Mittelschwaebische Nachrichten
Im Thannhauser Freibad wird heuer nicht gebadet
Aufgrund einer Algenblüte muss das Bad saniert werden. Mit der Folge, dass der Betrieb in diesem Sommer ausgesetzt wird
Thannhausen In diesem Sommer bleibt das Thannhauser Freibad geschlossen. Einstimmig verabschiedeten die Mitglieder des Bauausschusses diesen Beschluss. Zwar ist die Wasserqualität nach wie vor ausgezeichnet. So klar und sauber, dass man das Wasser direkt aus dem See trinken könnte. Doch auf der Wasseroberfläche schwimmen zahlreiche kleine, schaumig-braune Inseln aus abgestorbenen Algen, die nicht nur unappetitlich aussehen, sondern auch so riechen. Sie steigen vom Grund des Sees auf. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einer Algenblüte.
Die Ursache für dieses Phänomen ist ein natürlicher Verlandungsprozess, dem im Grunde alle stehenden Gewässer ausgesetzt sind, erklärte Lukas Tretbar vom Ingenieurbüro Kling Consult den Thannhauser Ratsmitgliedern. Der Eintrag orga- nischen Materials, etwa Laub von den umgebenden Bäumen, von Phosphat, Nitrat und Eisen sorgen dafür, dass das natürliche Gleichgewicht des Sees umkippt. Experten wie Tretbar sprechen dann von einem „eutrophierten“Gewässer.
In der Folge nimmt der Sauerstoffgehalt im Wasser immer mehr ab, was dazu führt, dass den auf Sauerstoff angewiesenen Bakterien, die normalerweise die abgestorbene Biomasse zersetzen, die Lebensgrundlage entzogen wird.
Die Thannhauser müssen ihr geliebtes Bad deswegen aber noch lange nicht abschreiben. Ingenieur Tretbar stellte mehrere Varianten vor, wie das Gewässer wieder ins Gleichgewicht gebracht werden kann. Schnell, aber nicht besonders nachhaltig, wäre das Absaugen oder Ausbaggern der Sedimente. Diese Karte wurde schon einmal gespielt, die aktuelle Situation zeigt die begrenzte Wirksamkeit. Hinzu kommt, wie Tretbar erläutert, dass die ausgebaggerte Biomasse nach dem Abfallwirtschaftsgesetz als Abfall gilt und daher kostspielig entsorgt werden muss. Allein die schiere Menge – im tiefen Schwimmerbereich ist die Schlammschicht etwa einen Meter mächtig – würde die Kosten explodieren lassen. Tretbar spricht von einem sechsstelligen Betrag.
Wesentlich günstiger und nachhaltiger wäre das von Tretbar empfohlene Drausy-Verfahren, bei dem über Kompressoren und Schläuche Druckluft in das Wasser geblasen wird. Man kann sich das ähnlich vorstellen wie die Belüftung eines Aquariums, nur in deutlich größerem Maßstab. Bei dieser biologischen Methode wird das ökologische Gleichgewicht des Sees allmählich wieder hergestellt. Nachteil dieses Verfahrens ist die lange Dauer. Der von Tretbar kontaktierte Hersteller könnte die Anlage frühestens im September im Thannhauser Bad installieren, weil im Vorfeld zahlreiche Planungsschritte erfolgen müssten. Dann würde das System mindestens zwei Jahre laufen. Positive Effekte seien aber bereits im ersten Jahr sichtbar, versichert Tretbar. Die Kosten würden sich auf rund 40 000 Euro belaufen.
„Wir müssen was tun“, fasste Bürgermeister Georg Schwarz die Stimmung zusammen. Er unterstrich, dass das Problem in erster Linie ein optisches sei. Dennoch könne die Stadt eine Öffnung des Bades in diesem Zustand nicht verantworten. Peter Schoblocher (FW) machte sich für den Einsatz des DrausyVerfahrens stark, „mit der Folge, dass es heuer nix mehr wird mit dem Bad. Aber alles andere ist vergebene Liebesmüh.“Dem pflichteten die Ausschussmitglieder bei. Einstimmig beschlossen sie die „schnellstmögliche Umsetzung“dieses Verfahrens.