in Burgau doch ein gefühltes Heimspiel dar. Im Studio von Hermann Skibbe sind im Laufe der Jahre einige Stücke von Willy Astor entstanden, zum Beispiel auch „Pubertier in the house“, das es natürlich auch zu hören gibt. „Der Binderwirt, das ist ja quasi unser McDrive“, bekennt er auf der Bühne. Klar, dass bei so viel Verbundenheit zu Burgau auch eine eigene Hymne an die Stadt nicht fehlen darf. „Burgau – Du bist so, wie Du bist.“Ein bisschen kurz vielleicht, zugegeben, aber doch sehr charmant.
Astor-Kenner kennen natürlich Stücke wie seinen Ausflug auf die Spirituosen-Insel („Wir wohnten da direkt on the rocks, ich hab da runter geschaut und gedacht, das ist Aperitif“) oder den Song von der Metzgereifachverkäuferin im Feierabend („I hab d’ Maschin scho putzt!“). Aber wenn sie der Meister des absurden Wortspiels live und kichernd auf der Bühne bringt, kann man gar nicht anders als immer wieder aufs neue herzlich mitzulachen.
Noch dazu, wenn eben jener Meister selbst so gut aufgelegt ist. Der Auftritt in Burgau macht Willy Astor sichtlich Spaß, man merkt es an seiner Begeisterung, mit der er das Burgauer Publikum einbezieht. Seien es die Gäste auf der Galerie („Die muss man immer ganz besonders behandeln, auf so Galerien sitzen oben meistens die unehelichen Kinder vom Bürgermeister“) oder die Dame ganz vorne mit dem Outfit im Wildtier-Look, die sich mit großartigem Humor von der Bühne aus anfrotzeln lässt – bis hin zur spontan eigens gedichteten Strophe über den „Zebraoverall“.
Da kann auch kein technisches Problem die Laune trüben. Wer sich gefragt hat, ob die Sache mit der scheppernden Gitarre so geplant war, sei versichert: Nein, die Batterie war tatsächlich leer, und der Auftritt von Techniker Guido auf der Bühne, der bei der Operation an der offenen Gitarre leuchtenderweise assistierte, nicht geprobt.
Dass eben diese Gitarre die Mitte der Bühne bei Willy Astor einnimmt, ist kein Zufall. Denn neben seiner akrobatischen Wortkunst und gelegentlichen Keyboard-Ausflügen ist der Komiker auch ein begnadeter Saitenspieler. Das Burgauer Publikum darf sich am Ende des Abends deshalb auch über den Gitarristen Astor freuen, der gerade an einem neuen Instrumentalalbum arbeitet und eines seiner schönsten Gänsehaut-Stücke zum Abschluss präsentiert: Bei „Nautilus“hieß es Abtauchen in eine faszinierende Klangwelt, die Astor unter einer sich drehenden Discokugel erschafft.
Ein mehr als würdiger, leuchtender Abschluss für den gelungenen Kultursommer 2017 in Burgau. Das einzig Traurige an diesem Abend: Dass diese Veranstaltungsreihe für dieses Jahr nun schon wieder vorbei ist.
Die Veranstalter Hermann Skibbe, Brigitte und Frank Hammerschmidt haben aber schon verraten, dass es auch im nächsten Jahr wieder Sommer werden soll in Burgau (siehe Interview auf dieser Seite).