Mittelschwaebische Nachrichten
Starkes Signal für Augsburg
Augsburg Sie stehen unter besonderer Beobachtung. Jede Äußerung eines Spitzenmanagers des chinesischen Haushaltsgeräte-Riesen Midea wird von vielen der in Augsburg rund 3500 Beschäftigten des KukaKonzerns auf mögliche negative Folgen für den Hauptsitz des bayerischen Roboterbauers abgeklopft. Zwar hat das Management des Unternehmens eine in dieser Form wohl weltweit einmalige mitarbeiterfreundliche Vereinbarung mit den Investoren aus Fernost geschlossen. So wurden bis Ende 2023, also ungewöhnlich lange, weitreichende Standort- und Jobgarantien festgeschrieben. Auch sollen die verbliebenen Aktionäre nicht aus der Firma gedrängt werden. Midea hält 94,6 Prozent der Aktien.
Aber man weiß ja nie. In Aktiengesellschaften geht es mitunter rüde zu. So werfen Kleinaktionäre auf der gestrigen Kuka-Hauptversammlung in Augsburg die Frage auf, wie es 2024 weitergeht, ob die Schwüre der Chinesen dann noch gelten. Der neue Kuka-Aufsichtsratschef und Midea-Mann Andy Gu will, auch wenn ihn Anteilseigner dazu auffordern, keine über den Vertrag hinausgehende Standort- und Arbeitsplatzversprechen abgeben.
Kuka-Chef Till Reuter wirkt jedenfalls zufrieden mit dem neuen, starken Anteilseigner. In seiner Rede vor den Aktionären sagt er zwei Mal, das Unternehmen wolle weiter in den Standort Augsburg investieren. Ins Detail geht er nicht. Im Gespräch mit unserer Zeitung am Rande der Hauptversammlung wird der Manager dann konkreter. Nachdem die Firma bereits rund 60 Millionen Euro in ein neues Technologieund Forschungszentrum in
DVON STEFAN STAHL ie Chinesen wollen sich keine Blöße geben. Sie wissen, wie kritisch ihr Engagement bei Kuka beäugt wird. Sollten die Investoren des Midea-Konzerns nur minimal von ihren Versprechen abrücken, würden sie der Vertragsbrüchigkeit bezichtigt. Da wäre den Managern nicht nur der Zorn der Beschäftigten in Augsburg, sondern auch politischer Unmut gewiss. Denn Kanzlerin Merkel mag Kuka. Sie beobachtet den Fortgang des Unternehmens, das sie als Aushängeschild deutscher Hochtechnologie betrachtet. Dass die High-Tech-Perle jetzt chinesischen Investoren gehört, ändert daran nichts.
Die Midea-Manager fahren derweil einen Kuschelkurs. Sie tragen die gleichen orangenen Krawatten wie deutsche Kuka-Manager. Orange ist die Firmenfarbe. Schließlich heißt ein chinesisches Sprichwort: „Glück ist das Einzige, was sich verdoppelt, wenn man es teilt.“Und weil die Midea-Leute so glücklich sind, sich Kuka trotz aller Widerstände geschnappt zu haben, setzen sie bewusst Zeichen der Freude, um Skeptiker in ChinaFreunde zu verwandeln. Dass der Roboterbauer an seinem Augsburger Stammsitz in den nächsten Jahren gut 100 Millionen Euro investieren darf, ist ein starkes Signal.
Doch die Wahrheit über die glücklichen Chinesen und Kuka wird erst ab 2024 offenbar werden. Dann laufen die Job- und Standortgarantien aus. Dann kommt es zur Belastungsprobe, gerade wenn es wirtschaftlich schlechter läuft. In konjunkturell guten Zeiten wie diesen lässt sich Glück leicht teilen.