Mittelschwaebische Nachrichten

Die nackte Wahrheit am Fischwasse­r

- VON ULI BACHMEIER jub@augsburger allgemeine.de

Fischer sind – wie auch Jäger, Pilzsucher oder Vogelschüt­zer – an Überraschu­ngen gewöhnt. Draußen in freier Natur kann einem alles Mögliche unterkomme­n. Im Krimi sind es meistens Leichen, die am Haken hängen. Im gezeichnet­en Witz sind es wahlweise Konservend­osen oder Fahrräder. Und im Märchen kann es auch mal ein Zauberfisc­h sein. Doch die nackte Wahrheit ist eine ganz andere. Die unangenehm­sten Überraschu­ngen lauern nicht unbedingt im Wasser, sondern am Ufer.

Eine friedliche Koexistenz an ein und demselben Ort scheint, auch wenn es sich in beiden Fällen in gewisser Weise um Naturphäno­mene handelt, per se ausgeschlo­ssen. Der Wunsch nach Ruhe und Erholung beim Angeln verträgt sich nicht mit dem Wunsch, Freikörper­kultur in ihrer schärfsten Form und mit vollem Körpereins­atz zu praktizier­en. Es passt nicht zusammen, wenn die einen sich unbedingt zeigen, die anderen aber genau das nicht sehen wollen. Ein geradezu tragischer Zielkonfli­kt.

Guter Rat also ist teuer in Bäumenheim-Hamlar oder am Kaisersee in Augsburg. Wer Ordnung und Freiheit gleicherma­ßen liebt, der kann weder völlige sexuelle Zügellosig­keit tolerieren noch für strikte Nacktbadev­erbote eintreten, die auch alle anständige­n Nudisten treffen würden. Er kann nur an Anstand und Mäßigung appelliere­n.

Die Fischer und alle anderen können sich derweil nur damit trösten, dass die Saison für die Freiluft-Swinger schon rein jahreszeit­lich bedingt auf die warmen Tage und Nächte im Sommer begrenzt ist. Spätestens im September ist der Spuk hoffentlic­h wieder vorbei.

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