Mittelschwaebische Nachrichten
Letzte Chance vor dem Knast
Der Angeklagte wird schwer belastet
Memmingen/Nersingen Eine „goldene Brücke“bekam ein 72-jähriger Gastwirt aus dem Neu-Ulmer Umland vom Vorsitzenden Richter Jürgen Hasler beim Landgericht Memmingen am dritten Verhandlungstag gebaut: Der Serbe ist wegen gewerbsmäßiger Hehlerei angeklagt und hat bisher kein Wort zu der Anklage gesagt.
Nun wurden so erdrückende Beweise vorgelegt, dass dem Verteidiger Mihael Milosevic eine Art Hausaufgabe gegeben wurde. Er solle bitte, so Richter Hasler, bis zum nächsten Termin am kommenden Mittwoch mit dem Angeklagten besprechen, ob dieser nicht doch ein Geständnis ablegen wolle.
Für diesen Fall deutete der Vorsitzende an, könne noch eine Bewährungsstrafe in Betracht kommen, während ansonsten schon etwa drei bis vier Jahre Haft – diese natürlich ohne Bewährung – in Aussicht stünden.
Die Beweise waren gravierend: Drei Polizeibeamte der eigens für diesen Fall gebildeten „Ermittlungsgruppe Schwaben“schilderten akribisch den Gang der seit 2014 laufenden Detektiv-Arbeiten. Den teilweise bereits verurteilten Mitgliedern einer Einbrecherbande war man zunächst durch Hinweise einer „Vertrauensperson“sowie der Staatsanwaltschaft Salzburg auf die Schliche gekommen. Demnach soll der Angeklagte Uhren und Schmuck aus einer Einbruchserie zum Verlauf angeboten und den Tätern bei der Beschaffung von Mietwagen geholfen haben.
Denn die Autos wechselten die Einbrecher ebenso schnell wie ihre Mobiltelefone und SIM-Karten, womit sie aber nicht verhindern konnten, dass ihnen die Kripo auf der Spur blieb. Zwei Mobile Einsatzkommandos („MEK“) aus Göppingen und Augsburg observierten auch die wechselnden Fahrzeuge ständig anhand von GPS-Daten, und sämtliche Mobiltelefone wurden trotz aller Karten- und Gerätewechsel laufend abgehört. Obwohl sich die Täter dabei „äußerst konspirativ“verhielten, wie ein Kripobeamter detailliert schilderte, konnten dabei Kontakte der Einbrecher mit dem nun wegen Hehlerei Angeklagten sogar mit Fotos nachgewiesen werden.
Beim Angeklagten konnten die Polizisten dann auch eine große Menge des Diebesguts sicherstellen, aus dem beim neuerlichen Termin vor Gericht mehrere Zeugen eine Menge an Schmuck, Uhren und Münzen als ihr Eigentum wiedererkannten. (ws)