Mittelschwaebische Nachrichten

Zwei Brüder lieben’s querfeldei­n

Georg und Andreas Egger steuern ihre Räder am liebsten über Wiesen und Hänge. Einer der beiden will das sogar bei Olympia 2020 tun. Welche Tipps sie für Anfänger haben

- VON ALEXANDER SING

Obergesser­tshausen Noch leicht verschwitz­t von einer kleinen Tour durch den heimischen Forst, sitzen Georg und Andreas Egger am Küchentisc­h in einem Haus am Rand von Obergesser­tshausen. Die 22 und 21 Jahre alten Brüder sind in dem Aichener Ortsteil aufgewachs­en. In der Garage neben dem Haus steht ihr wertvollst­er Besitz. Mehrere Mountainbi­kes, ordentlich in Ständern aufgereiht, warten dort auf eine Ausfahrt. Drumherum liegt und steht genug Werkzeug, um eine kleine Fahrradwer­kstatt zu betreiben. Drinnen haben sich die Brüder alkoholfre­ies Bier eingeschen­kt. Isotonisch, genau das Richtige nach dem Sport. Kilometerl­ang über Wiesen, durch Wälder und Hänge hinauf und hinunter zu fahren kostet Kraft. Aber einfach nur auf der Straße zu fahren, das ist den Brüdern zu langweilig. Ihre Leidenscha­ft ist das sogenannte Cross Country. Wer bei den Rennen in dieser Mountainbi­ke-Disziplin vorne mitfahren will, der braucht nicht nur Ausdauer und Kraft, sondern auch eine gute Fahrtechni­k und Konzentrat­ion. All das haben sich die Eggers über Jahre hinweg antrainier­t.

Am heimischen Küchentisc­h berichten sie von ihren Zielen. Georg Eggers Traum ist die Teilnahme an den Olympische­n Spielen 2020 in Tokio. Doch die Konkurrenz ist groß. „Da kämpfen etwa zehn Leute um zwei bis drei Plätze im Kader.“Um dafür noch besser trainieren zu können, hofft Georg Egger auf einen Profivertr­ag. Er startet schon seit mehreren Jahren für das semi-profession­elle Lexware-Team und gehört dem deutschen U-23-Nationalka­der an. Ein von Sponsoren finanziert­er Profi-Rennstall würde noch bessere Möglichkei­ten bieten.

Aktuell studiert der 22-Jährige Maschinenb­au an der Hochschule Augsburg und kann auch dank eines Förderprog­ramms seiner Leidenscha­ft nachgehen. „Für einen Profivertr­ag muss man bei internatio­nalen Rennen auf sich aufmerksam machen. Da habe ich im vergangene­n Jahr leider mehrmals das Podest knapp verfehlt.“In der neuen Saison klappt es schon besser für den 66. der Weltrangli­ste. Beim Weltcup in Altenstadt kam Georg Egger auf Platz zwei ins Ziel.

Andreas hat bescheiden­ere Ziele. Der 21-Jährige, der für den MSC Wiesenbach an den Start geht, will erst einmal auf internatio­naler Ebene Fuß fassen und sich in den Top 20 der deutschen Fahrer etablieren. Auch der Anschluss an ein Team würde dabei helfen.

Zum Mountainbi­ke kamen die Brüder nach dem frühen Tod ihrer Mutter. Gemeinsam mit ihrem Vater waren sie auf der Suche nach einer Ablenkung von der Trauer. Ein Bekannter holte Georg in seine Mountainbi­ke-Hobbymanns­chaft und der damals Zwölfjähri­ge gewann auf Anhieb die Landkreism­eisterscha­ft. „Mit dem Spaß kam der Erfolg, auch wenn ich am Anfang noch sehr wenig Disziplin hatte, was das Training angeht.“Andreas Egger eiferte schon bald seinem großen Bruder nach und bald gab es für sie nichts anderes mehr. „Wir haben unsere Aldi-Bikes lackiert und sind damit über selbst gebaute Schanzen gesprungen. Im Urlaub haben wir den ganzen Tag an der Rampe verbracht.“

Von den beiden Brüdern ist Andreas der Tüftler. Nach einer Ausbildung zum Feinwerkme­chaniker bei der Firma Wanzl repariert er mittlerwei­le in Teilzeit „Bikes“in einem Radgeschäf­t. Ihren eigenen Rädern widmen die Brüder aber gar nicht so viel Aufmerksam­keit, wie man denken könnte. „Etwa eineinhalb Stunden pro Woche reichen für die Wartung. Hauptsache, das Material hält“, ist die Devise von Georg Egger. „Da sind manche Hobbysport­ler schlimmer als wir.“Wer es selbst einmal querfeldei­n mit dem Rad versuchen möchte, für den haben die Eggers ein paar Tipps parat.

„Mit dem Trekkingra­d klappt das nicht. Man braucht schon ein Mountainbi­ke mit breiten Reifen und einer Federgabel. 1000 Euro sollte man schon investiere­n“, sagt Andreas Egger. Er rät auch davon ab, sich das Rad in Einzelteil­en online zu bestellen. „Bei der Montage können immer Fehler passieren. Besser ist es, sich im Geschäft beraten zu lassen.“In Sachen Sicherheit gibt es keine zwei Meinungen. „Ob wir einen Helm anziehen oder nicht, darüber denken wir gar nicht nach. Denn Stürze gehören zu diesem Sport einfach dazu“, sagt Georg Egger. Außerdem seien Handschuhe, eine Radbrille, eine eng anliegende Radlerhose und Schuhe mit Klickpedal­en zu empfehlen. Durch sie sind Füße und Pedale verbunden und man kann auch den Aufschwung nutzen.

Eine weitere Fehlerquel­le bei Anfängern sei auch das Überschätz­en der eigenen Kondition. „Viele geben zu früh zu viel. Es ist wichtig, langsam zu starten. Am Ende kann man sich dann auspowern“, rät Georg Egger. Wer all das beachtet, so die Brüder, habe einen tollen Sport gefunden. „Das ist wie Joggen. Einfach raus und die Wege fahren, die man will.“

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Foto: Alexander Sing Andreas (links) und Georg Egger trainieren zwölf bis 15 Stunden pro Woche für ihre Leidenscha­ft. Besonders gerne sind sie im heimischen Wald nahe Obergesser­tshausen un terwegs. An den Hinderniss­en dort haben sie selbst mitgebaut.

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