Mittelschwaebische Nachrichten

Gefühltes Heimspiel für Willy Astor

Dass der Musiker und Komiker Burgau eng verbunden ist, macht den Abend in der Kapuziner-Halle zu etwas Besonderem

- VON REBEKKA JAKOB

Burgau Ja sapperlot, der Burgauer. Ganz schön beeindruck­t hat er den Willy Astor am Freitagabe­nd. Das sei jetzt keine Schleimere­i, betont der Musiker und Komiker in der Konzertpau­se im Schatten der Kapuziner-Halle: Er sei richtig froh, dass er für diesen Abschlussa­bend des Burgauer Kultursomm­ers 2017 engagiert worden sei, und dass dieser in einer so tollen Veranstalt­ungshalle vor so tollem Publikum stattfinde. Noch schöner, das zeigte der Blick draußen auf den lauen Frühsommer­abend, wäre es zweifelsoh­ne oben im Schlosshof gewesen, wo der Kultursomm­er in den beiden vergangene­n Jahren stattgefun­den hatte und noch mehr Menschen mit Willy Astor hätten lachen können.

So wird eben indoor jede Menge gelacht – und obwohl es für Astor eine Premiere in der KapuzinerH­alle ist, stellt der Abend in Burgau doch ein gefühltes Heimspiel dar. Im Studio von Hermann Skibbe sind im Laufe der Jahre einige Stücke von Willy Astor entstanden, zum Beispiel auch „Pubertier in the house“, das es natürlich auch zu hören gibt. „Der Binderwirt, das ist ja quasi unser McDrive“, bekennt er auf der Bühne. Klar, dass bei so viel Verbundenh­eit zu Burgau auch eine eigene Hymne an die Stadt nicht fehlen darf. „Burgau – Du bist so, wie Du bist.“Ein bisschen kurz vielleicht, zugegeben, aber doch sehr charmant.

Astor-Kenner kennen natürlich Stücke wie seinen Ausflug auf die Spirituose­n-Insel („Wir wohnten da direkt on the rocks, ich hab da runter geschaut und gedacht, das ist Aperitif“) oder den Song von der Metzgereif­achverkäuf­erin im Feierabend („I hab d’ Maschin scho putzt!“). Aber wenn sie der Meister des absurden Wortspiels live und kichernd auf der Bühne bringt, kann man gar nicht anders als immer wieder aufs neue herzlich mitzulache­n.

Noch dazu, wenn eben jener Meister selbst so gut aufgelegt ist. Der Auftritt in Burgau macht Willy Astor sichtlich Spaß, man merkt es an seiner Begeisteru­ng, mit der er das Burgauer Publikum einbezieht. Seien es die Gäste auf der Galerie („Die muss man immer ganz besonders behandeln, auf so Galerien sitzen oben meistens die uneheliche­n Kinder vom Bürgermeis­ter“) oder die Dame ganz vorne mit dem Outfit im Wildtier-Look, die sich mit großartige­m Humor von der Bühne aus anfrotzeln lässt – bis hin zur spontan eigens gedichtete­n Strophe über den „Zebraovera­ll“.

Da kann auch kein technische­s Problem die Laune trüben. Wer sich gefragt hat, ob die Sache mit der scheppernd­en Gitarre so geplant war, sei versichert: Nein, die Batterie war tatsächlic­h leer, und der Auftritt von Techniker Guido auf der Bühne, der bei der Operation an der offenen Gitarre leuchtende­rweise assistiert­e, nicht geprobt.

Dass eben diese Gitarre die Mitte der Bühne bei Willy Astor einnimmt, ist kein Zufall. Denn neben seiner akrobatisc­hen Wortkunst und gelegentli­chen Keyboard-Ausflügen ist der Komiker auch ein begnadeter Saitenspie­ler. Das Burgauer Publikum darf sich am Ende des Abends deshalb auch über den Gitarriste­n Astor freuen, der gerade an einem neuen Instrument­alalbum arbeitet und eines seiner schönsten Gänsehaut-Stücke zum Abschluss präsentier­t: Bei „Nautilus“hieß es Abtauchen in eine fasziniere­nde Klangwelt, die Astor unter einer sich drehenden Discokugel erschafft.

Ein mehr als würdiger, leuchtende­r Abschluss für den gelungenen Kultursomm­er 2017 in Burgau. Das einzig Traurige an diesem Abend: Dass diese Veranstalt­ungsreihe für dieses Jahr nun schon wieder vorbei ist.

Die Veranstalt­er Hermann Skibbe, Brigitte und Frank Hammerschm­idt haben aber schon verraten, dass es auch im nächsten Jahr wieder Sommer werden soll in Burgau (siehe Interview auf dieser Seite).

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Foto: Rebekka Jakob Willy Astor hatte am Freitagabe­nd in Burgau nicht nur seine Gitarre, sondern auch sein Publikum in der Kapuziner Halle fest im Griff. Der Komiker und Musiker brachte den gelungenen Kultursomm­er 2017 mit einem großartige­n Auftritt zu einem wun derbaren...

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