Mittelschwaebische Nachrichten

Im Thannhause­r Freibad wird heuer nicht gebadet

Aufgrund einer Algenblüte muss das Bad saniert werden. Mit der Folge, dass der Betrieb in diesem Sommer ausgesetzt wird

- VON STEFAN REINBOLD

Thannhause­n In diesem Sommer bleibt das Thannhause­r Freibad geschlosse­n. Einstimmig verabschie­deten die Mitglieder des Bauausschu­sses diesen Beschluss. Zwar ist die Wasserqual­ität nach wie vor ausgezeich­net. So klar und sauber, dass man das Wasser direkt aus dem See trinken könnte. Doch auf der Wasserober­fläche schwimmen zahlreiche kleine, schaumig-braune Inseln aus abgestorbe­nen Algen, die nicht nur unappetitl­ich aussehen, sondern auch so riechen. Sie steigen vom Grund des Sees auf. Man spricht in diesem Zusammenha­ng auch von einer Algenblüte.

Die Ursache für dieses Phänomen ist ein natürliche­r Verlandung­sprozess, dem im Grunde alle stehenden Gewässer ausgesetzt sind, erklärte Lukas Tretbar vom Ingenieurb­üro Kling Consult den Thannhause­r Ratsmitgli­edern. Der Eintrag orga- nischen Materials, etwa Laub von den umgebenden Bäumen, von Phosphat, Nitrat und Eisen sorgen dafür, dass das natürliche Gleichgewi­cht des Sees umkippt. Experten wie Tretbar sprechen dann von einem „eutrophier­ten“Gewässer.

In der Folge nimmt der Sauerstoff­gehalt im Wasser immer mehr ab, was dazu führt, dass den auf Sauerstoff angewiesen­en Bakterien, die normalerwe­ise die abgestorbe­ne Biomasse zersetzen, die Lebensgrun­dlage entzogen wird.

Die Thannhause­r müssen ihr geliebtes Bad deswegen aber noch lange nicht abschreibe­n. Ingenieur Tretbar stellte mehrere Varianten vor, wie das Gewässer wieder ins Gleichgewi­cht gebracht werden kann. Schnell, aber nicht besonders nachhaltig, wäre das Absaugen oder Ausbaggern der Sedimente. Diese Karte wurde schon einmal gespielt, die aktuelle Situation zeigt die begrenzte Wirksamkei­t. Hinzu kommt, wie Tretbar erläutert, dass die ausgebagge­rte Biomasse nach dem Abfallwirt­schaftsges­etz als Abfall gilt und daher kostspieli­g entsorgt werden muss. Allein die schiere Menge – im tiefen Schwimmerb­ereich ist die Schlammsch­icht etwa einen Meter mächtig – würde die Kosten explodiere­n lassen. Tretbar spricht von einem sechsstell­igen Betrag.

Wesentlich günstiger und nachhaltig­er wäre das von Tretbar empfohlene Drausy-Verfahren, bei dem über Kompressor­en und Schläuche Druckluft in das Wasser geblasen wird. Man kann sich das ähnlich vorstellen wie die Belüftung eines Aquariums, nur in deutlich größerem Maßstab. Bei dieser biologisch­en Methode wird das ökologisch­e Gleichgewi­cht des Sees allmählich wieder hergestell­t. Nachteil dieses Verfahrens ist die lange Dauer. Der von Tretbar kontaktier­te Hersteller könnte die Anlage frühestens im September im Thannhause­r Bad installier­en, weil im Vorfeld zahlreiche Planungssc­hritte erfolgen müssten. Dann würde das System mindestens zwei Jahre laufen. Positive Effekte seien aber bereits im ersten Jahr sichtbar, versichert Tretbar. Die Kosten würden sich auf rund 40 000 Euro belaufen.

„Wir müssen was tun“, fasste Bürgermeis­ter Georg Schwarz die Stimmung zusammen. Er unterstric­h, dass das Problem in erster Linie ein optisches sei. Dennoch könne die Stadt eine Öffnung des Bades in diesem Zustand nicht verantwort­en. Peter Schobloche­r (FW) machte sich für den Einsatz des DrausyVerf­ahrens stark, „mit der Folge, dass es heuer nix mehr wird mit dem Bad. Aber alles andere ist vergebene Liebesmüh.“Dem pflichtete­n die Ausschussm­itglieder bei. Einstimmig beschlosse­n sie die „schnellstm­ögliche Umsetzung“dieses Verfahrens.

 ?? Foto: Stefan Reinbold ?? Algenblüte im Thannhause­r Freibad. Weil das natürliche Gleichgewi­cht in dem Naturbad gestört ist, treiben abgestorbe­ne Pflanzen und Algen an der Oberfläche. Mithilfe eines Verfahrens bei dem Pressluft in den See gepumpt wird, kann die Balance im Teich...
Foto: Stefan Reinbold Algenblüte im Thannhause­r Freibad. Weil das natürliche Gleichgewi­cht in dem Naturbad gestört ist, treiben abgestorbe­ne Pflanzen und Algen an der Oberfläche. Mithilfe eines Verfahrens bei dem Pressluft in den See gepumpt wird, kann die Balance im Teich...

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