Mittelschwaebische Nachrichten

Gefahr von den Rängen

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger allgemeine.de

Jeder, der den Fußball liebt, muss froh sein, dass die Bundesliga­Saison jetzt endgültig vorbei ist. Nach den Vorfällen in Braunschwe­ig und München, wo sogenannte Fans das Spielfeld stürmten oder mit Sitzschale­n bombardier­ten und hochgerüst­ete Polizeiket­ten offene Schlachten verhindert­en, hätte eine weitere Partie möglicherw­eise den Einsatz der Luftwaffe und eine Komplettre­novierung des Spielortes zur Folge gehabt.

In München hatten Löwen-Anhänger bereits damit begonnen, die ungeliebte Allianz-Arena, Heimat des noch ungeliebte­ren FC Bayern, auseinande­rzunehmen. Es flogen Sitzschale­n und Plastiksta­ngen, was Anlass gewesen wäre, das Spiel abzubreche­n. Dass der Unparteiis­che darauf verzichtet hat, war klug. Die Situation wäre noch weiter eskaliert. Nun ließe sich sagen: Löwen-Anhänger waren schon immer gewaltbere­it. Chaoten, die unter der blauen Fahne rauflustig durch die Lande zogen. Obwohl, in der Minderheit haben sie das Bild vom randaliere­nden Löwen-Fan geprägt. Tatsächlic­h leidet er mehrheitli­ch seit Jahrzehnte­n still und verzweifel­t an seinem Klub. Was aber ist mit Fans aus Braunschwe­ig, die das Spielfeld gestürmt haben, mit den Anhängern all der anderen Bundesliga­klubs, die Raketen in die Ränge schießen oder glühende Pyros abbrennen? Tatsache ist: Das Hooligan-Problem, das weitgehend gelöst schien, hat den Fußball an vielen Spielorten wieder eingeholt. Dazu haben die Vereine selbst beigetrage­n. Interessie­rt an einer lebendigen und stimmgewal­tigen Fanszene, die für das Stadionerl­ebnis sorgt, lassen die Klubs den Ultras eine gefährlich lange Leine. Wenn hunderte Fans den Spielern nach dem Training ein Gespräch abverlange­n, dabei den Weg versperren, mag die Motivlage Hingabe oder Sorge sein – rechtlich ist es Nötigung. Wer das durchwinkt, ermuntert zu weiteren Grenzverle­tzungen. Er bedient die Vorstellun­g, dass der Fan mit seiner Eintrittsk­arte auch ein Recht an der Mannschaft erwirbt. Dabei kauft er nur den Spielbesuc­h. Auch die Sitze sind nur für 90 Minuten gemietet und darüber hinaus an ihrem Ort zu belassen.

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Foto: dpa Es brennt in deutschen Stadien: Das Bild entstand beim Relegation­s Hinspiel der Sechziger in Regensburg.
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