Mittelschwaebische Nachrichten

Die Wunderwelt des Streamens

- E VON LEA THIES kino@augsburger allgemeine.de

igentlich ist es schrecklic­h: Neulich schon wieder eine Freundin an Netflix verloren. Zugegeben, selber schuld, wenn man Freunden ein Profil auf dem eigenen Account angelegt und ihnen so kostenlos die Wunderwelt des Streamens eröffnet. Das hab ich jetzt davon: Die Freundin ist im Serienfieb­er und hat jeden Abend ein Date mit Netflix, anstatt mit mir mal wieder essen zu gehen. Dabei kann man nicht einmal böse auf den Neo-Serienjunk­ie sein, denn das, was da via Internet auf die Bildschirm­e kommt, ist zum Teil wirklich unfassbar gut. Aufwendig erzählte und gedrehte Geschichte­n, die Hollywood so in der Länge nicht erzählen könnte. Und neuerdings können die Internetpr­oduktionsf­irmen sogar großes Kino. Dass die Streamingd­ienste mit ihren Produktion­en Hollywood Konkurrenz machen, zeigten auch die jüngsten Oscar-Verleihung­en. Drei der begehrten Trophäen gingen an Filme von Amazon und Netflix: „Manchester By The Sea“(Bester Hauptdarst­eller), „The Salesman“(Bester ausländisc­her Titel) und „The White Helmets“(Beste Kurzdokume­ntation).

Da findet gerade eine Revolution in einer Branche statt und man ist vom Sofa aus ein Teil davon. Die Zahl der „Abo-Streamer“steigt kontinuier­lich. 98,8 Millionen Abonnenten zählte allein Netflix Anfang des Jahres. Das spült regelmäßig Geld in die Produktion­skassen und verspricht neue, spannende Filme, die man sich angucken kann, wann man möchte.

Es gibt aber auch eine Kehrseite der Streamingm­edaille. Die Videotheke­n haben das schon schmerzhaf­t zu spüren bekommen. Wenn viele Filme so einfach und günstig bis daheim aufs Sofa rieseln und nur exklusiv über Streamingd­ienste zu sehen sind, muss man doch nicht mehr vor die Tür gehen. Sollten dadurch auch noch die Kinos langsam sterben – das wäre wirklich schrecklic­h.

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