Mittelschwaebische Nachrichten

Wer vertritt Deutschlan­d auf der documenta 14?

Rund 200 Namen sind gesetzt, ein Viertel der Teilnehmer dieser aktuellen Schau ist aber bereits verstorben

-

Kassel rüstet sich für die documenta. Bis zur Eröffnung in der nächsten Woche wird gebaut, gehängt, aufgestell­t. Ab Mittwoch geht’s los für Presse und Fachbesuch­er, ab Samstag für die Öffentlich­keit. Auf vielen öffentlich­en Plätzen in der Innenstadt sind schon jetzt Kunstwerke zu sehen: Die historisch­e Torwache verschwind­et hinter Jute, ein Obelisk wächst auf dem Königsplat­z in den Himmel, der schon mehrfach beschriebe­ne Tempel-Nachbau „Parthenon der Bücher“der argentinis­chen Künstlerin Marta Minujín wird weiter mit (zensierten) Büchern behängt.

In diesem Jahr ist die documentaK­atze schon ein Stück weit aus dem Sack: Ihr künstleris­che Leiter Adam Szymczyk hatte ja Athen zum gleichbere­chtigten Standort ausgerufen, und was die Besucher in Kassel erwartet, ist in seinen Grundzügen seit April schon in Griechenla­nd zu sehen. Wenn man von Athen auf Kassel schließen kann, erwartet die Besucher bis Mitte September vieles, was unter der Bezeichnun­g Performanc­e und Interventi­on läuft.

Auch Soundkunst hat einen großen Anteil. Wispernde Lautsprech­er in der Stadt, Tänzer zwischen antiken Tempeln. Dazu ein Zelt zum gemeinsame­n Essen, Schafe zum (blau) einfärben und Rentierfel­le, auf denen ausgeruht werden kann – all das gehört zur monumental­en Schau. Ein weiterer Themenschw­erpunkt kommt in Kassel laut Pressestel­le aber hinzu: das Thema Restitutio­n, also die Rückerstat­tung geraubter, enteignete­r oder zwangsverk­aufter Kulturgüte­r. Eigentlich wollte Szymczyk den Gurlitt-Nachlass nach Kassel holen, aber der Plan scheiterte am Veto der Politik.

Knapp 30 Orte bespielt die documenta in Kassel. Fast alle Museen der Stadt sind dabei, aber auch ungewöhnli­che Locations wie ein ehemaliges Lederwaren-Geschäft, ein Kino, eine Halle auf dem Uni-Gelände sowie die ehemalige Hauptpost. Das Gebäude liegt in einem Problemvie­rtel – nur wenige Meter entfernt gab es vor ein paar Tagen eine Messerstec­herei. In der ehemaligen Post sollen die aktuellste­n künstleris­chen Positionen zu sehen sein, während im Museum „Neue Galerie“vor allem historisch­e Positionen ausgestell­t sind. Und im Fridericia­num ziehen weit über 200 Kunstwerke aus der Sammlung des Athener Museums für Zeitgenöss­ische Kunst (EMST) ein.

Rund 200 Teilnehmer umfasst die Künstler-Liste der documenta 2017. Etwa ein Viertel davon, man staune, sind bereits verstorben. Und der Älteste darunter, der Kupferstec­her Étienne Baudet, arbeitete vor allem im 17. Jahrhunder­t. Interessan­t natürlich, welche deutschen beziehungs­weise deutschstä­mmigen Künstler an der Weltkunsts­chau teilnehmen:

● Maria Eichhorn (* Bamberg 1962, Konzeptkun­st)

● Hans Haacke (* Köln 1936, Konzeptkun­st)

● Daniel Knorr (* Bukarest 1968, Installati­on)

● Olaf Holzapfel (* Dresden 1967, Installati­on, Fotografie)

● Ulrich Wüst (* Magdeburg 1949, Fotografie)

● Rainer Oldendorf (* Lüchow 1961, Film, Foto, Installati­on)

● Gernot Minke (* Rostock 1937, ökologisch­e Architektu­r)

● Franz Boas (1858 – 1942, Fotografie)

● Maria Ender (1897 – 1942, Malerei) dpa, Rüdiger Heinze

 ?? Foto: Kerpf ?? Der Künstler Olaf Holzapfel stellte 2013 auch schon im Augsburger Holbeinhau­s sowie im Siebentisc­hwald aus.
Foto: Kerpf Der Künstler Olaf Holzapfel stellte 2013 auch schon im Augsburger Holbeinhau­s sowie im Siebentisc­hwald aus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany