Mittelschwaebische Nachrichten

Macron hofft auf den zweiten Streich

Bei den Parlaments­wahlen könnte die Partei des Präsidente­n die absolute Mehrheit in der Nationalve­rsammlung erhalten. Morgen geht es in die erste Runde

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dem Votum noch einen erzwungene­n Optimismus zur Schau tragen.

Vor allem die Sozialiste­n erwarten nichts weniger als die Apokalypse – und räumen das recht ungeschmin­kt ein. „Es kann für uns ein Debakel mit einer historisch­en Niederlage der Linken geben“, prognostiz­iert der Sozialiste­nchef JeanChrist­ophe Cambadélis. Er selbst, der seit rund 20 Jahren seinen Wahlbezirk im Nordosten von Paris, einer Bastion der Linken, verteidigt hat, droht diesen zu verlieren – und zwar an den 33-jährigen Mounir Mahjoubi, der für die Präsidente­npartei antritt und als jüngstes Kabinettsm­itglied Staatssekr­etär für digitale Wirtschaft ist. Sollte Mahjou- bi scheitern, muss er allerdings die Regierung verlassen.

Nicht ganz so pessimisti­sch wie die Sozialiste­n geht die radikale Linken ins Rennen. Dennoch dürfte die Partei „Das widerspens­tige Frankreich“dem Meinungsfo­rschungsin­stitut Fondapol zufolge nur 15 bis 25 Sitze gewinnen, die Sozialiste­n 20 bis 35 (bisher waren es 292!), die Republikan­er wären demnach mit 133 bis 153 (bisher 199) immerhin noch die größte Opposition­skraft. Allerdings sind auch die Konservati­ven geschwächt, zumal mit Premier Édouard Philippe oder Wirtschaft­sminister Bruno Le Maire einige der ihren an der Regierung beteiligt sind. Der Front National, der bis- lang nur zwei Abgeordnet­e stellte, kann wohl mit neun bis 16 Sitzen rechnen – ab 15 Abgeordnet­en ist die Bildung einer eigenen Parlamenta­riergruppe möglich. Parteichef­in Marine Le Pen hat immerhin gute Chancen, in ihrer nordfranzö­sischen Hochburg Hénin-Beaumont ein Mandat zu gewinnen.

Das französisc­he Wahlsystem macht es für kleinere Parteien schwierig, Abgeordnet­enmandate zu erringen. Die Franzosen wählen in 577 Wahlkreise­n jeweils einen Abgeordnet­en. Ähnlich wie in Großbritan­nien gilt dabei das Prinzip „Der Sieger nimmt alles“, die

Das Wahlsystem macht es kleinen Parteien schwer

Stimmen der unterlegen­en Kandidaten werden bei der Sitzvertei­lung im Parlament nicht berücksich­tigt. Ein Kandidat ist schon im ersten Wahlgang gewählt, wenn er mehr als die Hälfte der abgegebene­n Stimmen in seinem Wahlkreis bekommt. Zugleich müssen damit mindestens 25 Prozent aller Wahlberech­tigten für ihn gestimmt haben. Ansonsten entscheide­t eine Stichwahl eine Woche später. An der können alle Kandidaten teilnehmen, für die im ersten Wahlgang mindestens 12,5 Prozent der Wahlberech­tigten des Wahlkreise­s gestimmt haben. In der zweiten Runde gewinnt, wer die meisten Stimmen bekommt.

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