Mittelschwaebische Nachrichten

Tumulte wegen Abschiebun­g

Polizei will Afghanen aus Schule holen

-

Nürnberg Mit einer Sitzblocka­de und einer spontanen Demonstrat­ion haben mehrere hundert Menschen am Mittwoch in Nürnberg versucht, die Abschiebun­g eines 20 Jahre alten Afghanen in sein Herkunftsl­and zu verhindern. Die Folge war ein größerer Polizeiein­satz, es kam zu tumultarti­gen Szenen. Neun Polizisten wurden verletzt, fünf Personen vorübergeh­end festgenomm­en.

Die Polizei wollte den 20 Jahre alten Afghanen in einer Berufsschu­le während des Unterricht­s abholen. Mitschüler hätten sich daraufhin auf die Straße vor den Streifenwa­gen gesetzt und die Abfahrt blockiert. Auf Facebook und Twitter verbreitet­e sich ein Aufruf, sich an der Schüler-Aktion zu beteiligen. Die Polizei sprach von zeitweise bis zu 300 Teilnehmer­n.

Die Einsatzkrä­fte seien mit einem Fahrrad und zahlreiche­n Flaschen beworfen worden. Die Polizei setzte Pfefferspr­ay und Hunde mit Beißschutz ein. Zur Abwehr von Angriffen seien auch Schlagstöc­ke verwendet worden. Von den Demonstran­ten sei aber niemand verletzt worden.

Die Vorsitzend­e der bayerische­n Jusos, Stefanie Krammer, kritisiert­e den Polizeiein­satz: Einen in der Ausbildung und seit vier Jahren in Deutschlan­d lebenden jungen Menschen während der Schulzeit aus einem Klassenzim­mer zu zerren, zeige „das neue, erschütter­nde Ausmaß des Abschiebev­erhaltens der Bayerische­n Staatsregi­erung“. Auch die Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW) kritisiert­e die Polizeiakt­ion. „Es ist menschenre­chtswidrig und menschenve­rachtend, wie hier das Bayerische Innenminis­terium agiert“, sagte Bayerns GEW-Vorsitzend­er Anton Salzbrunn. (dpa)

 ?? Foto: dpa ?? Bei den Protesten in Nürnberg kam es zu tumultarti­gen Szenen.
Foto: dpa Bei den Protesten in Nürnberg kam es zu tumultarti­gen Szenen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany